Nach den hohen Bergen in Bulgarien geht es endlich wieder ans Meer...
Zuerst ein kurzer Rückblick auf die letzte Woche:
Am gestrigen Sonntag hatten wir für heute Vormittag die Jeep-Fahrt zur Bergstation gebucht um hier oben die 7-Rila-Seen zu erwandern. Obwohl wir dann am Abend doch länger als geplant zusammensaßen, schaffen wir es pünktlich bis um neun zum Treffpunkt. Außer uns vieren fährt auch noch ein älteres bulgarisches Paar mit… würde mich mal interessieren, was die bezahlt haben 😉
Und schon beginnt eine sehr abenteuerliche Fahrt. Unser Fahrer steht anscheinend auf den Nervenkitzel, denn anstatt eines normalen Waldweges entscheidet er sich dafür in Harvesterspuren (so sieht der Weg jedenfalls aus) richtig steil nach oben zu fahren…. Problem hierbei sind die vielen kleinen Gebirgsbäche, die über Nacht gefroren sind. An einer Stelle müssen wir alle aussteigen und zu Fuß weitergehen, da es der Jeep ansonsten nicht schafft.
Während der viertelstündigen Fahrt raucht unser Chauffeur nebenbei auch noch an die 10 Kippen und zu Martin meint er, dass er sich nicht anschnallen soll (um bei einem Unfall schnell aus dem Auto zu kommen?). Dabei hat Martin auf dem Beifahrersitz als einziger überhaupt einen Gurt… Die beiden Dänen mussten im Kofferraum Platz nehmen, dessen Türen nicht mehr richtig schließen und daher immer mal wieder aufgehen. Ganz schön aufregend am frühsten Morgen 😀
Schon als wir die Baumgrenze erreichen, bietet sich uns ein Wahnsinnsausblick und wenig später oben angekommen brechen wir gleich zur Rundwanderung auf. Wir sind richtig froh, dass wir nicht an Wochenende oder im Sommer hier sind, denn da ist bestimmt richtig viel los. So haben wir den Wanderweg und die tolle Aussicht fast für uns allein. Zum Glück haben wir richtig gutes Wetter, denn den Temperaturunterschied zum Tal merkt man deutlich. Im Schatten friert man trotz Bewegung; zusätzlich zur Mütze setzen wir oft sogar noch unsere Kapuzen auf.
Der Ausblick über umliegenden Täler und Gipfel entschädigt aber natürlich. Wie immer halten wir oft an und schauen uns einfach nur um. Daher brauchen wir wohl auch recht lange für die insgesamt ca. 10 km. Am höchsten Punkt angekommen wollen wir dann eigentlich unsere Mittagspause machen, aber der Wind ist so kalt, dass wir das auf später verschieben. Am späten Nachmittag erreichen wir dann wieder die Bergstation und rufen unseren Fahrer an. Die Fahrt zurück nach unten ist nicht weniger abenteuerlich: wieder müssen ein paar Leute im Kofferraum sitzen und auf die Rückbank quetschen wir uns zu viert. Das Gute daran ist, dass ich dadurch nicht sehe wie steil es vor dem Auto nach unten geht 😀
Da wir uns jetzt einfach nur noch mit einer Dusche aufwärmen möchten, fahren wir noch bis zum Campingplatz im Tal. Obwohl wir ganz schön müde sind machen wir uns dann nochmal auf in ein Restaurant im Ort – es ist schließlich unser letzter Abend in Bulgarien. So richtig ersichtlich ist aus der Karte nicht, wie groß die Portionen eigentlich sind. Daher sind wir dann ganz schön überrascht, wieviele Teller und Platten die Kellnerin auf unseren Tisch stellt. Alles schmeckt sowas von lecker, aber wir schaffen es leider nicht aufzuessen.
Am Dienstag fahren wir dann weiter nach Sandanski, wo es in der Nähe heiße Quellen gibt. Eigentlich wollten wir nur mal kurz anhalten und ein Bad nehmen, aber dann treffen wir eine Familie und ein Pärchen, die auch über Nacht hier stehen bleiben werden. Nach dem entspannenden Bad fühle ich mich richtig gut aufgewärmt (Martin war es zu warm 😉 ) und wir beschließen spontan doch noch eine Nacht länger in Bulgarien zu bleiben. Am Abend setzen wir uns dann alle zusammen und werten unsere Reiseerlebnisse der letzten Monate aus.
Da wir am vorherigen Abend noch einen Tipp bekommen haben, fahren wir am Mittwochvormittag nochmal in die umliegenden Berge zum Kloster Rozhen bei Melnik. Von hier führt ein Weg zu den sogenannten Pyramiden von Rozhen – einzigartige Felsformationen im Sandgestein. Ein paar Minuten laufen wir über eine Kuhweide, auf der überall kleine Bäume und Sträucher stehen, bevor sich uns dann ein Ausblick über eine wunderschöne Felslandschaft bietet. Wir halten erstmal an und genießen die Sicht – kurz sind wir sprachlos, denn mit so etwas hätten wir überhaupt nicht gerechnet. Zuerst fällt mir der Vergleich mit Kappadokien ein, nur eben nicht so überlaufen. Stück für Stück gehen wir weiter, wobei man aber auch immer auf den Weg achten muss. Über die Zeit hat die Witterung dem Sandstein schon ziemlich zugesetzt. An einigen Stellen ist der Wanderweg nicht mehr sehr breit… Am Ende des Weges steht eine Eiche, die aussieht als ob sie versucht den Sandstein zusammenzuhalten. Eine wirklich sehr beeindruckende Landschaft und wir sind froh, dass wir diesen kleinen Umweg doch noch gemacht haben.
Auf dem Rückweg schauen wir kurz ins Kloster und genießen die Ruhe, die das Gebäude und die Umgebung ausstrahlt. Danach geht es wieder zurück in den aufregenden bulgarischen Straßenverkehr und zur Autobahn. Nach einer Woche verabschieden wir uns nun von Bulgarien. Für dieses so vielseitige Land ist das eigentlich eine viel zu kurze Zeit. Wir hatten geplant nur drei Tage hier zu bleiben uns selbst daraus ist wieder mehr geworden. Einerseits fanden wir es spannend, dass man hier bereits den türkischen Einfluss bemerkt und Bulgarien sich damit von unseren bisherigen Ländern doch etwas abhebt. Andererseits waren wir so positiv von den netten und hilfsbereiten Leuten überrascht. Wie zum Beispiel unser Taxifahrer Miro in Plovdiv: er selbst kann sich bisher seine Traumreise noch nicht erfüllen, aber er freut sich einfach über unsere Bekanntschaft und gibt uns Tipps für Reiseziele. Ähnliche Begegnungen gab es öfter, auch wenn ich hier nicht alle aufschreibe. Auf jeden Fall ein Land zum länger bleiben 🙂
Der Grenzübertritt nach Griechenland gestaltet sich dann aber leider recht zeitintensiv. Bereits das Formular, welches man aufgrund von Corona ausfüllen muss, war von allen bisherigen Ländern das Ausführlichste und auch Komplizierteste. Als wir dann nach fast einer Stunde endlich an der Reihe sind müssen wir beim ersten Beamten sämtliche Fahrzeugpapiere vorzeigen. Beim zweiten Beamten (besser gelaunt als der erste) wird dann unser Einreiseformular und die Corona-Impfung geprüft. Wir sind einfach nur froh, als wir es geschafft haben und wollen an unseren Stellplatz fahren, aber nein – erst noch Maut bezahlen. Bis kurz vor Sonnenuntergang schaffen wir es zum ersten Stellplatz in Griechenland und verbringen einen ruhigen ersten Abend am Ufer eines Flusses. Wir bemerken aber bereits, dass es nachts nicht mehr so kühl ist, wie noch in Bulgarien.
Am Donnerstag fahren wir zunächst weiter in Richtung Süden wo unser erstes Ziel die Halbinsel Sithonia ist. Zuerst halten wir an einer Raststätte an um mal wieder zu duschen. Danach entscheiden wir uns in der nächsten Stadt gleich mal die griechische Küche zu probieren. Wir finden eine Taverne, aber bereits das Bestellen ist schon abenteuerlich. Es gibt keine Karte, auf der wir einfach auf etwas zeigen können. Mit Händen, Füßen und dem Google Übersetzer bestellen wir dann, ohne wirklich zu wissen was 😀 Wir bekommen einen griechischen Salat mit Brot und danach Souflaki-Spieße mit Pommes. Typisch Thüringer brauchen wir natürlich noch eine Ditsche 😉 und bestellen uns Tzatziki dazu (wahrscheinlich kombiniert man das so in Griechenland aber nicht). Alles ist aber richtig lecker – vor allem die Tomaten und Gurken im Salat schmecken so gut, dass man eigentlich gar kein Dressing braucht.
Später fahren wir dann noch weiter bis zur Halbinsel Sithonia, die sozusagen zur größeren Halbinsel Chalkidiki gehört. Vor einigen Tagen muss es hier in der Gegend stark geregnet haben, denn während der Fahrt sehen wir oft Stellen wo Erde angespült bzw weggespült wurde. Auch eine Straße, über die das Navi uns schicken will, besteht nur noch aus Schlamm… Wir sind froh, als wir dann endlich in Ormos Panagias ankommen. Leider ist es schon so spät, dass ich mein Vorhaben im Meer zu schwimmen nicht mehr umsetzen kann 🙁
Am Freitag geht es dann erstmal in die nahe gelegene Stadt Nikiti. Jetzt Mitte November ist hier fast gar nichts mehr los und wir haben die Strandpromenade und die vielen Cafeś und Tavernen fast nur für uns. Viele Läden sind aber auch einfach geschlossen. Wir schlendern über einen Bauernmarkt, auf dem jetzt wirklich nur noch Einheimische sind. Außerdem mache ich einen Friseurtermin für Montag aus. Bis dahin wollen wir einmal um die Halbinsel fahren und einige Strände und Fischerdörfer erkunden. Am Nachmittag fahren wir dann weiter zu unserem Stellplatz für die Nacht.
Die Wege zu unseren ersten beiden Plätzen haben den Regen leider auch nicht gut überstanden doch schließlich finden wir einen abgelegenen und ruhigen Stellplatz. Es wirkt fast wie ein Lost Place, denn es gibt überall Straßen, Fußwege und Treppen – nur eben keine Häuser. Später erfahren wir, dass hier eine Siedlung gebaut werden sollte, was dann aber durch ein neues Gesetz nicht mehr möglich war. Als wir ankommen ist auch niemand da; bloß ein kleiner Hundewelpe. Wir denken uns erst nichts dabei, geben ihm etwas Wasser und Futter und erkunden erstmal die nähere Umgebung. Von hier hat man einen tollen Blick auf den Berg Athos, der sich auf der gegenüberliegenden Halbinsel befindet. Als wir zu Gustav zurück kommen wartet er noch auf uns. Ein anderer Mensch oder eine Hundemutti ist aber weit und breit nicht zu sehen. Später am Abend setzen wir uns mit einer Flasche Wein raus und er rollt sich gleich neben uns zusammen.
Ehrlich gesagt, wissen wir nicht, wie man sich jetzt richtig verhält. Wir waren froh, dass wir bisher in Rumänien und Bulgarien nicht in so eine Situation gekommen sind. Straßenhunde haben wir zwar bestimmt Tausende gesehen, aber keinen allein gelassenen Welpen. Wir beschließen darüber nachzudenken, wenn er morgen früh immer noch da ist.
Natürlich ist unser kleiner Kumpel immer noch da. Die ganze Nacht hat er immer wieder gewinselt, wodurch wir nicht unbedingt gut schlafen konnten. Wieder geben wir ihm etwas zu fressen und Wasser, aber wir wollen ihm auch nicht zu nahe kommen, denn dass er Flöhe usw. hat ist sicher. Daher versuchen wir ihn erstmal zu waschen, was mit unserem Wasservorrat auch nur bedingt möglich ist. Ich rufe bei einer Tierschutzorganisation an, aber hier wird mir gleich klar gemacht, dass es so viele Straßenhunde gibt, dass sie keinen mehr aufnehmen können. Am besten sollen wir ihn einfach mitnehmen. Wir entscheiden uns erstmal zum Tierarzt zu fahren, damit unser Kumpel seine Flöhe und Würmer los wird. Eigentlich hatte ich bei der Autofahrt mit lautem Bellen und viel Gegenwehr gerechnet oder dass er sich sogar übergeben muss. Aber anscheinend ist er so entkräftet, dass er sich der ganzen Prozedur einfach fügt.
Die Tierärztin verpasst ihm einen ganz schönen Chemiecocktail ins Fell und eine Wurmtablette gibt´s gleich noch dazu. Sie meint auch, dass er es wahrscheinlich die nächsten Tage ohne Hilfe nicht mehr lange geschafft hätte und dass wir ihn erstmal vorsichtig aufpäppeln sollen. Wir bekommen von ihr Hundefutter und für die Medizin möchte sie nicht einmal was haben. Wie es jetzt weitergeht wissen wir eigentlich immer noch nicht. Unseren neuen Kumpel Buddy nehmen wir erstmal mit und schauen einfach was die nächsten Tage bringen. Bisher ist er ja wirklich sehr pflegeleicht und auch ziemlich süß. Wir wählen als nächsten Stellplatz einen in der Nähe des Letzten in der (wenig sinnvollen) Hoffnung, dass irgendwie doch noch jemand vorbei kommt.
Am Strand lernen wir ein griechisches Paar – Lenny und seine Frau mit kompliziertem griechischem Namen 😉 – kennen mit denen wir uns für später am Lagerfeuer verabreden. Buddy ist mit Nahrung bestechlich und bleibt daher bis abends noch bei ihnen. Die beiden schenken uns dann auch noch einen frisch gefangenen Fisch und wir sitzen noch länger mit Wein am Feuer.
Auch am Sonntag haben wir für uns noch keine richtige Entscheidung zu Buddy treffen können. Wir wollen ihn auf keinen Fall irgendwo zurück lassen – das können wir einfach nicht. Aber es wäre auch sehr schwierig ihn auf unsere Reise mitzunehmen, denn Vieles können wir dann einfach nicht mehr spontan entscheiden. Und ob er sich an das Reisen gewöhnen kann ist ja auch fraglich. Außerdem wissen wir auch noch nicht, wie es nächstes Jahr dann weiter geht, wenn wir wieder zuhause sind. Eine Wohnung haben wir erstmal nicht und wenn wir beide wieder voll arbeiten müssen, was wird dann mit Buddy?
Dieser „undefinierte Zustand“ hinterlässt bei uns beiden gleichzeitig auch ein ungutes Gefühl, sodass wir dann richtig froh sind als wir an unserem nächsten Stellplatz Kirsten treffen. Sie hat bereits einen älteren Hund und kann uns erste Tipps geben. Martin und ich sind beide mit Hunden ziemlich unerfahren – bis jetzt hatten wir nur Katzen 😀 Außerdem bekommen wir von ihr eine kleine „Hunde-Reiseapotheke“. Aber auf jeden Fall ist das wieder Mal ein ziemlich krasser Zufall, dass wir sie genau jetzt treffen…
Diesen Stellplatz hatten wir uns eigentlich auch ausgesucht, weil wir endlich mal wieder duschen wollten. Die Strandduschen sind aber nur während der Saison aufgebaut. Glücklicherweise begegnen wir dem „Hotelhüter“, der außerhalb der Saison auf das Hotel aufpasst. Zamiel baut uns eine provisorische Dusche auf und wir nehmen Buddy gleich mit 😉 Außerdem füllen wir gleich unseren Wassertank wieder auf. Wir bieten Zamiel einen Kaffee an, aber er möchte lieber mit Martin ein Bier trinken (halb 10 vormittags) . 😀
Den geschenkten Fisch bereitet Martin dann zum Mittagessen zu und zusammen mit Kirsten genießen wir ein leckeres Sonntagsessen am Strand. Die Entscheidung über Buddys und unsere Zukunft haben wir jetzt erstmal auf nächste Woche verschoben…
Hallo Ihr Zwei wir schauen ab und an in Eure schöne Reise viel Spaß in Griechenland Kerstin und Karsten aus Hasla 👍👍👍👍👍👍👍👍
Hey Nachbarn 😉
vielen Dank für den Kommentar. Wir freuen uns, dass ihr uns aus der Ferne begleitet.
Viele Grüße in die Heimat
Ach Mensch, traurig schöner Zufall mit dem Buddy. Na da HdH hat doch noch keinen tierischen Aufpasser 😀
Hey Maria, von uns aus gern aber Miezi könnte eventuell etwas dagegen haben wenn sie nicht mehr Hauptperson ist 😀
Hallo Martin und Luise, das sind wieder tolle Reiseberichte und herrliche Fotos. Es ist wirklich interessant mal was über andere Länder zu erfahren, wo man selbst nicht hinkommt. Die Geschichte mit dem kleinen Buddy ist ja herzzerreißend. Habt ihr ihn noch bei euch oder habt ihr für ihn ein schönes Zuhause gefunden. Eine schöne, gesunde und pannenfreie Weiterfahrt wünscht Euch Ulrike. Wir können zum Jahreswechsel leider nicht verreisen, Corona macht wieder mal nen Strich durch die Rechnung ☹️
Hallo Ulrike,
vielen Dank für dein Lob und die guten Wünsche für unsere Reise. Wie es mit Buddy weitergeht haben wir in unserem nächsten Bericht aufgeschrieben. Wir wünschen uns für ihn auch ein schönes neues Zuhause; vielleicht ja in Deutschland. Die Belastung mit Corona können wir gut nachvollziehen, denn nach und nach merken wir auch hier in Griechenland die Auswirkungen bzw. wie sich die Lage verändert.
Viele Grüße nach Gera 🙂