Trotz (manchmal) defekter Lichtmaschine fahren wir weiter in Richtung Norden...
Heute geht es für uns weiter bis kurz vor Florenz, wo wir die nächsten Tage verbringen werden. Als erstes fahren wir (Überraschung 😉 ) zu einer Werkstatt; diesmal haben wir uns eine große FIAT-Vertragswerkstatt heraus gesucht und uns hier auch viele Bewertungen durchgelesen. Unser Lichtmaschinen-Problem und die bisherigen Reparaturen haben wir aufgeschrieben und mit Google übersetzt. Mit so viel Vorbereitung sollte es eigentlich klappen…. dachten wir. Der Mitarbeiter im Büro ist sehr nett und hilfsbereit, aber vor Weihnachten bekommen wir hier keinen Termin mehr. Er empfiehlt uns jedoch eine andere Werkstatt direkt um die Ecke, wo es anscheinend einen Elektrik-Spezialisten gibt. Dort angekommen sind wir kurz verwirrt, denn wir stehen vor einem Reifenhändler. Den Elektrik-Spezi gibt es aber doch und er nimmt sich unser Problem gleich an.
Zunächst bemerkt er, dass der Pluspol an der Batterie nicht richtig angeschlossen ist. Ziemlich ärgerlich, denn das hätten wir selbst prüfen können. Vermutlich wurde dies in der Werkstatt in Brindisi nicht wieder richtig befestigt. Nachdem der Techniker auch noch unsere Batterie geprüft hat, stellt sich heraus, dass an daran auch nicht liegt, was uns erstmal beruhigt. So ganz trauen wir uns aber noch nicht, uns zu freuen, obwohl der Mitarbeiter hier versichert, dass nun alles funktioniert und die Fehlermeldung nicht mehr auftaucht.
Den restlichen Tag klappt das Starten des Motors zwar ohne Probleme, aber am nächsten Morgen blinkt die Batterieleuchte dann doch wieder. Da wir aber die weite Strecke vom Stiefelabsatz Italiens bis in die Toskana geschafft haben, beschließen wir die Werkstattsuche auf nach Weihnachten zu verschieben. Irgendwann muss man schließlich auch mal an etwas anderes denken und die Vorweihnachtszeit genießen…
Für unseren Aufenthalt in Florenz hat Martin sich daher etwas Besonderes einfallen lassen. Er hat uns zwei Übernachtungen in einem wunderschönen Hotel organisiert; mit Frühstück 🙂 Am Nachmittag des 21. Dezembers beziehen wir hier unser Zimmer und für uns ist einfach nur Luxus ein eigenes und vor allem beheiztes Badezimmer zu haben. Viele Dinge wissen wir seit unserer Reise mehr zu schätzen und ein Bad zählt definitiv dazu 😀
Natürlich wollen wir heute auch noch Florenz erkunden und daher machen wir uns am späten Nachmittag in Richtung Innenstadt auf. Neben der eigentlichen Weihnachtsbeleuchtung findet gerade auch noch ein Lichterfest statt, bei dem viele Gebäude farblich angestrahlt werden oder kurze Videos an den Fassaden gezeigt werden. Wir schlendern ein wenig durch die Straßen, essen in einem Studentenclub eine leider sehr schlechte Lasagne 🙁 und lassen uns einfach ein bisschen treiben. Zufällig stolpern wir über den Laden des Künstlers Clet, der überall in Florenz Verkehrsschilder auf humorvolle oder auch provokante Art verändert. Über die Ponte Vecchio laufen wir weiter durch die Innenstadt über die Piazza della Signoria bis zum berühmten Dom bevor wir gegen Abend zurück zum Hotel fahren.
Am Mittwoch (22.12.) ist dann für mich ein großer Tag: ein neues Lebensjahr und auch das letzte vor der großen 30 😮 Martin hat einen tollen Geburtstagstisch für mich vorbereitet und ich darf ein paar Kerzen auspusten. Danach gehen wir zum Frühstücksbuffett, worauf wir beide uns schon sehr gefreut haben 😀 . Gegen 11 Uhr fahren wir dann wieder in die Innenstadt und schauen uns diese nun bei Tageslicht an. Auch die Sonne zeigt sich heute endlich mal wieder, was mich natürlich sehr freut. Von unserem sehr ausgiebigen Frühstück waren wir lange satt aber irgendwann zeigt sich dann doch der Hunger und wir beschließen in der Florenzer Markthalle Mercato Centrale etwas zu essen. Einen Nachtisch in Form von verschiedenem Gebäck holen wir uns dann noch einem Bäcker und setzen uns damit in die Sonne. Genauso habe ich mir das gewünscht: Sonne, gutes Essen und auf Reisen 😉
Ein wenig Kultur gehört aber auch dazu und daher verbringen wir den Nachmittag im Museum für Wissenschaftsgeschichte, welches nach Galileo benannt wurde. Das klingt für viele sicher erstmal ziemlich trocken… 😀 Hier werden verschiedene Werkzeuge und Aufbauten von Experimenten zu verschiedensten Themenbereichen wie Mechanik, Elektrizität oder Astronomie gezeigt. Das Beeindruckende für uns ist auf jeden Fall, wie alt viele Geräte sind und wie genau sie für ihre damalige Zeit waren. Nur fehlt uns bei manchen Geräten eine Erklärung für die genaue Anwendung und aufgrund der aktuellen Situation ist der interaktive Bereich leider auch nicht geöffnet.
Nach so viel Wissen müssen wir uns dann erstmal ausruhen und suchen uns eine gemütliche Kneipe im Viertel Santo Spirito. 😉 Im Volume, welches sich in einer alten Tischlerei befindet, probieren wir uns durch verschiedene Fassbiere. Zum Abschied von Florenz setzen wir uns auf die Treppe am Aussichtspunkt Piazzale Michelangelo bevor wir zurück zum Hotel laufen.
Am Donnerstagmorgen genießen wir dann noch einmal das leckere Frühstück im Hotel mit frischen Smoothies. Es war wirklich sehr schön hier – für uns richtig luxuriös – und wir konnten für ein paar Tage einfach auch mal abschalten von Auto-Problemen 😉 .
Unser nächster Halt soll nun Venedig sein, wo wir auch Weihnachten verbringen wollen; genauer gesagt haben wir einen Campingplatz auf einem Obst-Bauernhof gefunden, von dem man mit der Fähre direkt nach Venedig fahren kann. Unterwegs müssen wir nochmal einkaufen, denn wenn wir schon nicht zuhause sind, möchten wir uns doch ein paar traditionelle Gerichte aus der Heimat gönnen 🙂 . Den Kartoffelsalat für Heiligabend bereiten wir heute auch schon vor, damit er morgen gut durchgezogen ist.
Bevor wir am 24. abends den leckeren Kartoffelsalat (ja, wir haben eventuell schon mal gekostet…) essen, wollen wir tagsüber erstmal Venedig entdecken. Nach einer ca. 20 minütigen Fährfahrt erreichen wir die Anlegestelle am Markusplatz. Anders als in Florenz haben wir leider nicht so gutes Wetter: der Himmel ist ein einziges Grau und es ist so neblig, dass man die umliegenden Inseln größtenteils gar nicht sieht. Trotzdem ist Venedig sehr beeindruckend mit den ganzen Kanälen, Booten und den oft aufwendig verzierten Häusern. Eine Stadt ohne Straßen und Autos haben wir beide noch nie betreten 😀 . Wenn man genau hinschaut, sieht man zwar, dass an vielen Stellen „der Lack ab“ ist. Der Atmosphäre schadet das aber überhaupt nicht.
Wie fast immer in Städten laufen wir erstmal drauf los und landen so irgendwann in der Buchhandlung Libreria Acqua Alta. Hier findet man neben vielen gebrauchten Büchern auch Katzen, die überall in den Regalen liegen und das anscheinend auch dürfen. Im Hinterhof kann man auf einen Stapel aus alten Büchern klettern und die umliegenden Kanäle betrachten. Der Besitzer hat auf jeden Fall Humor und eine interessante Beziehung zu Büchern 😉
Wir versuchen nun die breiten und gut besuchten Wege zu verlassen und laufen weiter in Richtung Cannaregio – ein Viertel, in dem im Vergleich zu den anderen Stadtteilen noch ein paar mehr „echte Venezianer“ wohnen. Abseits der Strada Nova, wo sich ein Touri-Geschäft ans andere reiht, kommt einem das auch so vor. In den engen Gassen hängt die Wäsche zwischen den Häusern und wir beobachten viele Menschen, die mit großen Geschenken bepackt in den umliegenden Haustüren verschwinden. So langsam dämmert es und nach einem kurzen Abstecher auf dem Canale Grande mit Fährlinie 1 treten wir die Rückfahrt zu unserem Stellplatz bei Punta Sabbioni an. Jetzt gibt es endlich unseren Kartoffelsalat mit Würstchen (die aber leider überhaupt nicht an die Thüringer herankommen). Mit Kerzen, Glühwein und unserem kleinen Weihnachtsbaum kommt nun auch ein bisschen Weihnachtsstimmung auf – an unsere Familie zuhause, die jetzt sicher zusammen sitzt, müssen wir aber natürlich trotzdem denken…
An unserem zweiten Tag in Venedig besuchen wir die Fischerinsel Burano. Wie wir bereits herausgefunden haben, hat jede Insel ihre „eigene Aufgabe“. So gibt es zum Beispiel eine Friedhofsinsel oder eine nur für die Glasbläser (Murano), damit bei einem Brand nicht ganz Venedig in Gefahr ist.
Leider ist es heute noch genauso grau und neblig wie gestern, aber die bunten Häuser von Burano bringen Farbe ins Spiel. Besonders auffällig ist der schiefe Kirchturm, der schon von Weitem zu sehen ist. Angeblich haben die Fischer ihre Fassaden so bunt gestrichen, damit sie an nebligen Tagen auch ihr eigenes Haus wiederfinden und nicht aus Versehen beim Nachbar landen. Ob das nun wirklich immer am Nebel lag sei dahingestellt 😉
Da wir Italien nicht verlassen wollen, ohne noch eine leckere Lasagne zu essen, probieren wir es heute nochmal auf Burano… und haben Glück.
Gegen Nachmittag fahren wir dann mit der Fähre zurück nach Punta Sabbaioni. Bevor wir morgen weiter fahren, wollen wir uns aber wenigstens noch den Strand anschauen. Es ist heute zwar recht ungemütlich und am Horizont geht das Wasser nahtlos in den grauen Himmel über, aber dafür schmeckt der Glühwein danach umso besser 🙂 Und da heute der erste Weihnachtsfeiertag ist, darf ein leckerer Braten mit Rotkraut nicht fehlen. Für unsere begrenzten Küchenkapazitäten schmeckt der auch ziemlich gut – nur für echte Thüringer Klöße reicht es nicht, aber die gibt es dann eben nächstes Jahr. Von der Besitzerin des Campingplatzes bekommen wir übrigens noch die Reste vom selbst gemachtem Tiramisu und Créme Catalana geschenkt… die haben wir so schnell verputzt, dass wir nicht mal ein Foto gemacht haben 😀
Für den zweiten Weihnachtsfeiertag haben wir ein ziemlich volles Programm. Dazu muss ich aber kurz ein wenig ausholen:
In den letzten Wochen hat sich herausgestellt, dass wir für eine möglichst komplikationslose Weiterreise bald eine Booster-Impfung benötigen werden. Theoretisch ist das auch überall innerhalb der EU möglich, aber in der Praxis gibt es natürlich einige bürokratische Hürden. In Griechenland hätten wir auf den Termin beispielsweise ca. sieben Wochen warten müssen.
Auch die Probleme mit unserer Lichtmaschine, die seit fast zwei Wochen bestehen, konnte keine der (inzwischen sechs) italienischen Werkstätten beheben. Dies ist sicher auch auf die Sprachbarriere zurückzuführen, aber dass Mitarbeiter in einer FIAT-Werkstatt zu uns sagen, dass sie keine Elektrik reparieren… damit haben wir nicht gerechnet. 😀
Hinzu kommt noch, dass wir das neue Jahr zusammen mit unseren Freunden begehen wollen. Bisher war der Plan, sich in Südtirol zu treffen, aber da die Einreiseregelungen zurzeit überall wieder verschärft werden, ist auch das unsicher. Da unsere Freunde nach ihrem Urlaub wieder arbeiten werden, wäre für sie eine Quarantäne nach ihrer Rückreise eher „ungünstig“. Kurz gesagt: Wir hatten es nie vor und wollten es eigentlich auch nicht, aber wir müssen einen Abstecher nach Deutschland machen. Glücklicherweise haben wir recht kurzfristig noch eine Unterkunft im Allgäu bekommen und Bayern ist ja nicht so richtig Deutschland 😉
Daher fahren wir heute in einem Rutsch und ohne große Pausen von Venedig bis nach Mittenwald direkt hinter der österreichischen Grenze. Wir haben nur wenigen Leuten davon erzählt und alle hatten auch Verständnis dafür, dass wir niemanden in der Heimat besuchen werden. Denn wenn wir einmal anfangen, wo hören wir dann wieder auf?
An unserem ersten Abend in Bayern müssen wir natürlich die besten Seiten auskosten: gutes Bier direkt aus der Brauerei und leckeres Essen in gemütlicher Wirtshausumgebung 🙂
Hej ihr beiden.Ein sehr schöner Bericht von Euch.Den einen Palast mit Turm in Florenz habe ich sofort erkannt.Das gleiche Bauwerk steht in Fürth und ist das Rathaus.(Wer hat hier vom anderen kopiert?)…
Zum Glück ist auf einem Foto eine Katze drauf,sonst fehlt was.Gute Weiterreise wünscht euch Sven.
Hey Sven,
leider wissen wir auch nicht genau, welches Gebäude zuerst da war. Der Palast in Florenz stammt jedenfalls aus dem 13. Jahrhundert…
Und du hast Recht; ein Katzenbild ist in fast jedem Beitrag zu finden 😀
Und Bayern ist ja nicht so richtig Deutschland 😂 Vorsicht ☝🏻 Das ist das schönste Bundesland der Welt 😁 und richtig gutes Essen 😃
Hey Julia, das mit dem Bayern-Spruch ist Louise wohl so rausgerutscht. Aber lustig, dass die beiden Kommentare unter dem Blog nun von Personen aus Bayern kommen… 😀 ….(nur getroffene Hunde bellen ;P) … Das mit dem schönsten Bundesland lass ich mal so stehen, weil ich glaube, dass du noch nie Urlaub in Thüringen gemacht hast 🙂 Aber mit dem guten Essen müssen wir dir einfach zustimmen 😉
Wenn sich zwei Bundesländer streiten freut sich der Norden, der ja weiß, dass er die schönsten Bundesländer hat und daher gar nicht erst antreten muss 🙂
Wir haben nur – glaube ich – keine solch lokalpatriotischen Speisen, nur die die Touristen essen 🙂
Vielen Dank für den schönen Bericht wir haben sehr gelacht und das Badezimmer macht uns richtig neidisch. Schön, dass du einen so schönen Geburtstag verbracht hast und das Martin so ein toller Freund ist. Uns ist bei vielen Bildern das Wasser im Mund zusammengelaufen.
Liebe Grüße – noch von Kreta