Wir fliehen vor der Kälte (und dem schlechten Wetter)
Nun beginnt also die zweite Hälfte unserer Reise… Logischerweise heißt das aber auch, dass die erste Hälfte bereits vorbei ist. So richtig wahrhaben möchte ich das eigentlich nicht. Zwar gibt es natürlich immer wieder auch Momente in denen wir uns beispielsweise ein richtiges Badezimmer oder etwas mehr Komfort und Raum für zwei Personen wünschen und Freunde und Familie vermissen. Aber die Möglichkeit sagen zu können „Hier gefällt es uns – komm wir bleiben noch einen Tag“ (oder genau anders herum 😉 ) ist ein ziemlich tolles Gefühl, dass ich nicht missen möchte. Auch einen „richtigen Alltag“ haben wir zurzeit nicht, denn jeden Tag sehen wir etwas Neues oder lernen jemanden kennen, und genau das macht unsere Reise ja auch aus.
Von einem schwungvollen Start in die zweite Hälfte hält uns bisher aber leider die kaputte Lichtmaschine von Gustav ab. Auch am heutigen Montag sind wir (schon wieder) in der Werkstatt. Am vorherigen Donnerstag hatten wir unser Auto nach Kempten in eine Fachwerkstatt gebracht. Da nach der Fahrt dorthin der Motor warm war, wurde die Fehlermeldung aber leider nicht angezeigt. Nun stand Gustav übers Wochenende hier und wie von uns vermutet, tritt der Fehler jetzt auf. Es stellt sich heraus, dass die Lichtmaschine nun doch komplett gewechselt werden muss. Außerdem wird der Anschluss am D+Kabel und der Massekontakt erneuert. Am späten Nachmittag ist das alles dann erledigt und wir können ENDLICH weiterfahren. Da wir uns aber noch nicht trauen uns zu freuen bleiben wir noch eine Nacht in der Gegend und warten den nächsten Morgen ab 😀 . Es sieht aber erstmal gut aus – keine Fehlermeldungen mehr – und wir machen uns auf den Weg Richtung Süden.
Die salzig-feuchte Meeresluft der vergangenen Wochen hat möglicherweise zum Defekt noch beigetragen
Auf dem Weg zum Bodensee kommen wir bei Claas in Bad Saulgau vorbei, wo ich damals während des Studiums mein Praxissemester absolviert habe. Natürlich bin ich da ein wenig neugierig, wie es jetzt hier aussieht, und deshalb drehen wir nochmal eine Extrarunde ums Werk 😉 . Am Mittwoch überqueren wir dann die Ausläufer des Schwarzwalds und erreichen am späten Nachmittag Freiburg im Breisgau. Hier machen wir einen Spontanbesuch bei Jan, schlendern ein wenig durch die Stadt und essen dann (noch ein letztes Mal) gute Deutsche Küche im Brauhaus 🙂 . Nach einem gemeinsamen Frühstück verlassen wir am Donnerstag wieder Deutschland. Ab jetzt kann es eigentlich nur noch wärmer werden… haben wir gehofft 😀
In unserer ersten Nacht in Frankreich stehen wir mitten in einem großen Wald in der Nähe von Besancon. Als wir am nächsten Morgen aufwachen sieht es um uns herum überall weiß aus und vor dem ersten Kaffee müssen wir erstmal die Heizung anmachen. Es wird echt Zeit, dass wir weiter in Richtung Mittelmeer fahren 😉 . Auch das Wetter hier ist zurzeit ein einziges Grau. Grauer Himmel und Regen wechselt sich ab mit grauem Himmel ohne Regen, Schneeregen und Nebelfeldern. Nun ja, es ist eben auch Januar… Nur leider können wir so die interessanten Regionen und Landschaften um uns herum nicht wirklich genießen. Da wir aus Kostengründen die Autobahnen vermeiden, fahren wir oft auf Schnellstraßen und kommen dabei durch viele kleinere Ortschaften. Hier gibt es echt wahnsinnig viel zu entdecken, aber wir beschließen trotzdem erst im Frühling wieder nach Frankreich zu fahren.
Ab Clermont-Ferrand führt die mautfreie Autobahn A75 durch mehrere Naturparks wie etwa die Cevennen oder das Tarn-Gebiet. Bei Millau führt übrigens eine der höchsten Brücken der Welt über den Tarn, der hier im Laufe der Jahre überall tiefe Schluchten in das Gestein gewaschen hat. Beim Überqueren der ca. 2,4 km langen Brücke befindet man sich dabei bis zu 270 m über dem Boden. Ein ganz schön beeindruckendes Bauwerk…
In der Gegend um den Tarn kann man richtig schön wandern gehen und von Ute und Björn haben wir auch einige Tipps bekommen. Leider spielt das Wetter aber bisher überhaupt nicht mit. Erst in der kommenden Woche soll es wieder trockener werden und so beschließen wir das Wochenende auf einem Stellplatz bei La Cavalerie (mit Dusche und Strom 🙂 ) zu verbringen. Als wir am Samstagnachmittag ankommen ist auch gerade der Eigentümer anwesend und versucht uns mit sehr schnellem Französisch, französisch klingenden Englisch-Wortbrocken und Zeichensprache zu erklären wie alles funktioniert. (Das Klischee, dass viele Franzosen „eher weniger motiviert“ sind eine andere Sprache außer Französisch zu sprechen wird sich in den nächsten Tagen noch bestärken) 😀
Am Sonntag nutzen wir dann eine kurze Regenpause um den Ort Sainte-Eulalie-de-Cernon zu erkunden. Hier steht eine gut erhaltene Burg der Tempelritter samt historischem Dorfkern. Alles sieht ein bisschen wie aus der Zeit gefallen aus. Gefühlt sind wir hier gerade die einzigen Touristen… aber es gibt schlimmeres. 😉 Den Abend verbringen wir dann ganz entspannt in unserem Gustav und hoffen, dass wir in der nächsten Woche die Gegend ein wenig mehr erkunden können.
Es geht weiter nach Süden. Den Tarn und die Dordogne müsst ihr auf dem Rückweg unbedingt mitnehmen.
Ein paar Sachen haben wir im Tarn ja mitgenommen, aber du hast Recht: es gibt hier noch viel mehr zu entdecken 😉
Freiburg ist auch eine richtig schöne Stadt 🙂