Gibraltar und Karneval in Spanien

Wir "verlassen die EU" und stürzen uns ins närrische Treiben in Cordoba

Wenn man von Tarifa aus auf der Küstenstraße weiter in Richtung Osten fährt erreicht man nach nicht mal einer Stunde Fahrtzeit Gibraltar. Für die nächsten beiden Tage haben wir uns einen Stellplatz am Hafen von La Linea de la Concepcion gesucht. Am Montag erkunden wir mit unseren Klapprädern (ja, die waren schon wieder im Einsatz 😉 ) die Innenstadt und die Strandpromenade aber es scheint hier nicht viel zum Entdecken zu geben und eher ein Vorort für Gibraltar zu sein. Das Verkehrsaufkommen nach Feierabend bestätigt unsere Vermutung.

Am Dienstag wagen wir uns dann mit den Rädern über die Grenze nach Gibraltar, das seit 1713 ein britisches Überseegebiet ist. Da Großbritannien nicht mehr zum EU-Gebiet gehört müssen wir das erste Mal auf unserer Reise unsere Pässe vorzeigen. Leider gibt es nicht mal einen Stempel aber auf Nachfrage bekommen wir die Info, dass wir im Tourismus-Büro nachfragen sollen…
Kurz nach dem Grenzübertritt gibt es dann schon wieder einen Stau – diesmal aber weil die einzige Zufahrtsstraße nach Gibraltar über den Flughafen führt. Wenn dann ein Flieger landet wird die Straße für kurze Zeit gesperrt. Das Stadtgebiet ist wohl so eng bebaut, dass es einfach nirgendwo anders Platz für eine Landebahn gab 😀 . Wir beschließen am Abend unsere Ausreise so zu planen, dass wir die Landung besser beobachten können.

Nun geht es erstmal weiter in Richtung Stadtzentrum. Wir hatten kurz Bedenken gehabt, ob in Gibraltar Linksverkehr ist und es mit den Fahrrädern vielleicht etwas aufregend wird, aber bisher läuft alles „ganz normal“. In der Tourist-Info angekommen wollen wir uns unseren Stempel holen – dieser kostet aber im Ernst 2 Pfund pro Stück und es wird auch nur Bargeld angenommen. Die vielen Wechselstuben nach der Grenze waren uns schon aufgefallen, aber wir hätten gedacht, dass man einen Tag auch so über die Runden kommt. Wir haben Glück, dass eine Freundin uns vor Reisebeginn Restgeld von ihren Reisen geschenkt hat und darunter ein 5-Pfund-Schein war… Glück gehabt 😀

Unser eigentliches Ziel ist der Felsen von Gibraltar, auf dem es mehrere Wanderwege sowie verschiedene Sehenswürdigkeiten gibt. Leider macht es nicht so wahnsinnig viel Spaß mit unseren Rädern ohne Gangschaltung nur bergauf zu fahren, weshalb wir sie kurzerhand hinter einer Bushaltestelle anschließen und zu Fuß weiter gehen.
Bereits ein wenig verschwitzt erreichen wir den Eingang zum Park (Eintritt übrigens 13 Pfund pro Person!) und machen uns auf den Weg zu den Mediterranean Steps. Dies ist ein steiler Weg um den Felsen herum bis hoch auf die ehemalige Militärbasis. Der Pfad ist teilweise wirklich steil und anstrengend – am meisten muss man aber auf die Steine und die Stufen achten, und nicht nur einmal bin ich froh über das vorhandene Geländer. Die Aussicht auf die Stadt und die Steilküste auf der anderen Seite lohnt sich aber.

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Oben angekommen haben wir (wieder einmal) Glück und genau jetzt verfängt sich eine große Wolke in den Felsen. Das kennen wir ja schon von unseren ersten Tagen in Andalusien – oder es ist das britische Wetter 😉 . Kurze Zeit später können wir dann aber die Aussicht auf die Stadt und sogar bis nach Afrika genießen. Der Aufstieg hat sich gelohnt!

Die Berge Marokkos kann man am Horizont bereits erkennen… 

Wir wandern oben noch etwas umher und schauen uns die alten Kanonen und eine Hängebrücke an. Unterwegs treffen wir immer wieder mal auf die für Gibraltar typischen Makaken-Äffchen. Leider werden diese von einigen Taxifahrern und Touristen gefüttert und haben daher jede Scheu gegenüber Menschen abgelegt. Ein wenig Abstand halten und Sonnenbrille festhalten kann also nicht schaden. 😉

Am späten Nachmittag kommen wir ziemlich ausgelaugt wieder an unseren Fahrrädern an. Wenn wir also schon mal hier sind können wir uns eigentlich auch eine Portion Fish&Chips gönnen 🙂 . Wir finden einen kleinen Imbiss mit einer total netten älteren Frau. Die Kartoffeln für die Pommes schält sie vor unseren Augen und auch der Fisch schmeckt total gut und auf den Punkt gebraten.

Auf dem Rückweg zur Grenze machen wir einen kurzen Halt in einem Coffeeshop und nehmen uns einen Kaffee und Karottenkuchen mit zum Hafen. So langsam dämmert es nun schon – wir haben uns anscheinend bereits die spanischen Essenszeiten angewöhnt. Pünktlich zur Landung des letzten Flugzeugs am heutigen Tag erreichen wir die Landebahn und können alles nochmal aus nächster Nähe beobachten. Auf unseren Rädern sind die letzten Meter über die Grenze bis zum Stellplatz dann schnell gefahren und wir fallen ins Bett. Morgen werde ich sicher einen ordentlichen Muskelkater haben … 🙁

Nach den letzten Tagen in Tarifa, Gibraltar und La Linea stellen wir beide fest, dass wir nun erstmal wieder genug von Städten gesehen haben und fahren heute deshalb deshalb ins Hinterland in die Nähe von Algatocin. Unser Campingplatz liegt etwas außerhalb des nächsten Dorfes und in einem Umkreis von fünf Kilometern gibt es wirklich nicht viel außer waldbedeckten Hügeln. Auf diesen kann man in der Ferne immer mal wieder weiße Dörfer entdecken, die vor allem abends schön beleuchtet sind.
Die Gegend hier ist wirklich sehr abgelegen und auch die Mitarbeiter des Campingplatzes wirken verwundert als wir in der Einfahrt stehen. Naja, macht ja auch nichts wenn wir den ganzen Platz hier für uns haben 🙂 Nachts streifen zwar immer mal wieder Katzen vorbei, aber mit uns wollen sie nichts zu tun haben.

Am Donnerstag machen wir uns dann auf in das Nachbardorf Genalguacil. Um der Landflucht der jungen Menschen entgegenzuwirken und das Dorf auch für Besucher attraktiv zu machen hat sich der Bürgermeister hier etwas Besonderes einfallen lassen. Jedes Jahr wohnen in den Sommermonaten mehrere Künstler kostenlos und mit Verpflegung bei Leuten im Dorf. Dafür stellen sie nach ihrem Aufenthalt die entstandenen Kunstwerke dem Dorf zur Verfügung. Eine richtig coole Idee wie wir finden. In den engen Gassen kann man nun auf Suche gehen und hinter jede Ecke entdeckt man etwas Neues. Für die Kunstwerke, die nicht draußen stehen können gibt es auch eine Ausstellung, die wir uns natürlich anschauen.

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Generell gefällt es uns hier sehr gut, denn alles wirkt so entspannt und vor allem grüßt einen jeder auf der Straße. Leider sehen wir trotz der Kunst-Aktion an einigen Häusern „Zu-Verkaufen-Schilder“. Davon beeindrucken lassen sich die vielen Katzen, die in den Gassen unterwegs sind aber nicht.

Getöpferte Straßenschilder findet man überall in Genalguacil

Gegen Nachmittag zieht es dann zu und wir beschließen in das einzige geöffnete Restaurant im Dorf zu gehen. Es ist bereits nach halb drei und trotzdem sind wir nicht die Letzten, die zum Mittagessen vorbei kommen. Gerade als wir fertig sind mit dem Essen und zu Gustav zurück laufen beginnt der Regen 😀 . Damit können wir leben – die Regentage, die wir bisher in Spanien erlebt haben, lassen sich wirklich an einer Hand abzählen.

Einfach mal irgendetwas aus der Karte auswählen... manchmal hat man Pech aber manchmal eben auch Glück 🙂

Am Freitag verlassen wir unseren einsamen Campingplatz und machen uns auf den Weg nach Norden. Um am Wochenende den Fasching in Andalusien zu erleben hatten wir uns die zwei Ziele Malaga und Cordoba ausgesucht. Das Wetter soll in Cordoba aber besser sein weshalb wir uns für diese Stadt entscheiden. Unterwegs fahren wir unter anderem durch Ronda – wenn man sich unsere Route auf der Karte anschaut haben wir wirklich eine ganze Runde gedreht 😀
Kurz vor Cordoba machen wir noch einmal Halt für eine Nacht in der Natur bevor es dann morgen wieder in den Stadttrubel geht. Für die nächsten zwei Tage haben wir uns einen Stellplatz in der Nähe des botanischen Gartens gesucht, denn hier sollte es doch recht ruhig sein. Am Nachmittag geht es dann los in die Innenstadt. Entlang des Flussufers laufen wir bis zur römischen Brücke und gehen von dort in Richtung Kathedrale weiter.

Cordoba ist wirklich eine schöne Stadt, in der man an jeder Ecke Bauwerke aus den verschiedenen Epochen entdecken kann. Einst von den Römern gegründet war sie später eine wichtige Stadt für die Mauren und diese Einflüsse kann man noch heute überall sehen. Die berühmte Mezquita-Kathedrale war zunächst eine Moschee bis sie im Jahr 1236 nach der Machtübernahme durch die spanischen Könige zu einer katholischen Kirche umgewandelt wurde. An der großen Toren erinnern die kunstvollen Mosaike immer noch an ihre bewegte Vergangenheit.

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Wir laufen weiter bis zum Plaza de la Corredera und kommen auf dem Weg dahin schon an der ersten Faschingsgruppe vorbei. In Spanien wird der Karneval größtenteils direkt auf der Straße gefeiert – schließlich ist es ja nicht wirklich kalt. Gegen Abend versammeln sich dann alle Narren auf dem Plaza de las Tendillas, wo ein Wettstreit zwischen den Gruppen stattfindet. Was bei uns die Tanzgruppen sind, sind hier wohl die Gesangsgruppen.

Diese bestehen aus ca. 15 Mitgliedern, die sich in zwei Reihen aufstellen- vorne die Sänger und hinten die Musiker mit Gitarren und verschiedenen Trommeln. Die Lieder werden mehrstimmig und mit bestimmter Mimik und Gestik vorgetragen. Zum Inhalt können wir leider nicht viel sagen, da wir fast nichts verstanden haben… Der Reaktion des Publikums nach geht es wohl aber um Spott über Politiker oder alltägliche Erlebnisse. Was besonders auffällt ist, dass viele Männer sich als Frauen verkleiden; es gibt aber nur eine Gruppe mit Frauen als Sängerinnen.
Gegen Abend treffen sich dann die Gruppen auf dem Plaza de las Tendillas zu einem Wettstreit. Typisch für Spanien beginnt das Programm erst gegen 10 Uhr abends und dauert auch entsprechend lang bis in die Nacht hinein. Kurz nach Mitternacht entscheiden wir uns dann aber langsam in Richtung Parkplatz zurück zu laufen denn schließlich geht es morgen ja weiter…

Am Sonntagvormittag wollen wir uns mal etwas Besonderes gönnen und starten den Tag in einem Frühstücksrestaurant. Mit leckeren Pancakes und Bagels… mmh, sehr lecker. 😉

anach machen wir uns über die alte römische Brücke auf den Weg in die Innenstadt. Bereits auf der Brücke begegnen wir mehreren Straßenmusikern und bleiben immer wieder stehen um ihnen zuzuhören. Vor der Mezquita dann mein persönliches Highlight: eine Cellistin, die aktuelle Musik mit Klavierbegleitung spielt 🙂 . Wir hören bestimmt eine halbe Stunde zu und auch dann kann ich mich kaum trennen.

Wir schlendern ein wenig durch das alte jüdische Viertel und machen uns dann auf den Weg zum Plaza de la Corredera. Heute ist Cordoba noch voller als gestern und man findet kaum ein ruhige Gasse. Und natürlich bekommen wir auch hier in Spanien die aktuellen politischen Entwicklungen mit. Auf dem Platz, der gestern noch voll mit feiernden Karnevalisten war, findet heute eine Anti-Kriegs-Demo statt.
Seit ein paar Tagen erleben wir ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Die Nachrichten aus der Ukraine sind schockierend und irgendwie hat man das die ganze Zeit im Hinterkopf. Vor nicht einmal einem halben Jahr waren wir dort in der Nähe unterwegs und haben auch überlegt auf dem Weg nach Rumänien durch die Ukraine zu fahren. Von Freunden, die gerade in der Türkei unterwegs sind, hören wir, dass sie in den letzten Tagen vermehrt auf ukrainische Autos treffen – Menschen, die ihre Heimat aus Angst verlassen und sicher nicht aus Reiselust.

3 Kommentare

  1. Das Foto der Cellistin fesselt mich unwahrscheinlich – in der Art, wie ihr das Foto aufgenommen habt, kann ich die Musik quasi hören <3 Ansonsten wieder ein toller Artikel. Ich mag die Katzen-Suchbilder und den Ausblick nach Afrika.
    Liebe Grüße von Amy, Bechi und Minki *miau

    • Hey Amy,
      vielen Dank für deinen Kommentar und ich freue mich sehr, dass das Foto die einzigartige Stimmung so gut vermitteln kann 🙂 . Wir versuchen natürlich weiterhin immer mal ein paar Katzenbilder einzubringen…
      Viele liebe Grüße nach Porstendorf an euch drei

  2. Thomas Poser

    Sind in Spanien auch die Regale leer bei Sonnenblumenöl oder sind es nur wir Deutsche mit unserem Wohlstand die hamstern? Die Schneebilder von gestern waren kein Aprilscherz. Gute Reise Euch Beiden und lebt vor allem in der Gegenwart. Denkt an den Regentropfen… https://www.informatik.uni-leipzig.de/~meiler/GL.dir/SammlungGeschichten/WS09/Der_kleine_Regentropfen.pdf
    Grüße vom Vater

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