Spektakuläre Landschaften und viel Musik im aufregenden Norden Großbritanniens
Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack zum Text unten…
Nach einer recht stürmischen Nacht verlassen wir unseren Stellplatz hoch oben in den Bergen des Lake District, um heute bis nach Schottland weiter zu fahren. Es regnet immer noch und da unser Scheibenwischer bis jetzt mitspielt kommen wir gut voran.
Einen ersten Stop legen wir in einer der Grenzlandabteien in Melrose ein. Hier im Süden der Lowlands stehen noch heute die Ruinen der vielen Festungen und Burgen, die früher zur Absicherung der Grenze zu England gebaut wurden.
Wir haben leider etwas Pech, dass gerade Renovierungsarbeiten in der Melrose Abbey durchgeführt werden und wir die Überreste des Gebäudes nicht betreten können. Es ist trotzdem ein beeindruckender Anblick, wenn man bedenkt wie alt das alles hier ist (12. Jahrhundert) und wie oft die Mauern Angriffen Stand gehalten haben.
Am späten Nachmittag erreichen wir unseren Campingplatz in Morton Hall etwas außerhalb von Edinburgh. Schon bei der Fahrt aufs Gelände werden wir von zwei Highland-Kühen begrüßt, die hier direkt neben dem Campingplatz ihre Weide haben.
Auf dem Platz sind wir erstmal total überrascht wieviele Fahrzeuge mit deutschem Kennzeichen hier sind. In den letzten beiden Wochen haben wir hier in Großbritannien nicht einmal eine Handvoll Camper aus Deutschland getroffen und hier scheinen sich alle versammelt zu haben. Als uns unser Nachbar mit breitem Sächsisch anspricht, muss ich mir kurz das Grinsen verkneifen… ist ja fast wie zuhause 😀
Gegen Abend machen wir uns mit dem Linienbus auf in die Innenstadt um diese schon einmal zu erkunden. Besonders haben wir uns auf die Fahrt im Doppeldeckerbus gefreut, denn oben können wir ganz vorne sitzen und haben eine wunderbare Rundumsicht.
Nach einem schnellen Abendessen laufen wir durch die Altstadt. Eigentlich sieht man von unten die angestrahlte Burg, aber es ist heute so neblig, dass man vielleicht 100 Meter weit sehen kann… Naja, vielleicht haben wir ja morgen tagsüber mehr Glück. Da es draußen nun doch etwas ungemütlich ist, suchen wir uns einfach einen Pub und haben Glück denn es gibt hier heute Livemusik 🙂 .
Da es gestern Abend dann doch etwas später geworden ist schaffen wir es erst gegen Mittag in die Stadt. Bei strahlendem Sonnenschein können wir heute auch endlich die riesige Burg oberhalb der Stadt bewundern – vom unterhalb gelegenen Park sieht diese besonders beeindruckend aus. So wie sie da auf den dunklen Felsen thront muss ich unweigerlich an Hogwarts denken – also das Schulschloss in den Harry-Potter-Filmen. Das ist auch kein Zufall, denn die Autorin der Bücher hat viele Jahre in Edinburgh gelebt und sich hier von einigen Gebäuden inspirieren lassen.
Um noch mehr solcher Orte zu entdecken nehmen wir am heutigen Nachmittag an einer Stadtführung teil, die besonders auf die „magischen Plätze“ Edinburghs eingeht. Was uns besonders gefällt ist, dass es in der Führung nicht nur um Harry Potter, sondern auch um die Sagenwelt der Schotten geht. So erfahren wir, dass das Einhorn das Wappentier Edinburghs ist und auch einige andere magische Wesen in ähnlicher Form in vielen Sagen bereits erwähnt werden.
Auch weitere Orte wie das Vorbild der Winkelgasse, Rowlings Lieblingscafé und einen Friedhof, der der Autorin als Inspiration für einige Namen diente, besuchen wir. Etwas anstrengend für uns ist aber, dass unser Guide extrem schnell Englisch mit einem starken schottischen Akzent spricht. Wir müssen uns die ganze Zeit so konzentrieren, dass wir nach Ende der Führung erstmal eine Tee/Kaffeezeit einlegen müssen 😀
Für das schottische Nationalmuseum ist es heute leider schon zu spät, sodass wir dessen Besuch auf morgen verschieben und einfach mit dem Doppeldeckerbus ohne festes Ziel durch die Stadt fahren. Da wir heute ein Tagesticket (welches in Edinburgh nur 4,50 Pfund kostet) gekauft haben lohnt sich das richtig und außerdem sind wir auch schon müde vom vielen Laufen…
Da es uns in Edinburgh richtig gut gefällt bleiben wir einfach noch einen Tag hier – außerdem steht heute das schottische Nationalmuseum auf dem Programm. Was uns in Großbritannien besonders positiv auffällt ist, dass man viele staatliche Museen kostenlos oder für einen kleinen Betrag besuchen kann – der National Trust hat mit diesen auch nichts zu tun. 😉
Von außen wirkt das Museum in Edinburgh zwar recht unscheinbar, aber sobald man die Eingangshalle betritt bekommt man schon einmal einen Eindruck wie umfangreich die Ausstellungen sind. Von der Geschichte Schottlands über Technik, Umwelt, Tiere oder die Völker der Erde ist wirklich für jeden etwas dabei; oft sind die Themen interaktiv gestaltet oder es gibt etwas zum Ausprobieren und für Familien gibt es extra Spielbereiche.
Es ist auf keinen Fall möglich alle Bereiche an einem Tag anzuschauen und daher beschränken wir uns auf Technik und die schottische Geschichte. Bei den Tieren schlendern wir dann eigentlich nur noch durch, denn irgendwie hatten wir heute schon genug Input in englischer Sprache 😀 .
Am späten Nachmittag machen wir uns dann wieder auf in die Stadt und gehen für eine Stunde mal getrennte Wege. Während Martin sich in der Neustadt rumtreibt und schon mal ein gemütliches Pub für den Abend sucht, mache ich mich auf in den Stadtteil Stockbridge. Hier kommt man sich gar nicht vor wie in einer Großstadt, denn es gibt viel Grün, gemütliche Cafés und Restaurants und viele kleine Läden. In Edinburgh gibt es – zu meiner Freude; zu Martins Leid – sehr viele kleine unabhängige Buchläden. Von diesen muss ich natürlich ein paar besuchen 🙂 .
In der Nähe des Dean Village treffen Martin und ich uns dann wieder. Von hier ist es noch ein Stück bis zum Pub „The Black Cat“, wo am Abend wieder Livemusik sein soll. Heute spielt hier ein dreiköpfige Band bestehend aus Gitarre, Akkordeon und Geige bzw. ab und zu Gesang. Interessant ist, dass die Musiker (wie auch am Montagabend) zusammen an einem Tisch sitzen und spielen… Das hat irgendwie was Gemütliches; fast so als wäre man zuhause bei einem Wohnzimmerkonzert.
Obwohl es uns in Edinburgh richtig gut gefällt und es noch so viel anzuschauen gibt, fahren wir am Donnerstag weiter in die Highlands. Dieser Besuch war aber sicher nicht unser letzter in Edinburgh 😉 .
Auf dem Weg nach Norden wird es um uns herum immer einsamer und die Landschaft rauer; es gibt weniger Straßen, weniger Autos und wenn man tanken oder einkaufen muss, sollte man sich das rechtzeitig vorher überlegen. Nach ca. anderthalb Stunden Fahrt erreichen wir den kleinen Ort Clifton, wo wir weiterhin auf der A82 bleiben. Entlang dieser Straße nach Glencoe fahren wir durch eine atemberaubend Landschaft: endlose grüne Täler und Moore wechseln sich ab mit steil aufragenden Bergen. Man kann es eigentlich gar nicht richtig beschreiben oder auf Fotos einfangen…
Immer wieder halten wir am Straßenrand an um uns auch mal kurz zu Fuß umzuschauen. Es sind zwar einige andere Touristen und Wohnmobile unterwegs aber größtenteils verläuft es sich. Wir beschließen später noch einmal wieder zu kommen und die Nacht hier zu verbringen.
Erstmal geht es aber noch weiter bis nach Glenfinnan, wo das berühmte Glenfinnan-Viadukt steht – im Film die Brücke für den Hogwartsexpress. Beim Parkplatz angekommen fallen uns als erstes wieder die Ticketautomaten des National Trust auf… die sind aber auch wirklich überall. Neben uns fährt ein Auto gerade wieder los und Martin fragt die beiden einfach ob wir deren Ticket bekommen (es gibt nur Tagestickets). Man muss eben auch mal Glück haben 🙂 .
Das Glenfinnan-Viadukt ist ziemlich gut besucht (es ist gerade mal Mai) und ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass sich so viele Menschen für die Filme begeistern. Oder sind sie wegen der Dampflok hier? Wir wissen es nicht… Spektakulär ist der Anblick jedenfalls; auch weil der Zugführer direkt auf der Brücke extra nochmal Dampf ablässt 😀 . Die umgebende Landschaft und das neblige Wetter am Loch Shiel sorgen auf jeden Fall für die richtige Atmosphäre.
Für den Abend fahren wir zurück über die A82 in ein einsames Nebental am Fuß des Glen Etive. Ganz in der Nähe rauscht ein Bach an uns vorbei und an den Berghängen sieht man immer mal Schafe als weiße Punkte. Wir hatten auf eine einsame Nacht gehofft aber kurz nach uns kommt noch ein weiterer Transporter an… so ist das eben mit schönen Plätzen 😉 . Am nächsten Morgen machen wir einen Spaziergang weiter ins Tal hinein und stellen fest, dass wir (laut GoogleMaps) wieder an einen Drehort geraten sind. Dieses Mal handelt es sich aber um James Bond in Skyfall…
Gegen Mittag fahren wir weiter zum Loch Awe, wo die Ruine von Kilchurn Castle steht. Die Nebelwolken hängen heute richtig in den Bergen fest, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut. Am Seeufer beobachten wir ein paar Angler, die wiederum genauestens von den Schafen beäugt werden… es ist schließlich deren Wiese 😀 . Wir laufen weiter bis zur Burg, die gut geschützt auf einer Halbinsel steht. Leider sind nur noch ein paar Mauern erhalten und die Ruine ist abgesperrt. Der Blickfang sind aber eindeutig die Highland-Rinder, die hier in aller Seelenruhe grasen und sich auch von dem ungemütlichen Wetter kein bisschen stören lassen.
Ich beobachte die Kühe eine Zeit lang – sie strahlen einfach so eine Ruhe und Zufriedenheit aus – bevor Martin dann zur Weiterfahrt drängt 😉 . Wir wollen heute schließlich noch nach Fort William um dort hoffentlich wieder Livemusik im Pub zu hören. Im dritten Lokal haben wir dann auch Glück und heute erleben wir sogar mal eine Sängerin. Beim Technikabbau kommen wir mit den Musikern noch kurz ins Gespräch und erfahren, dass beide aus Irland stammen.
Am nächsten Morgen gönnen wir uns in einem Café ein richtig deftiges Frühstück. Besonders freue ich mich darüber, dass es auch eine vegetarische Variante mit Haggis gibt, denn so früh am Morgen gebratener Speck und Würste ist schon ziemlich gewaltig 😀 .
Wir fahren am Vormittag weiter bis nach Dunoon, wo wir die Fähre nach Gourock nehmen. Gustav bleibt heute aber zurück, denn wir wollen nur einen kurzen Tagesausflug zum anderen Ufer unternehmen. In Gourock finden an diesem Samstag nämlich die „Championships of British Pipe Bands“ statt. Wenn wir schon einmal hier in Schottland sind wollen wir möglichst auch viel von der Kultur mitnehmen und was ist typischer als Dudelsackmusik und Kilts…
Bereits bei der Ankunft in der Arena sind wir überrascht davon, wieviele Menschen hier sind. Es ist wirklich nicht das beste Wetter aber die Schotten sind scheinbar hart im Nehmen. Kurz muss ich daran denken, dass in Spanien ein Karnevalsumzug wegen Regen abgesagt wurde. So unterschiedlich sind eben die Kulturen 😉
Was uns als erstes auffällt ist wie akribisch diese Meisterschaft organisiert und durchgeführt wird. Alle Mitglieder einer Pipe Band tragen einen Kilt im gleichen Muster/Tartan – Frauen genauso sowie Männer. Es gibt Bands mit gemischten Altersgruppen aus verschiedenen Gemeinden, Bands bestehend aus Schülern oder auch Polizisten. Jede Gruppe marschiert in einer streng eingeübten Choreographie in die Arena, wo dann der jeweilige Marsch gespielt wird, zu dem sich mehrere Punkterichter auf Klemmbrettern Notizen machen. Generell wirken alle sehr konzentriert und mit Ernst bei der Sache. Wir vermuten, dass ihre Traditionen den Schotten eben einfach sehr wichtig sind.
Am späten Nachmittag wird es dann immer stürmischer und dadurch kommt der Regen auch von der Seite. Uns reicht es so langsam und nach ein paar Stunden Dudelsack-Marsch-Musik ist ein wenig Ruhe im Gustav vielleicht auch wieder schön. Eine interessante und beeindruckende Erfahrung war die Meisterschaft aber allemal.
Relativ spät erreichen wir unseren Stellplatz am Lock Eck und ich freue mich einfach nur noch darauf die Standheizung anzumachen 🙂 .
Am nächsten Morgen haben sich die Wolken zwar immer noch nicht verzogen, aber immerhin regnet es nicht mehr. Wir wollen eigentlich nur kurz runter zum See laufen und ein wenig die Aussicht genießen. Die schottischen Midges machen uns nach wenigen Minuten aber einen Strich durch die Rechung und wir entscheiden uns daher weiter zu fahren.
Nur eine halbe Stunde Fahrt entfernt erreichen wir einen Campingplatz, der mit 15 Pfund pro Nacht ziemlich günstig ist. Auf eine heiße Dusche freue ich mich heute riesig 😉 . Auch waschen ist hier nicht sehr teuer und so verbringen wir den Sonntag sehr entspannt einfach nur im warmen Auto. Hoffentlich haben wir in der nächsten Woche dann etwas mehr Glück mit dem schottischen Wetter…