Wir fahren entlang des Meeres bis zum südlichsten Punkt Spaniens
Da unsere letzte Dusche nun doch schon etwas her ist und wir mit dem letzten Stellplatz etwas weniger Glück hatten, suchen (und finden) wir eine dreiviertel Fahrstunde weiter in Zahora einen wunderschönen Platz. Die Beschreibung klein aber fein trifft hier am ehesten, denn wir haben Glück, dass wir einen von vier Stellplätzen ergattern. Christina und Harry haben sich hier mit viel Liebe fürs Detail eine kleine, gemütliche Oase geschaffen, in der man einfach wunderbar abschalten kann. In den letzten Wochen bin ich einfach nicht dazu gekommen die Beiträge für unseren Blog zu schreiben doch hier kann ich gleich zwei fertig stellen.
Und wenn man es sich richtig gut gehen lassen will, kann man bei den beiden für den nächsten Tag ein frisch zubereitetes Frühstück bestellen.
Außer uns stehen noch ein deutsches und ein schweizer Pärchen hier auf dem Stellplatz. Bereits am ersten Abend sitzen wir mit ein paar Bier und Wein in einer gemütlichen Runde zusammen. Wir erfahren, dass heute Juttas Geburtstag ist und daher ist es sicher nicht verwunderlich, dass sie die Ausdauerndste ist 😀 .
Die Fahrradwege hier in der Umgebung sind sehr gut ausgebaut und daher wird es für uns mal wieder Zeit die Klappräder auszupacken. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wann wir die zuletzt draußen hatten, aber vermutlich war das noch in Finnland… Es war eben seitdem immer sehr bergig 😉 .
Am Dienstag machen wir mit den Rädern einen kleinen Ausflug zum Kap Trafalgar. Den Name habe ich bisher immer mit London (Trafalgar Square) in Verbindung gebracht – hier in Spanien fand im Jahr 1805 eine bedeutende Seeschlacht zwischen Großbritannien und Spanien (zusammen mit Frankreich) statt. Mit einem Sieg konnte Großbritannien seine Vormachtstellung auf dem Meer weiter ausbauen.
Unterhalb des Leuchtturms setzen wir uns für ein Picknick auf die Felsen am Ufer. Das Meer ist hier richtig türkisblau und zusammen mit den hellen Steinen wirken die Farben noch kräftiger. Bisher gefällt uns die Atlantikküste Andalusiens viel besser als die Mittelmeerküste. Es ist einfach alles viel naturbelassener und wenig bebaut – oft kann man kilometerlang auf dem Sandstrand entlanglaufen. Große Dünenbereiche sind erhalten und dürfen oftmals auch nicht befahren werden. Wir fühlen uns einfach richtig wohl und sitzen lange Zeit nur da, um die Wellen zu beobachten – ab und zu bekommen wir etwas Salzwasser ins Gesicht, aber an sich ist das eine schöne Abkühlung 😉
Was unsere Freude über den schönen Strand etwas trübt sind die vielen kaputten Holzboote, die wahrscheinlich hier in der Nähe gekentert sind. Wir schauen uns eins genauer an und finden im Boot Kleidung und Schuhe. Afrika kann man von hier aus sehen denn es sind gerade mal 45 km. Für uns waren das immer alles so weit weg, aber jetzt passiert das alles direkt vor uns. Als wir uns später in die Beachbar setzen fühlt es sich schon etwas seltsam an, dass man mit einem Bier in der Hand auf die Stelle im Meer guckt, an der regelmäßig Menschen beim Überqueren mit Holzbooten ihr Leben riskieren.
Bei der Rückkehr an unseren Stellplatz fragen wir Christina und Harry danach und durch die Nähe zum Strand haben sie natürlich schon mehrfach mitbekommen, dass Flüchtlinge in den umliegenden Wäldern Schutz suchen und nach Geld für ein Busticket nach Almeria fragen. Auf einem Boot ist mit Farbe ein Spruch aufgemalt: „Es gibt nicht nur Migranten; es gibt auch diejenigen die fliehen“.
Aber auch der Drogenhandel ist hier ein großes Thema. Bisher haben wir es nicht auf dem Schirm gehabt, aber wenn man darauf achtet, bemerkt man wie präsent Polizei-Hubschrauber und Küstenwache hier sind.
Nach unserer kleinen Auszeit in Zahora geht es am Donnerstag weiter nach Bolonia. Dieser Strand wurde uns wirklich von so vielen Leuten empfohlen, dass wir herkommen mussten. Besonders die Anfahrt zum Strand ist besonders schön, denn man fährt über einen Hügel, von dem man dann einen Blick über den ganzen Strand und das kleine Dorf hat. Rundherum gibt es nur Kuhweiden und grüne Wiesen. Wir sind total begeistert, denn grüne Wiesen sieht man sonst nicht oft in Andalusien… Im Ort angekommen, stellen wir fest dass Bolonia wohl nicht mehr der Geheimtipp wie noch vor einem Jahr ist. Außer uns sind bestimmt 100 andere Fahrzeuge hier – vom kleinen VW-Bus bis hin zum riesigen Wohnmobil mit Autoanhänger ist alles dabei. Wenn man das so sieht, kann man schon verstehen, dass die Anwohner genervt sind und immer mehr freie Stellplätze verschwinden. Aber wir wissen ebenfalls, dass wir während unserer Reise genauso dazu beitragen.
Am Freitag erkunden wir dann ein wenig die Umgebung. Zunächst machen wir einen kurzen Abstecher ins Museum, denn bereits die Römer wussten die schöne Ortslage hier zu schätzen. Sie gründeten ungefähr im 2. Jahrhundert v. Chr. die Siedlung Baleo Claudia, deren Ruinen man jetzt noch besichtigen kann. Als EU-Bürger ist der Eintritt sogar frei 🙂
Nach dem Mittag beschließen wir auch noch die Düne in der Nähe des Strandes zu erklimmen. Von unten kommt uns diese nicht allzu hoch vor, aber nach und nach merken wir schnell wie anstrengend es ist auf sandigem Untergrund einen Hügel zu erklimmen. Oben werden wir dafür aber mit einem tollen Ausblick belohnt. Und eigentlich ist es der perfekte Platz um ein paar Bodenturnübungen zu machen – meint jedenfalls Martin 😉 . Den Sand hatten wir noch mehrere Tage in den Haaren, in den Ohren und überall im Auto…
Am Samstag beschließen wir weiter nach Tarifa zu fahren. Wir müssen mal wieder ein paar Vorräte auffüllen und auch duschen um den Sand loszuwerden, weshalb wir einen Campingplatz aufsuchen. Leider ist es ziemlich windig und recht kalt aber ein Strandspaziergang gehört trotzdem dazu. Dabei können wir die ganzen Kitesurfer dabei beobachten, wie sie ihre Tricks üben. Das sieht schon ziemlich cool aus und am liebsten will man sofort mitmachen… Gegen Abend können wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang mit spektakulären Farben beobachten, bevor wir uns zu einem gemütlich Abend im (warmen) Gustav zurückziehen.
Auch die kleine Stadt Tarifa wollen wir uns nicht entgehen lassen und besuchen diese am Sonntag. Hier am Kap treffen der Atlantik und das Mittelmeer zusammen. Das und der ständige Wind haben die Stadt zu einem Treffpunkt für Kitesurfer aus aller Welt gemacht. Und irgendwie haben wir auch das Gefühl, dass Tarifa dadurch einen besonderen Flair hat. Es gibt wahnsinnig viele Strandbars, gemütliche Restaurants und natürlich Surfershops. Wir suchen uns gleich einen guten Sitzplatz um bei einem Kaffee die Aussicht auf die Kitesurfer zu genießen. Heute sind es gefühlt noch mehr als gestern und auch die Sprünge werden immer höher…
Später möchten wir uns noch den südlichsten Punkt Kontinentaleuropas anschauen. Dafür muss man aber scheinbar auf den Felsen entlang um die alte Festung herumlaufen. Nach ein paar Metern kommt uns ein Paar mit Hund entgegen, die sichtlich durch kniehohes Wasser gelaufen sind. Wir fragen nach dem Weg und bekommen den Rat es nicht jetzt zu versuchen, da die Flut kommt. Gut zu wissen – das hatten wir ehrlich gesagt nicht im Blick 😀 . Naja, dann eben doch wieder zurück an den Strand und in die nächste Bar, denn es ist ja schon Zeit fürs Mittag.
Wir verbringen noch ein paar gemütliche Stunden in Tarifa und fahren für den Abend auf einen Stellplatz etwas außerhalb der Stadt und mit tollem Blick.
Sehr toll geschrieben, freuten und auf die tolle Bekanntschaft und die kleine Feier in Zahoa. Wir haben in Bolonia noch euer Auto gesehen sind aber dann weiter da der Platz echt völlig überlaufen war 😀.
Grüsse Stefan und Anita aus Portugal (das schweizer paar)
Hey ihr beiden,
cool, dass ihr bei uns vorbei schaut; es war wirklich toll die Abende mit euch zu verbringen 😀
Mittlerweile sind wir auch in Portugal bei unserem Workaway angekommen.
Viele Grüße und weiterhin gute Fahrt 🙂
Hej ihr Zwei.Danke für eure beiden Berichte.Toll,dass die Fahrräder wieder benutzt werden.Das mit den Holzbooten der Flüchtlinge ist sehr krass…Grüße Sven.
Hey Sven,
danke für deine Kommentare 🙂 Ja, hier an der Atlantikküste waren die Fahrräder wirklich oft in Benutzung und wir haben mal wieder etwas Sport gemacht…
Liebe Grüße nach Fürth und an Andrea