...oder: Auch Umwege lohnen sich (meistens)
Seit heute fahren Martin und ich allein weiter. Weil es sich jetzt wirklich wie unser richtiger Reisebeginn anfühlt sind wir irgendwie auch nochmal ein bisschen aufgeregt. Bevor wir uns ins nächste Abenteuer stürzen müssen wir aber noch ein paar Punkte erledigen. Dazu gehört nochmal ein Großeinkauf im Baumarkt (Gas auffüllen, Wagenheber, Montagekleber, Holzkleber usw…) sowie Wäsche waschen wofür wir uns einen Campingplatz in Sietow an der Müritz raussuchen.
Gleich nach der Ankunft auf dem Platz stellen wir uns unserer nächsten Herausforderung: das Sonnensegel an Gustav installieren. Kai hat uns dafür extra Spanner aus Holz gefertigt („Die hatte in der DDR jeder!“), mit denen nichts schief gehen kann. Den Abend lassen wir dann mit einem Sundowner-Bierchen am Hafen ausklingen bevor wir am nächsten Tag unsere erste Radtour mit den Klapprädern starten wollen.
Am Sonntagvormittag pumpt Martin nochmal unsere Klappräder auf und dann geht es los zur ersten Fahrradtour nach Waren (ca. 15km). Unterwegs begegnen uns einige Leute, die gleich erkennen, dass die Räder eigentlich älter als wir sind. Da gibt es Kommentare von „Coole Räder!“ bis hin zu „Die ollen Dinger!“. Der Radweg nach Waren ist sehr schön; führt über Felder an Kuhwiesen vorbei und durch Wälder, in denen man sich fast wie im Urwald fühlt. Als Belohnung gibt es dann in Waren erstmal einen leckeren Eisbecher. Wir schlendern ein wenig durch die Stadt und trinken zum Abschluss ein Bierchen mit Fischburger beim Räucherkahn im Hafen.
Heute, am Montag den 28. Juni, soll für uns es weitergehen nach Lüneburg. Es ist gefühlt der bisher heißeste Tag seit Reisebeginn, weshalb wir unterwegs einfach von der Autobahn abfahren und im nächst gelegenen See zur Erfrischung baden gehen. Lüneburg überrascht uns dann total positiv. Wir hatten die Stadt eigentlich nur als Zwischenhalt zwischen Müritz und Oldenburg geplant und uns nicht weiter informiert. Aber hier gibt es eine richtig schöne Altstadt mit vielen Backstein- und Fachwerkhäusern (die im 2. Weltkrieg verschont geblieben sind), einen alten Hafen mit einigen gemütlichen Kneipen rundherum, enge kleine Gassen und Läden. In der Zeit der Hanse ist Lüneburg mit dem Salzhandel reich geworden und die Häuser der Kaufleute konnten bis heute weitestgehend erhalten werden.
Wenn wir schon einmal in der Gegend sind möchten wir uns auch die Lüneburger Heide anschauen. Daher starten wir am nächsten Morgen in der Nähe von Bispingen zu einer Wanderung. Nach ungefähr 4 km Waldwegen stehen wir dann auf einmal vor einer Art Lichtung, von der man einen Blick über eine weite, hügelige Landschaft hat. Der Unterschied zwischen Wald und Heide ist richtig krass bemerkbar. Im Wald hat man viele Tierrufe gehört, aber jetzt sind nur noch die eigenen Schritte auf dem Sandboden zu vernehmen. Die dunklen Gewitterwolken am Himmel und gelegentliches fernes Donnern machen die besondere Stimmung perfekt. Wir lassen das Ganze ein wenig auf uns wirken und machen uns dann wieder auf zum Parkplatz, denn heute soll es noch weiter gehen nach Oldenburg.
Hier besuchen wir Marian, einen Studienkollegen von Martin. Netterweise können wir bei ihm nochmal Wäsche waschen und trocknen. 🙂 Abends gehen wir noch in die Stadt essen und ein paar Bierchen trinken. Am nächsten Tag wollen wir die Stadt noch ein wenig erkunden und leihen uns dafür Räder von Marian (Ja, wir sind zu faul unsere erst umständlich auszupacken 😉 ). In Oldenburg gibt es richtige Fahrradstraßen mit Ampeln, was uns anfangs ganz schön überfordert. Im Hinblick auf unsere nächsten Reiseziele war es aber eine gute Übung. Dazu dann aber erst im nächsten Beitrag mehr…. Wir schauen uns unter anderem den Schlosspark an, der mit seinen riesigen alten Bäumen und einem Bauerngarten richtig schön ist.
Nach der Verabschiedung von Marian geht es für uns dann noch weiter bis nach Bremerhaven. Am nächsten Morgen nehmen wir dann die Fähre über die Elbe nach Brunsbüttel. Wir wollen jetzt nämlich endlich ans Meer 🙂 ! Gleich nach der Ankunft in Friedrichskoog parken wir nur schnell und laufen zum Deich. Die meisten werden wissen, dass es an der Nordsee manchmal etwas schwierig ist, das Meer wirklich zu sehen. Und natürlich haben wir uns mal wieder den perfekten Zeitpunkt rausgesucht, um das Meer nicht zu sehen… Ok, dann eben erstmal zum Stellplatz fahren, ankommen, Stühle raus und dann nochmal probieren. Als wir hier abends den Deich überqueren, folgt dann die nächste Ernüchterung. Hier befindet sich also eine sogenannte Salzwiese. Nur am Horizont sieht man einen kleinen Streifen Wasser. Darauf dann erstmal einen Sundowner.
Am nächsten Vormittag wollen wir dann nochmal einen Versuch starten, wenigstens mal den kleinen Zeh ins Meerwasser zu halten ;). Auf der Fahrt zum Leuchtturm Westerheversand überqueren wir das Eidersperrwerk. Dieses beeindruckende Bauwerk wurde nach der Sturmflutkatastrophe 1962 errichtet und schützt nun die Küste.
Als wir am Leuchtturm ankommen erwartet uns aber wieder gleiche Bild wie in Friedrichskoog – eine kilometerlange Salzwiese. Die Nordsee und wir werden wohl keine richtigen Freunde mehr werden 😉 Dann fahren wir eben jetzt einfach an die Ostsee; ist ja in Schleswig-Holstein kein Problem.
Heute (am 3. Juli 2021) ist es dann endlich so weit – wir verlassen Deutschland. Lange haben wir überlegt und jeder hat uns gefragt, wo wir eigentlich zuerst hinfahren wollen. Skandinavien? Großbritannien? Frankreich? Aufgrund von Corona entscheiden wir es wirklich erst ein paar Tage vorher. Es geht zunächst nach Dänemark, von wo aus wir später Richtung Schweden fahren wollen.
Nach einem Großeinkauf (darunter eventuell etwas Bier, Wein und Jägermeister) überqueren wir seit langer Zeit mal wieder eine Staatsgrenze – wir sind fast ein bisschen aufgeregt und halten die ganze Zeit unsere Ausweise und Impfpässe bereit. Die dänischen Grenzbeamten kontrollieren aber nur stichprobenweise und so können wir fast normal einfach durchfahren.
Die ersten beiden Tage in Dänemark wollen wir nochmal am Strand verbringen. Wir finden einen tollen Stellplatz in der Nähe von Assens direkt am Meer und mit Toilette – für lau. In Deutschland unvorstellbar. Am Sonntag ist bestes Badewetter und daher sind auch viele Einheimische am Strand. Wir machen einfach mal den ganzen Tag nichts; gehen baden, erkunden den Strand, essen Wassermelone und freuen uns über das gute Wetter. Ab Montag möchten wir Dänemark dann weiter erkunden. Wir werden davon berichten… 🙂
Ein sehr schöner Bericht. Ich folge euch und freue mich sehr, dass ihr eure Reise verwirklichen könnt. Viel Spaß weiterhin.
Ich freue mich, wenn ich mit den Bildern und den Text er bei euch sein kann.
Das klingt ja schon mal gut und abenteuerlustig. Ich wünsche euch noch viel Spaß und bin gespannt auf die nächsten Reiseberichte
Spannend Eure Erlebnisse, da Triptis Opa und Oma leider nicht online sind habe ich es heute den Beiden ausgedruckt und übergeben. Führt das Buch bitte weiter, die kleine Welt bei uns gewinnt vielleicht neue Horizonte.