Wir erkunden das Languedoc und fahren immer weiter gen Süden
Als wir an diesem Montagmorgen aufwachen ist irgendwas anders… es ist heller; also jedenfalls nicht mehr so grau und dunkel wie in den vergangenen Tagen. Das ist man ja fast gar nicht mehr gewöhnt 😀 Ein wenig schlägt sich das natürlich gleich auf die Stimmung aus und voller Tatendrang fahren wir heute nach Millau. Wir wollen ein bisschen einkaufen und danach die Stadt erkunden.
Am Nachmittag suchen wir uns ein kleines Café und bestellen Crepe mit Nutella und für jeden einen Kaffee. Ich bin total stolz, dass der Kellner mich versteht und ich vor allem auch ihn verstehe. Unser Französisch haben wir in den letzten Tagen erfolgreich aufgefrischt. 🙂 Wenige Minuten später setzt sich dann eine Frau mit Hund an den Nebentisch. Dieser will sich natürlich gern von uns streicheln lassen, was die ältere Dame wortreich kommentiert. Wir sind uns ziemlich sicher, dass sie weiß, wir verstehen sie nicht. Aber das scheint sie nicht zu stören und sie erzählt munter weiter… Wir nicken einfach freundlich und streicheln weiter den Hund 😀
Für die Nacht haben wir uns einen Stellplatz mit Aussicht auf die Stadt und die im letzten Beitrag erwähnte Brücke gesucht. Von hier ist es dann nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt für unsere morgige Wanderung. Da es eine sternenklare Nacht ist wird es natürlich sehr kalt. Aber am nächsten Morgen zeigt sich dann endlich mal wieder die Sonne. Nach dem Frühstück geht es dann los: wir starten unsere erste kleine Wanderung im Tarn-Gebiet und genießen dabei die Sonne.
Gegen Mittag kommen wir zu einem Aussichtspunkt und beschließen hier unsere Rast zu machen. In der Sonne ist es angenehm aber sobald man im Schatten ist wird es sehr schnell kalt. Als wir unser Auto dann wieder erreichen ist es noch nicht sehr spät und daher fahren wir heute noch weiter bis in die Nähe von Gignac. Unser heutiger Stellplatz befindet sich inmitten von Weinfeldern. Wir sind jetzt schon soweit im Süden, dass wir unser Feierabendsbierchen draußen trinken können (solange die Sonne da ist 😉 ).
Am Mittwoch fahren wir dann weiter bis ans Meer. Bei Port-la-Nouvelle können wir mit dem Auto direkt auf den Sandstrand fahren. Natürlich ist es sehr windig, aber für mich gehört es dazu am Meer wenigstens mal kurz die Füße ins Wasser zu halten (ja, auch im Januar 😛 ). Da es schon Nachmittag ist machen wir uns einen Kaffee und setzen uns mit Gustav als Windschutz an den Strand.
Nun steht auch schon die nächste Französisch-Prüfung bevor… Die nächsten beiden Nächte möchten wir auf einem Pferdehof bei Carcassonne stehen und wollen uns dort vorher telefonisch anmelden. Dafür hab ich mir im Kopf bereits ein wenig zurecht gelegt was ich sagen möchte. Die Frau am Telefon versteht mich glücklicherweise auch und will uns dann anscheinend den Weg zum Hof beschreiben. Das macht sie aber natürlich in sehr schnellem Französisch und ein wenig habe ich auch den Eindruck, dass es hier in unten nahe der spanischen Grenze einen besonderen Akzent gibt 😀 Freundlicherweise schickt sie uns dann doch noch eine SMS mit der Beschreibung und wir erreichen den Hof ohne Probleme. Ihr Mann versucht uns dann dort einzuweisen, aber auch hier gibt es mal wieder eine Sprachbarriere. Hofhund Bül (keine Ahnung wie man das richtig schreibt) stört die aber gar nicht; nachdem er uns kurz beschnuppert hat, ist er sehr zutraulich und manchmal regelrecht frech.
Wie bereits in der vorherigen Woche stellen wir auch in dieser wieder fest, dass das Vorurteil der eher weniger fremdsprachen-begeisterten Franzosen schon irgendwie seine Berechtigung hat. Mit unseren Kenntnissen aus dem Schulunterricht kommen wir meistens irgendwie zurecht, aber in vielen anderen Ländern unserer Reise hatten wir doch das Gefühl, dass mehr Rücksicht auf einen genommen wird – vor allem wenn man sich bemüht die Sprache zu sprechen. Gleichzeitig sind wir unterwegs aber auch vielen anderen Reisenden aus Frankreich begegnet, mit denen wir uns total gut auf Englisch verständigen konnten.
Für den Donnerstag haben wir uns gleich zwei Ziele ausgesucht. Zuerst geht es nach Carcassonne, wo wir uns die Festung anschauen. Einst eine römische Siedlung wurde diese ab dem Mittelalter über die Jahrhunderte hindurch von verschiedensten Herrschern zu einer mächtigen Festungsstadt erweitert. Noch heute ist die Stadt teilweise bewohnt; außerdem wurde sie 1997 zum Weltkulturerbe erklärt.
Wir haben Glück, dass wir Carcassonne jetzt im Januar besuchen, denn so sind nur sehr wenige Touristen hier und man kann in Ruhe zwischen den alten Mauern herumlaufen. Auch fast alle Restaurants und Geschäfte haben geschlossen, sodass man eigentlich nur auf Handwerker trifft, die Reparaturen für die nächste Saison vornehmen. Für uns sind die alten Mauern und Türme auf jeden Fall sehr beeindruckend – wenn man zwischen den zwei Wehrmauern steht kann man sich gut vorstellen, dass die Festung schwer einzunehmen war.
Am Nachmittag fahren wir dann weiter nach Montolieu; ein kleines Dorf etwa eine halbe Stunde entfernt von Carcassonne. Die Besonderheit ist hier, dass es in dem Dorf mit ca. 800 Einwohnern um die 20 Buchläden und Antiquariate gibt…. Also mein persönliches Paradies 😉 Außerdem findet man in den verwinkelten Straßen einige Künstlerateliers und kleine Cafés. Aber auch landschaftlich gibt es hier einiges zu entdecken: der Dorfkern befindet sich auf einem Felsen zwischen zwei Flüssen, wodurch es einige Brücken gibt von denen man eine tolle Aussicht auf die Umgebung hat.
Zum Abschied nehmen wir uns in einer kleiner Bäckerei noch ein paar Schoko-Cookies für den Heimweg mit. Am nächsten Morgen verabschieden wir uns dann auch vom Pferdehof und von Frankreich. Beim Dorfbäcker holen wir uns zum Frühstück Croissants, Schokobrötchen und ein leckeres Baguette. Im nächsten Supermarkt wird dann noch schnell unser Vorrat an französischen Spezialitäten aufgestockt. (An der Käsetheke bin ich eventuell ein ganz klein wenig eskaliert. 😉 ).
Danach geht es dann los nach Spanien – unser Aufenthalt in Frankreich war leider eher eine Durchreise, aber im kommenden Frühjahr holen wir das dann nach. Nun wollen wir erstmal weiter ins Warme und freuen uns auf unser 16. Reiseland. Wir überqueren die Pyrenäen und erreichen unsere nächsten Stellplatz bei Cala Salions im Massis de les Cadiretes kurz vor Sonnenuntergang.
Übrigens gab es bis vor kurzem in Spanien sozusagen ein doppeltes Autobahn-System. Oft führte neben den kostenpflichtigen Autopistas (AP) noch eine kostenlose Autovia durch das Land. Seit einigen Monaten werden die Mautstationen an den AP´s nach und nach abgebaut. Warum genau wissen wir noch nicht, aber ich würde auch nicht unbedingt für eine Straße bezahlen, wenn es daneben noch eine kostenlose gibt 😉 .
Unsere Ankunft in Spanien begehen wir mit einem kleinen Feierabendsbierchen – es ist ja schließlich Freitag – und genießen, dass es hier schon spürbar wärmer ist. Dies ist die erste Nacht seit Wochen in der wir unsere Standheizung nicht anmachen…
Am Samstagvormittag fahren wir weiter durch den Naturpark Massis de les Cadiretes. Die schmale Küstenstraße ist sehr kurvig und führt durch kleine Orte, die hier an den Hängen gebaut wurden. Große Beton-Bettenburgen findet man hier zum Glück noch nicht so oft. Auf der Fahrt kommen uns übrigens die ganze Zeit große Gruppen von Radfahrern entgegen. Die Spanier scheinen echte Outdoorsport-Fans zu sein und nutzen wahrscheinlich „das kalte Winterwetter“ 😀 . Wir halten sehr oft an Parkbuchten mit wunderbaren Aussichten entlang der Küstenstraße an. Es ist so schön warm, dass man sogar im Pullover raus gehen kann. Juhu, endlich Sommer und Sonne 🙂
Kurz nach Mittag erreichen wir dann Lloret de Mar, das uns bisher nur als Partyort bekannt ist. Da Spanien seine Corona-Maßnahmen stark gelockert hat, wollen wir hier mal schauen, ob das wirklich so ist. Den Nachmittag verbringen wir mit einem Spaziergang entlang der Küste (sehr zu empfehlen), bevor wir uns dann ins Nachtleben stürzen. Und tatsächlich sind einige Bars am Abend geöffnet. Natürlich nicht viele, denn im Januar sind hier fast keine Touristen. Dafür sind die wenigen geöffneten Kneipen umso voller mit Einheimischen.
Für uns ist es richtig komisch in einem geschlossenen Raum mit so vielen anderen Menschen zu sein, dass man sich auf dem Weg zur Toilette aneinander vorbeischieben muss. Es gibt keine freien Sitzplätze mehr, weshalb wir mit einigen anderen an der Bar stehen. Die Gespräche um uns herum sind so laut, dass Martin und ich uns fast ins Ohr schreien müssen. Echt krass – ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal in so einer Bar war. Natürlich liegt die Lautstärke auch an der spanischen Gesprächsmentalität… aber eben nicht nur 😀 . Übrigens gibt es hier als „typisches Frauengetränk“ Rotwein mit Orangenlimonade (nein, keine Sangria), was mich in einem Weinland wie Spanien echt schockiert 😮 .
Am nächsten Tag machen wir uns dann auf nach Vilassar de Mar. Hier gibt es einen für diese Gegend günstigen Stellplatz, von dem aus man bequem mit der Bahn nach Barcelona hinein fahren kann. Sehr gemütlich ist der Schotterplatz zwar nicht, aber mit Strom und eine Dusche und unser Gustav steht sicher 🙂 . Nach dem Mittagessen gehen wir zum Strand und genießen hier in Ruhe unseren Kaffee bevor es dann morgen in die Großstadt Barcelona geht.
Magnifique, „Eskalation an der Käsetheke“ könnte ein echter Partyhit werden! Fromage, Fromage… 😉
España sieht ja auch so herrlich warm aus, nach den grauen Tagen hier wirklich ein Lichtblick.
Bon voyage weiterhin