Eine Woche im Zeichen der Wellen

Wir versuchen uns am Surfen und besuchen den Ort der Profis

Nachdem wir uns bei Heike, Thomas und natürlich auch Butze nun schon zum zweiten Mal verabschiedet haben machen wir weiter Richtung Norden.  Wir wollen den regnerischen Tag zum Fahren nutzen, suchen uns einen kleinen Stellplatz bei Quinta do Rossi raus (ca. 100 km südlich von Lissabon) und erkunden nach der Ankunft ein wenig die Gegend. Wir machen einen kleinen Spaziergang an den nahegelegenen und riesengroßen menschenleeren Sandstrand. Die Wellen sind heute riesig und wild. Wir bestaunen die Kraft des Wassers und spielen zum Abschluss eine Runde Beachtennis.

Butze ist immer 20 Minuten vor Abfahrt schon bereit 🙂

Danach geht es zurück zum Stellplatz, welcher von einem jungen Pärchen betrieben wird und ein Rückzugsort für Reisende und wohl ein Paradies für die immer größer werdende Gruppe der  „Digital Nomads“ ist. Denn der Platz ist sehr günstig, hat gutes Internet – was auf Campingplätzen sehr selten ist – und bietet alles was man zum Leben so braucht. Ebenson ist es hier möglich sich Neoprenanzüge und Surfboards für einen kleinen Geldbetrag auszuleihen. Wermutstropfen: die sehr gemütlich aussehende Bar hat wegen der Nebensaison noch zu aber dafür gibt es einen schönen Sitzbereich für alle Gäste. Dieser ist neben der Gemeinschaftsküche mit einer Waschmaschine ausgesattet, welche wir auch dringend wieder einmal nutzen müssen. Beim Wäsche machen kommen wir am Abend mit Joel ins Gespräch. Der Niederländer hat gerade seine Reise begonnen und möchte sich ohne konkretes Ende eine Auszeit gönnen. Da die Waschmaschine einige Zeit benötigt weitet sich das Gespräch auf eine Flasche Wein aus. Im Laufe des Abends stellt sich dann heraus das Joel ein Surfer ist…  zu unserer Freude, denn er bietet uns an uns morgen bei den ersten Erfahrungen auf dem Brett zu helfen.

Gegen Mittag starten wir dann mit einem geliehenen Surfboard zum Strand. Wir fahren über die wunderschöne Küstenstraße und uns fällt auf: die Wellen sind heute nocheinmal gewaltiger als gestern. Das Meer ist heute sehr wild und wir können in der Ferne ein riesiges Containerschiff beobachten, welches so stark schwankt, dass es für uns scheint als würde es bald kentern. Nun können wir auch verstehen warum es manchmal in den Nachrichten heißt, dass Schiffe Container verlieren. Die Wellen am Strand sind heute über 3 Meter hoch. Zu hoch und gefährlich, dass Joel sie selbst surfen würde. Für uns als Anfänger ist dies aber nicht so schlimm da für uns nur die „white washs“ – also die gebrochenen „weißen Wellen“ nah am Strand – interessant sind. Zunächst vermittelt Joel uns die Basics und unterstützt uns im Wasser.  Wir merken schnell wie verdammt anstrengend surfen ist, aber auch wie unbeschreiblich schön das Gefühl ist, die Kraft der Welle zu spüren wenn man sie mit dem Board mal erwischt hat. Zurück am Campingplatz sind wir total fertig und müssen uns erst einmal ausruhen.  Abends laden wir Joel zu uns ein und wir verbringen einen musikalischen Abend bei Bier.

Am nächsten Morgen geht es weiter für uns Richtung Sintra. Dort haben wir uns einen Stellplatz ausgesucht, der von der Gemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Das Wetter ist heute leider sehr regnerisch, sodass wir nach der Ankunft die Zeit bis zum Abendessen im Gustav verbringen. Lediglich ich erkunde nocheinmal ein wenig das Dorf und besuche eine kleine Bäckerei. Diese wird von einer sehr alten Dame in einem unaufälligen Hinterhof betrieben. Die Rechnung für den Käse und die süßen Backwaren werden am Ende handschriftlich notiert und zusammengerechnet. Ein sehr sympatisches und leckeres Erlebnis.

Wer genau schaut sieht im Navi, dass wir uns auf einer Brücke befinden (zweitlängste Brücke Europas)

Am nächsten Morgen starten wir sehr früh, denn wir wollen möglichst viel von Sintra besichtigen. Etwas ausserhalb haben wir einen Parkplatz gefunden, denn die kleinen, steilen und verwinkelten Gassen sind nichts für unsere Nerven. Der Weg in die Altstadt führt uns an vielen schönen Aussichten vorbei. Bevor wir weiter zu dem berühmten Anwesen – Quinta da Regaleira – weiter machen, beschließen wir eine Kleinigkeit zu frühstücken. Wir wählen einen unaufälligen Bäcker, der uns einfach nur begeistert. Wir sind uns einig, hier die besten Pasteis de Nata gegessen zu haben. Für uns ist klar, nach unserem Ausflug heute werden wir auf dem Rückweg nocheinmal anhalten müssen um noch etwas für unterwegs mitzunehmen 😉 .

Pizza geht auch als Frühstück 😀

Schnell merken wir, dass Sintra sehr touristisch ist. Vor allem für die vielen Pälaste und Schlösser ist Sintra bekannt, aber es gibt auch einiges mehr hier zu sehen, wie zum Beispiel schöne kleine Cafes, Restaurants, viele restaurierte Gebäude und unzählige schmale Gassen.

Wir machen eine kleine Wanderung durch die Altstadt bis wir am Anwesen ankommen. Hier muss ein Eintritt bezahlt werden aber dafür hat man eine große Parkanlage mit vier Kilometern Wegstrecke entlang an Aussichtstürmen, Springbrunnen, Bächen, Teiche, Brücken, verschiedenste Steinskulpturen, unzählige Baum- und Pflanzenarten, geheimnisvolle und unterirdische Gänge welche durch ein begehbaren Brunnen zu erreichen sind. Wir verbringen zwei Stunden im Park um am Ende noch das dort befindliche Hauptgebäude zu besichtigen. Das ganze Anwesen bietet viel zum Entdecken und gehört mittlerweile auch zum Weltkulturerbe der UNESCO. Wir sind von den vielen Eindrücken sehr müde geworden und beschließen danach zurück zu Gustav zu gehen. Den Umweg über den Bäcker machen wir aber natürlich trotzdem 😀 .

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Wir fahren weiter auf einen günstigen Campingplatz, den Joel uns empfohlen hat. Er ist vom letzten Stellplatz, wo wir uns kennengelernt hatten, direkt hierher weiter gefahren. Der Platz befindet sich in Peniche und ist super gelegen um surfen zu gehen. Das Besondere hier ist, man hat zwei Strände welche in verschiedene Richtungen liegen.  Dadurch hat man immer mindestens an einem Strand gute Wellen zum surfen. Und das Beste: Für nicht einmal acht Euro verbringen wir hier zwei Nächte mit heißen Duschen! Das ist unschlagbar 😀 .
Angekommen begrüßen wir kurz Joel machen aber dann einen ruhigen Abend in Gustav, schließlich wollen wir am nächsten Tag surfen gehen.
Wir stehen früh auf, fahren zum Meer und leihen uns an einem der vielen Surferschulen ein Board aus. Zuerst entscheiden wir uns für den falschen Strand, an dem die Wellen heute nicht ganz so gut sind. Etwas demotiviert versuchen wir uns dann aber noch einmal am anderen Strand, wo auch einiges mehr los ist – und wir sind gleich wieder im Surffieber. Man merke: es ist gar nicht so einfach zu erkennen welche Wellen gut für einen sind 😀 .

Am Abend treffen wir uns mit Joel, dem nicht entgangen ist, dass es am nahegelegenen Restaurant eine Bier-Happy-Hour gibt. Wir entscheiden uns diese zu nutzen und die landestypische Küche zu probieren. Louise und ich bestellen dazu jeweils eine Francesinha. Hierbei handelt es sich um ein Turm aus Toast + Schinken, Steak, Grillwurst + Toast + viel Käse + gebratenes Ei. Dieses Bollwerk ist platziert in einer aufwendig gemachten und ebenso kalorienreichen Soße. Alleine die Beschreibung reicht im Nachhinein aus um zu wissen, dass eine Portion zusammen gereicht hätte 😉 . Achja, und zu dem Ganzen gab es natürlich noch Pommes dazu 😀 .

Samstag fahren wir gemeinsam mit Joel weiter nach Famalicao; hier gibt es einen schönen Stellplatz in der Nähe von Nazaré. Wir sind noch mit einigen Leuten vom Workaway in Kontakt und haben diesen Campingplatz ausgesucht um uns hier gemeinsam zu treffen. Sarah, Raphael und Olivia sind nämlich gerade in der Nähe und wir verbringen einen schönen Abend in großer Runde.

Am nächsten Tag besuchen wir dann noch gemeinsam Nazaré. Manche wissen es vielleicht nicht aber hier her zu kommen war immer ein besonderes Ziel für mich während dieser Reise. Denn hier entstehen die sogenannten Monsterwellen, welche bis zu 30 Meter hoch werden können. Diese mit eigenen Augen zu sehen ist ein kleiner Traum von mir. Mir war aber klar, dass die Chance sehr gering ist, denn diese kommen hauptsächlich in den Wintermonaten vor und dann auch nur ein paar mal. Wenn aber alles passt sieht man dann die größten Wellen der Welt. Dies ist auch ein Grund warum der Ort ein Mekka für alle Extremsurfer geworden ist. Aber was soll man sagen… die Stadt und die Küste sind auch ohne Monsterwellen sehenswert. 😉 Wir erkunden den berühmten Felsen mit Leuchtturm, an dem die größten Wellen bis hinaufschlagen. Im Leuchturm und Nebengebäude befindet sich ein Surfermuseum. Hier sind unter anderem die Surfbretter ausgestellt, mit welchen solche Monsterwellen geritten und Rekorde gebrochen wurden. Ebenfalls wird hier erklärt wie die Struktur des Meeresbodens dazu beiträgt, dass solche Wellen entstehen.

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Die Foto- und Videoaufnahmen, Surfboards und Berichte der Surfer beeindrucken uns sehr. Und als wir am Ende auf den Klippen stehen um die „kleinen“ Wellen zu betrachten und dabei Delfine direkt unter uns sehen können, tröstet es mich doch ein wenig darüber hinweg, dass ich heute keine Riesenwellen in Nazaré sehen konnte.

Nach den vielen Eindrücken wandern wir in die Altstadt hinab um an der Strandpromenade noch ein wenig lang zu schlendern und für ein Kaffee mit Eis einzukehren. Wir verabschieden uns danach von Sarah und Raphael und fahren mit Olivia zusammen zurück auf unseren Stellplatz.

Achja, vielleicht ist dem Einen oder Anderen doch etwas am Text aufgefallen…  Dieser ist nämlich Martins erster Blogeintrag 😉

4 Kommentare

  1. Großes Lob Martin, du hast sehr schön geschrieben. Es klingt richtig toll mit den Surfen, da bekommt man gleich richtig Lust, dies auch mal auszuprobieren. 😊
    Weiterhin eine tolle Reise. Wir denken oft an euch. Deine Schwester Anna

  2. Das hab ich gleich gelesen, dass Martin geschrieben hat 😃 ich finds sehr gut 🙂
    Der Park sieht ja mega cool aus 🙂

  3. Vielen Dank für das positive Feedback 😀.
    Es war ganz schön kompliziert für mich alle Erlebnisse in die richtigen Worte zu bringen. Da lernt man gleich noch mehr zu schätzen wieviel Arbeit Louise sonst in diesen Blog steckt 😊.

  4. ihr konntet Delfine sehen o.O, wie wahnsinnig schön!

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