Berge, Fjorde, Inseln – das volle Norwegen-Programm

Eine aufregende Woche entlang der westnorwegischen Fjordküste

Für unsere Zeit in Norwegen hatten wir uns vorgenommen die Natur beim Wandern zu erkunden und auch mal einen Gipfel zu erklimmen. Heute wollen wir das auch gleich umsetzen – erstmal mit einer einfachen Tour. Das dachten wir zumindest, denn 7km klang jetzt erstmal nicht so weit… Wir haben Glück, dass Birka und Dominik uns zum Wanderparkplatz mitnehmen, denn der ist 3km bergauf. Dort starten wir dann zum Olsnessata. Die Wanderung ist in der ut.no-App (eine Art outdooractive für Norwegen) als „mittel“ eingestuft und sollte für uns machbar sein.

Wir merken ziemlich schnell, dass das mit dem Wandern und den Wanderwegen in Norwegen etwas anders ist, als wir das von uns zuhause im Mittelgebirge kennen 😉 Der „Weg“ ist nicht unbedingt immer zu erkennen und einzelne Abschnitte sind nur mithilfe der Hände zu überwinden – ich komme mir bald vor wie ein Steinbock. Und wenn man meint, den Gipfel erreicht zu haben, sieht man die nächste Bergwand vor sich. Schlussendlich beißen wir uns dann aber durch und werden mit einem wunderschönen Blick über den Sorfjord belohnt. Zusätzlich zu den 300 Höhenmetern (hoch und runter) laufen wir auf dem Rückweg noch bis zu unserem Stellplatz, der noch einmal 350 Höhenmeter weiter im Tal liegt. Das Abendessen haben wir uns sowas von verdient 🙂

Auf dem Gipfelplateau sind überall kleine Seen und Bäche - fast wie natürliche Infinity-Pools 😉

Zwischenzeitlich sind am Stellplatz noch zwei andere Fahrzeuge angekommen und zum Abend hin ergibt sich dann eine nette kleine Runde. Wir tauschen unsere Erlebnisse von Norwegen und anderen Reisen miteinander und dabei gibt es dann das eine oder andere Bier/Wein/Whisky. Am nächsten Tag fahren wir dann (mit teilweise etwas schwerem Kopf) weiter in Richtung Bergen. Inzwischen hat sich auch das typische norwegische Wetter eingestellt – bis jetzt wurden wir dahingehend echt verwöhnt. Den restlichen Nachmittag verbringen wir auf dem Campingplatz bei Bergen, wo wir einen richtig tollen Platz bekommen haben, und ruhen uns erstmal von unserer ersten Wanderung aus.

Am Mittwoch (28. Juli) fahren wir mit dem Zug nach Bergen. Am Vortag haben wir uns den Wetterbericht zwar angeguckt, an der Küste kann man sich darauf nicht wirklich verlassen, wie wir schnell feststellen. Mit einer Regenjacke im Rucksack kann man aber sicher nichts falsch machen 😉 Vom Bahnhof aus laufen wir erstmal in Richtung Hafen. Hier schauen wir uns zunächst in Bryggen um. Das ist ein altes Hafenviertel mit Handelskontoren aus der Hansezeit, das komplett aus Holz erbaut ist. Die Häuser und Gassen gehören heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Um Brände zu vermeiden sind die Häuser übrigens alle – bis auf das Versammlungsgebäude – unbeheizt. Das stelle ich mir im Winter ja richtig gemütlich vor… Bergen mit seinen vielen Holzhäusern und kleinen, verwinkelten Gassen gefällt uns aber sehr. Wir erkunden noch ein wenig die Stadt und nehmen dann eine Fähre um alles auch mal vom Wasser aus zu sehen. Im Hafen liegt unter anderem ein Boot der Hurtigruten-Flotte. Neben unserem kleinen Fährboot namens Beffen II wirkt dieses riesig und hat mit einem Postboot irgendwie nicht mehr so viel zu tun. Nach der Bootstour müssen wir uns erstmal aufwärmen und finden ein kleines Café mit einer tollen Kuchenauswahl (und sehr kreativen Origamis 🙂 ). Danach geht es dann für uns wieder zum Bahnhof und natürlich fängt es genau jetzt mit regnen an…

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Auch am Donnerstag ist das Wetter eher durchwachsen, weshalb wir in Richtung Norden weiter fahren. Morgen möchten wir nämlich ein paar Inseln an der Westküste erkunden. Für die Nacht finden wir einen Stellplatz in der Nähe von Eivindvik. Hier haben sich von ca. 900 bis 1300 n. Chr. die Wikinger zum Gulatinget getroffen. Das war eine Art Versammlung, in dem Besprechungen mit dem König gehalten und Gesetze beschlossen wurden – sozusagen eines der ältesten Parlamente. Heute wird das Gelände auch als Freilichtbühne genutzt. Eingehüllt in Wolken und Nieselregen wirkt das Ganze auf jeden Fall sehr mystisch.

Am Freitagvormittag fahren wir bei schönstem Sonnenschein mit der Fähre von Rutledal nach Krakhella auf der Insel Sula. Diese gehört zur Kommune Solund, welche die westlichste Gemeinde Norwegens ist und die einzige, die nur aus Inseln besteht. Wir wollen uns erstmal einen kleinen Überblick verschaffen und machen in Hersvikbygda eine kleine Wanderung auf den Husefjellet. Der ist zwar mit 160m Höhe eher eine kleine Erhebung, aber mit den zerklüfteten Felsen und teils sehr steilen Anstiegen werden wir auch hier sportlich herausgefordert. Die Aussicht lohnt sich aber sehr – rundherum sieht man kleine Buchten, verstreute Häuschen und unzählige Inseln. Auch auf der Hauptinsel Sula selbst sind viele Seen mit kleinen Inseln darauf zu entdecken. Ein bisschen erinnert es mich hier an die Schären in Schweden – nur viel windiger und rauer.

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Danach geht es weiter in den Hauptort Hardbakke, wo wir uns heute mal ein Essen im Restaurant gönnen. In Norwegen ist das nämlich richtig teuer und bis auf „mal einen Kaffee trinken“ haben wir das bisher vermieden. Schlussendlich zahlen wir für zwei Burger mit Pommes und zwei Bier umgerechnet knapp 65€ – und da hatten wir noch eines der günstigen Gerichte gewählt. Zum Abend hin nehmen wir die Fähre zurück aufs Festland und schauen uns vom Stellplatz aus den Sonnenuntergang über den Inseln an.

Am nächsten Morgen stehen wir mal zeitig 😉 auf, denn die nächste Fähre in Richtung Leirvik fährt kurz nach halb neun. Heute haben wir eine Strecke von über 200km vor uns bis nach Kaupanger. Das klingt erstmal nach nicht viel, aber wenn ein Tempolimit von 80 km/h oder manchmal sogar weniger vorgeschrieben ist, zieht sich das echt hin. Übrigens begegnen uns in Norwegen auch oft Tiere auf den Straßen, zum Beispiel Kühe, Schafe oder Ziegen. Richtig eingezäunt auf einer Wiese sind die meistens nicht – es werden oft nur weitläufige Bereiche in den Tälern mit Zäunen abgegrenzt und dort bewegen sich die Tiere dann eben einfach frei 😀

Nach einigen Stunden Fahrt erreichen wir die Stadt Skei, von der aus wir durch den über 6 km langen Fjaerlandstunnel die andere Seite des Bergmassivs erreichen. Gleich nach der Tunnelausfahrt hat man einen wahnsinnig tollen Blick auf den Boyabreen-Gletscher. Auf der anderen Straßenseite gibt es eine kleine Raststätte mit Aussichtspunkten, bei der wir auch gern anhalten wollen. Dazu müssen wir aber noch eine Stelle zum Wenden finden… Nun ja, im Nachhinein war das Ganze ein kleines Erlebnis 😉 Nach einigen hundert Metern findet sich am Straßenrand eine kleine geschotterte Bucht und direkt daneben ein Bach. Wenden in drei Zügen ist aber leider nicht möglich und den Verkehr wollen wir auch nicht behindern. So kommt es, dass wir schlussendlich mit den Schwellern aufsetzen und unser Bus sich kein Stück mehr vorwärts bewegt. Martins erste Sorge ist eine Beschädigung am Unterboden, denn in einem Naturschutzgebiet in der Nähe des Gletschers können wir ein Leck nicht gebrauchen. Ich mache mir eher Sorgen um unser Abschleppseil, welches wir glücklicherweise in Schweden noch gekauft haben – laut Herstellerangabe ist es aber nur bis 2,5t zugelassen.

Ein paar andere Fahrer haben schon kurz angehalten und wollten uns helfen, aber mit einem Caddy o.ä. bekommt man unseren schweren Gustav sicher nicht raus. Zum Glück bleibt bald eine hilfsbereite Deutsche mit einem umgebauten Kastenwagen stehen. Nach einer kurzen Abstimmung zieht sie uns dann gleich beim ersten Versuch aus dem Graben. Puh, Glück gehabt und ein riesiges Dankeschön an die unbekannte Frau mit Wuppertaler Kennzeichen ! 🙂 Wir fahren weiter bis zum nächsten Ort und wenden dort, um den Gletscher nochmal zu bestaunen. An der Raststätte holen wir uns auf den Schreck erstmal ein Eis.

Nach der kurzen Rast fahren wir dann weiter um in Kaupanger eine Stabkirche zu besuchen. Von diesen Kirchen gibt es in Norwegen heute nur noch 33 Stück, da die meisten Bränden zum Opfer fielen und dann durch Steinkirchen ersetzt wurden. Das Besondere an den Stabkirchen sind die senkrecht stehenden Masten (Stäbe), auf denen die Dachkonstruktion aufliegt. Außerdem wurden diese Kirchen während der Übergangszeit von der „heidnischen Religion“ zum Christentum erbaut, weshalb man oft auch Verzierungen und Schnitzereien mit Elementen aus den nordischen Mythen findet (wie etwa Drachen, Werwölfe oder Schlangen).

Übernachten wollen wir in der Studentenstadt Sogndal. Unser Plan war hier – es ist schließlich Samstagabend – eine Kneipe zu finden und ein/zwei Bierchen zu trinken. Nun ja… anscheinend sind gerade Semesterferien, denn es ist schon schwierig überhaupt eine geöffnete Bar zu finden. Nach zwei geschlossenen Pubs finden wir am Hafen zumindestens eine, die geöffnet hat. Aber viel ist hier auch nicht los obwohl es um 9 ist. Für ein Bier zahlt man auch wieder 10€, sodass wir nach dem zweiten wieder den Rückweg antreten. Dabei kommen uns mehrmals Autos mit lauter Musik entgegen, die sich anscheinend auf einem Parkplatz treffen. Vielleicht laufen Samstagabende hier einfach anders…

An Sonntagen darf kein Alkohol verkauft werden...

Am Sonntag fahren wir dann zurück durch den Tunnel am Boyabreen-Gletscher in das Oldedalen-Tal. Unterwegs kaufen wir noch schnell im Supermarkt ein, da wir die nächsten Tage auf dem Campingplatz verbringen wollen. Supermärkte sind in Norwegen übrigens am Sonntag teilweise geöffnet. Das hängt sicher von der Tourismus-Saison ab. Bier verkaufen dürfen die Supermärkte sonn- und feiertags aber nicht…
Auf dem Campingplatz in Oldevatn bekommen wir einen wunderbaren Platz direkt am See und von der netten Frau an der Rezeption gleich noch ein paar Tips für unsere nächste Wanderung. In der kommenden Woche soll es nämlich gleich weiter gehen mit einer Gipfeltour 🙂

5 Kommentare

  1. Hallo ihr Beiden, wieder toll eure Berichte und Geschichten. Vor einigen Jahren war ich im Rahmen einer Landwirtschftlichen Studienreise an einigen von Euch besuchten Orten. Es ist ein tolles Land, tolle Leute und eine unbeschreibliche Natur. Ich wünsche Euch weiter tolle Erlebnisse und eine gute Reise. Grüße von Bernd

  2. Nochmal Glück gehabt mit Gustav und dem Abschleppseil. Wie verlief der Tag am Freitag den 13.?
    Dank des Status von Martin konnte ich heute mal gucken wo der Saltstraumen sich befindet und wo ihr seid.
    Viele Grüße aus der Aumschen Straße…

    • Hallo Thomas,
      ja, wir waren auch sehr froh, dass die ganze Aktion so glimpflich abgelaufen ist. Ehrlich gesagt haben wir den 13. gar nicht richtig mitbekommen, da wir oft jenseits von Datum und Wochentag leben 😀 Jetzt hast du ja schon unsere nächsten Ziele verraten 😉 …zum Saltstraumen gibt es beim übernächsten Beitrag weitere Infos.
      Liebe Grüße in die Heimat

  3. Hallo ihr beiden,ganz vielen Dank für die wundervollen Fotos. Luise,Du solltest überlegen,ob Du nicht Reiseberichterstatterin werden solltest.;-) Die Beschreibungen machen Lust auf Norwegen. Wir wünschen euch weiterhin eine schöne Zeit .

    • Vielen dank für den Kommentar, wir freuen uns wenn euch die Berichte und Fotos gefallen. Louise würde es sicher gefallen Job und Reisen zu kombinieren 🙂
      Viele Grüße

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