Eine Wanderwoche in Norwegen

Wir erklimmen zwei Gipfel und schrubben so richtig Höhenmeter

Für diese Woche haben wir ein uns ziemlich sportliches Programm vorgenommen. Gleich am Montagvormittag starten wir mit einer Wanderung von unserem  Campingplatz in Oldevatn aus auf den Hoegenibba. Auf dem Hinweg sind es „eigentlich nur ca. 5 km“ aber dabei legen wir auch 1.000 Höhenmeter zurück. Nach unseren beiden „Übungswanderungen“ in der letzten Woche wird dies jetzt also der erste Härtetest. Nach den ersten 500m bis zum Waldrand geht es dann gleich steil los und wir müssen zunächst ins Wandern wieder reinkommen. Obwohl der Morgen bedeckt begonnen hat ist jetzt doch die Sonne heraus gekommen und wir sind richtig froh, dass die ersten Kilometer durch den schattigen Wald führen. Der Wanderweg ist teils sehr steinig und man muss wirklich bei jedem Schritt aufpassen. So langsam haben wir die Vermutung, dass das in Norwegen eben einfach so ist … 😉 

Nach anderthalb Stunden und 400 Höhenmetern machen wir die erste Pause und werden auch schon hier mit einem sehr schönen Blick über den unter uns liegenden See belohnt. Bald geht es dann aber weiter, denn wir haben noch einiges an Weg vor uns. Je weiter man nach oben kommt, desto weniger Bäume gibt es und daher auch weniger Schatten. Meine Motivation weiter zu laufen sind die unzähligen Blaubeersträucher, die hier wie Unkraut wachsen und anscheinend von niemanden abgepflückt werden… Glück für mich 🙂 Außerdem treffen wir immer mal wieder auf Schafe, die uns das Klettern vormachen. 

Kurz vor dem Ziel kommen uns vom Gipfel zwei Frauen mittleren Alters entgegen, die auf dem Weg nach oben an uns vorbei gelaufen sind. Sie motivieren uns nochmal für die letzten Meter. Tatsächlich haben wir den Eindruck, dass die Norweger – und dabei sind Alter und Statur egal – äußerst passionierte und vor allem schnelle Wanderer sind, denen Höhenmeter und abenteuerliche Wege scheinbar nichts ausmachen. Bei ihnen sieht das meistens nur wie ihre normale Joggingrunde aus. Da kommen wir uns oft sehr untrainiert vor.

Oben angekommen ist der Ausblick einfach nur wunderbar. Man kann das ganze Tal überblicken und sieht auch den Gletscher auf den gegenüberliegenden Bergen. Wir setzen uns windgeschützt hinter einen Stein und genießen einfach nur die Aussicht.

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Der Abstieg geht dann zwar etwas schneller als der Aufstieg, aber dafür brennen uns hier bald die Oberschenkel. Außerdem treffen wir auch die Schafe wieder und kurz vor der Ankunft im Tal begrüßen uns noch die Kühe. Abends um 8 erreichen wir dann wieder den Campingplatz und sind total fertig. Schnell ein kleines Belohnungsbier und dann einfach nur noch duschen. In dieser Nacht schlafen wir sehr gut und sehr lang.
Am nächsten Tag entscheiden wir uns spontan noch eine weitere Nacht auf dem Platz zu bleiben, denn wir wollen uns erstmal ausruhen sowie Wäsche waschen. Das Tolle an diesem Stellplatz ist, dass man verschiedenste Wassersportgeräte kostenfrei nutzen kann, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wir entscheiden uns für ein Kanu statt Tretboot, denn unsere Beine haben gestern genug geleistet 😉

Ein wenig die Beine ausruhen...

Am Mittwoch dem 4. August fahren wir dann weiter in Richtung Küste in die Nähe von Bremangerlandet. Unser Ziel ist es zum Ende der Woche hin noch einen anderen Gipfel zu erklimmen; dazu mehr wenn wir es tatsächlich geschafft haben… 😉  Für diese Nacht haben wir uns einen Stellplatz im Wald ausgesucht um wieder mal ein bisschen Ruhe zu haben. Später machen wir dann noch ein kleines Lagerfeuer und braten uns ein leckeres Abendessen. Den Donnerstag verbringen wir zunächst mit ein wenig Schreibkram, Fotos sortieren, Wäsche trocknen und einer kleinen Erkundungstour rund um den Stellplatz. Erst am Nachmittag fahren wir zum nächsten Stellplatz, von welchem wir am Freitagmorgen zur Wanderung aufbrechen wollen.

Auf dem Weg dorthin fahren wir das erste Mal an unserem morgigen Wanderziel vorbei. Der Hornelen ist mit 860m die höchste Klippe Europas. Vom Gipfel aus geht es fast senkrecht nach unten und bereits der Anblick von der Straße aus ist ganz schön respekteinflößend – dort wollen wir morgen hoch.

Wir stehen (für unsere Verhältnisse 😉 ) am nächsten Morgen sehr zeitig um sieben auf, trinken nur einen Kaffee und brechen dann auf. Die ersten Meter sind noch recht entspannt, aber bald kommt dann der steile Teil. Zum frühstücken machen wir eine erste Pause nach ca. 1km und mit neuer Energie geht es dann weiter bergauf. Das Schwierige an der Wanderung zum Hornelen sind hier nicht die Höhenmeter sondern die Länge der Strecke und das nicht gerade wanderfreundliche Gelände. Bis zum Gipfel sind es 8 km und davon führen ca. dreiviertel über Geröll. Das heißt es geht nicht nur nach oben, sondern man muss oft auch springen oder klettern. Nach ein paar Stunden ist dann bei mir auch die Luft raus und mir schwebt die ganze Zeit im Hinterkopf, dass wir diesen Weg auch nochmal komplett zurück laufen müssen. Martin versucht mich zu motivieren – leider gibt es hier nicht mal Blaubeeren, sondern nur Steine, Geröll und Moos. Als der Gipfel dann in Sicht kommt dann der nächste Rückschlag; es sind nochmal 100 Höhenmeter über Geröll und die muss man auch schon wieder klettern.

Endlich oben angekommen würde ich mich am liebsten erstmal hinlegen… Dafür gibt es dann erstmal ein paar Käsebrote und wir genießen die Aussicht. Ob die mich aber für diesen krassen Weg belohnt – da bin ich mir in diesem Moment noch nicht sicher 😉 . Im Nachhinein würde ich die Frage dann aber doch mit ja beantworten. Nach unserer Stärkung und einigen Fotos treten wir dann den Abstieg an. Also nochmal konzentrieren und die Kräfte gut einteilen. Der Weg scheint aber irgendwie nicht kürzer zu werden und am Horizont ziehen nun auch dunkle Wolken auf. Laut Wetterbericht vom Morgen sollten die da aber nicht sein… Wir versuchen uns nun noch etwas mehr zu beeilen, denn auf nassen Steinen wird der Rückweg sicher nicht einfacher. Zu Donnern fängt es jetzt auch noch an… läuft ja prima.

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Wir schaffen den Abschnitt mit dem meisten Geröll hinter uns zu bringen, bevor den Regen beginnt. Abends halb 9, nach einer 11-stündigen Wanderung, sind wir dann endlich am Auto angekommen. Der Regen hat jetzt auch wieder aufgehört 😀 Aber wir haben es geschafft den Gipfel zu erklimmen und darauf sind wir schon ein bisschen stolz.
Bevor wir zu einem Stellplatz für die Nacht fahren, wollen wir uns noch kurz im Auto ausruhen als es plötzlich anklopft. Vor uns stehen zwei junge Italiener, die anscheinend den falschen Abstieg genommen haben. Dadurch sind sie jetzt 15km von ihrem Auto entfernt auf einem anderen Parkplatz angekommen. Wir nehmen die beiden mit zu ihrem Auto, denn dass sie dahin jetzt nicht auch noch zurücklaufen wollen, kann man wirklich verstehen. Den Abend lassen wir dann (nach einer heißen Dusche) an der Marina in Iglandsvik ruhig ausklingen.

Für den Samstag haben wir nur geplant weiter in Richtung Norden zu fahren. Auf der Fahrt kommen wir an vielen schönen Orten und Aussichtspunkten vorbei, an denen wir einfach anhalten und uns ein wenig umschauen. Ehrlich gesagt halten wir sehr oft an, denn am Straßenrand gibt es andauernd etwas zu entdecken und wir sagen uns dann meistens: „Wir haben doch eigentlich Zeit. Und so schnell kommen wir hier wahrscheinlich nicht wieder her…“ Übernachten wollen wir heute im Valldal, sodass es morgen nicht mehr weit bis zum Trollstigen zu fahren ist.

Am Sonntagvormittag erreichen wir über eine Hochebene den Trollstigen und natürlich ist am Wochenende hier noch mehr los als sonst. Die Aussicht ist aber trotzdem ganz schön krass und wir beobachten ein Zeit lang einfach nur die Fahrzeuge, die die Serpentinenstraße hoch oder runter fahren. Vor allem einige Motorradfahrer fahren hier teilweise ganz schön risikobereit… Für die kommende Nacht hat Martin einen Stellplatz auf einem Bauernhof gewählt. Ich mag es sehr auf Höfen zu übernachten, denn man kommt mit den Leuten oft ins Gespräch und unterstützt nebenbei die lokalen Landwirte. Auf diesem Hof wird sogar selbst Käse hergestellt, den wir natürlich gleich verkosten müssen. 🙂 Wir setzen uns einfach ein bisschen in die Sonne, genießen die Aussicht und lassen diese aufregende Woche mit unseren zwei Gipfelbesteigungen nachwirken.

7 Kommentare

  1. Hallo Luise, Hallo Martin
    Ihr habt euch ja in den letzten Tagen wunderbare Ausblicke auf die Fjordlandschaft erklettert. Sehr schön, dass ihr uns daran teilhaben lasst. DANKE!
    Ein Tip: Sollte euch der Sinn jetzt nach Sonne und Strand stehen, probierts mal in Veiholmen. Der kleine Fischerort liegt im Nordwesten der Insel Smöla. Strecke führt durch einzige Schärenlandschaft und verwöhnt mit viel Sonne.
    Viele Grüße
    Petra & Lars

    • Hallo Petra und Lars,
      vielen Dank für den Kommentar und für den Tipp. Wir freuen uns, dass Ihr unsere Beiträge verfolgt =). Leider sind wir nun schon zu weit nördlich (die Beiträge sind immer ca. 1,5 Wochen zeitversetzt) um die Empfehlung zu probieren. Bis jetzt hatten wir aber auch so schon viel Glück mit den Wetter und eine Menge Sonne.
      Viele Grüße von den Lofoten,
      Louise & Martin

  2. Hallo,
    da habt ihr es aber ganz toll eilig.
    Ab 6.9. ist in der Nähe der Lofoten auch eine Anglerdelegation aus Triptis vor Ort. Myrlandshaugen (68.774931/17.281918).
    Martin, dort war auch schon dein Opa Peter fischen.
    euch eine schöne Reise
    Petra & Lars

  3. Sven Schleicher

    Hei dere to Frafall Louise und Martin. Ihr habt es geschafft ,dass ich jeden Montag Abend ein leichtes Kribbeln verspüre
    und nervös werde.Ich warte auf euren Reisebericht…Es ist sehr angenehm wenn man viel Zeit hat und sich intensiv mit einem Land befassen kann.Mein Arbeitskollege hat sich nach den Fotos vom Backen und Kochen in eurem Bus ,diesen
    Omnia-Ofen bestellt.Es wird Zeit Norwegen selbst einmal zu bereisen.Wünschen euch noch weiterhin gute Reise.
    Grüsse von Sven und Andrea..

    • Hey Sven,
      es freut uns sehr, wenn wir so fleißige Leser mit unseren Berichten erreichen können 🙂 Wir waren insgesamt ca. 4 Wochen in Norwegen und das macht das Reisen wirklich viel angenehmer… man kann sich eben einfach auch mal Zeit nehmen und Ausspannen. Und den Omnia-Ofen können wir wirklich empfehlen; bei uns ist der ständig im Einsatz (siehe nächster Beitrag).
      Bis bald und viele Grüße an Andrea + nach Fürth 😉

  4. Also Martin, ich hab das jetzt nochmal recherchiert, wir waren damals am Predigtstuhl, das ist ein ganzes Stück südlicher. Aber es war auch so eine Klippe 🙂

    • Vielen Dank für deine Kommentare :). Über diese Wanderungen hatten wir auch nachgedacht, sie lag dann aber doch nicht so auf unserer geplanten Route. Eventuell ein andermal…

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