Über Trondheim ins Polargebiet

Wir überqueren den 66. nördlichen Breitengrad

Nachdem wir uns am Vormittag noch ein wenig mit der Landwirtin von unserem Stellplatz auf dem Bauernhof mit den Milchkühen unterhalten haben und uns für die nächsten Tage mit leckerem Käse eingedeckt haben, fahren wir weiter in Richtung Norden. Zunächst machen wir aber einen kleinen Abstecher über die Atlantikstraße bei Kristiansund. Diese Straße direkt am Nordatlantik verbindet viele kleine Inseln mit Brücken und ist dadurch zu einer Touristenattraktion geworden. Die Straße ist wirklich sehr beeindruckend und es macht richtig Spaß hier entlang zu fahren. Da wir im Bus etwas höher sitzen, ist der Blick gleich nochmal besser. 

Da man von weiter oben den besten Blick auf die Straße hat, macht Martin auch einige Aufnahmen mit der Drohne. Nachdem ich mit Gustav ein Mal hin und her gefahren bin geht es für uns dann weiter bis auf einen Campingplatz in der Nähe von Trondheim. Wir haben Glück und heute ist noch einmal sonniges Wetter. Wir nutzen das natürlich und nehmen (wahrscheinlich das letzte Mal) ein Bad im Meer. Beobachtet werden wir dabei von einigen neugierigen Kühen. 😀 Beim Abendessen genießen wir die letzten Sonnenstrahlen und die schöne Aussicht über die Bucht bevor es dann am nächsten Tag nach Trondheim weiter geht. 

Eigentlich ist es nicht weit bis dahin und zu dem Stellplatz, den wir dort ausgesucht haben. Nur leider scheinen alle Straßen entweder komplett gesperrt oder erst im Bau zu sein…  Unser Navi kennt die vielen Baustellen aber nicht, weshalb ich versuche Martin mithilfe von GoogleMaps zu lotsen. Völlig entnervt überlegen wir schon Trondheim einfach auszulassen. Für eine Strecke von gerade mal 12km (von der „Stadtautobahn“ bis zum Parkplatz) brauchen wir am Ende fast 2 Stunden. Jetzt müssen wir uns erstmal mit einer Riesenportion Nudeln stärken, bevor wir uns dann auf die Suche nach einer Kneipe machen wollen.

Mit dem Bus fahren wir abends ins Stadtzentrum und nach umfangreicher Recherche bei Google finden wir tatsächlich mehrere Bars, in denen das Bier auch mal nicht 10€ kostet. 😉 In Trondheim gibt es schließlich auch viele Studenten. Die erste Kneipe ist für einen Dienstagabend sehr gut gefüllt und wir merken auch schnell warum: hier findet heute ein Spieleabend statt. Dieser ist mit mehreren Quizrunden zu Musik und Filmen/Serien recht spannend gestaltet; nur leider verstehen wir sehr wenig. Die nette Barkeeperin übersetzt uns aber zum Glück worum es ganz grob geht, sodass wir bei vielen Fragen auch mitraten können. Einige Bier später ziehen wir dann weiter zur nächsten Bar und trinken noch einen Absacker bevor wir dann zurück zu Gustav aufbrechen. Alles in allem sind wir am Ende dieses Tages doch froh, dass wir die nervige Fahrt auf uns genommen haben, und beschließen Trondheim morgen noch einmal bei Tag zu erkunden.

Da wir am vorherigen Abend natürlich auch verschiedenste lokale Biere probiert haben, beginnt der Mittwochmorgen zunächst nur mit Kaffee und viel Wasser 😉 . Mit dem Bus fahren wir dann wieder ins Zentrum um von dort aus das Viertel Bakklandet zu erkunden. Das ist ein besonders schönes und gemütliches Viertel von Trondheim, denn hier gibt es viele kleine Gassen mit Holzhäusern, in denen man Cafés und kleine Läden zum Stöbern findet. Außerdem gibt es hier den weltweit einzigen Fahrradlift, denn Trondheim ist zwar eine sehr fahrradfreundliche Stadt aber eben auch sehr bergig. Über die alte Stadtbrücke „Gamle Bybroen“ gelangt man dann in die moderne Innenstadt. Von der Brücke aus hat man gleichzeitig eine gute Sicht auf die alten Speicherhäuser, die links und am Ufer des Flusses Nidelva stehen. In der Innenstadt suchen wir uns dann ein kleines Restaurant für das Mittagessen. Wieder mal ist es schwierig etwas zu finden, was noch bezahlbar ist und nicht Pizza oder Burger beinhaltet. Am Ende siegt der Hunger und wir entscheiden uns für etwas Veganes. War aber wirklich lecker 🙂

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Martin hat nicht so viel Lust darauf mit mir durch die Stadt und die Geschäfte zu bummeln und entscheidet sich dafür, das Trondheim Science Center zu besuchen. Das ist eine Art Museum, in dem man viele physikalische Experimente selbst durchführen kann. Nach zweieinhalb Stunden treffen wir uns wieder und fahren dann mit Gustav zum nächsten Stellplatz weiter nördlich von Trondheim. Die Stadt hat uns wirklich sehr gefallen, obwohl wir bei der Anfahrt und der Parkplatzsuche an unsere Geduldsgrenze gekommen sind 😉 Trondheim ist eine sehr gemütliche und gelassene Stadt, der man auch anmerkt, dass hier viele Studenten und junge Leute wohnen. 

Für den nächsten Tag haben wir uns vorgenommen wieder richtig Strecke zu machen. Deshalb haben wir uns den Wecker gestellt und starten pünktlich um 8 morgens zur Weiterfahrt. Wir folgen 300km der E10 bis nach Svenningdalen, wo wir erstmal zwei Tage bleiben möchten. Schon bald verändert sich auch die Landschaft um uns herum – wird rauer. Es werden auch immer weniger Häuser und die Orte an sich liegen auch weiter auseinander. Wir sehen auch das erste Mal einen Elch in freier Wildbahn, der aber zum Glück ein Stück von der Straße entfernt steht. Nach einiger Zeit erreichen wir dann die norwegische Provinz (zu vergleichen mit unseren Bundesländern) Nordland. Auch das Wetter hat sich von sonnig hin zu bedeckt geändert und dadurch wird es immer spürbarer, wie weit wir schon im Norden sind.

Gegen Mittag erreichen wir unseren Campingplatz in Svenningdalen und machen erstmal eine kurze Pause nach der Fahrt. Inzwischen haben wir eine neue Nachbarin bekommen: Susanne mit ihrer neugierigen Hündin Luna, die auch gleich Gustav erkundet 🙂 Am Nachmittag kommt dann auch nochmal die Sonne raus und wir probieren das erste Mal unsere Hängematte aus. So lange man in der Sonne sitzt ist es sogar schon fast warm 😉
Die nächsten zwei Tage verbringen wir einfach mit entspannen, lesen, Wäsche waschen und spazieren gehen mit Susanne und Luna. Außerdem habe ich wieder richtig Lust auf Backen und da der Hefeteig aus Versehen etwas mehr geworden ist gibt es neben Zimtschnecken auch Pizza und Semmeln. Es nieselt zwar immer wieder mal aber zwischendurch kommt ab und zu die Sonne durch. Martin und ich liefern uns ein „Stein-Fitschel-Duell“ im Fluss und die Norweger zeigen wieder einmal wie abgehärtet sie sind und gehen baden… 😉

Am Samstagmorgen reisen wir dann wieder früh ab, denn wir wollen es heute bis kurz vor die Lofoten schaffen. Die erste Schicht beim Fahren übernehme heute ich, sodass Martin noch ein wenig dösen kann. Nachdem wir die Stadt Mo i Rana hinter uns lassen wird die Landschaft immer wilder, denn hier führt die Straße durch den Saltfjellet-Nationalpark. Links und rechts kann man kilometerweit sehen und erkennt in der Ferne schneebedeckte Berge. Oft führen Brücken über schnell fließende Bäche und Flüsse und die dichten Nadelwälder sind jetzt krummen Birken und Sträuchern gewichen. Ab und zu gibt es eine kleine Waldhütte aber ansonsten wirkt diese Gegend abgesehen von der Straße unberührt.

Nach etwa 200 km erreichen wir den Polarkreis. Dieser befindet sich auf 66, 57° Grad nördlicher Breite und dies bedeutet, dass ab hier die Sonne im Sommer nicht untergeht – im Winter aber auch nicht aufgeht. Für Touristen gibt es hier natürlich einen Souvenirshop mit allem Erdenklichen und wir lassen uns den ersten Stempel in unseren Reisepass drücken. Nicht mal auf unserer Kanadareise vor zwei Jahren gab es einen Stempel… echt traurig 🙁 Wir schicken auch ein paar Postkarten von hier und ich bin echt gespannt, wann die ankommen.
Da es Mittagszeit ist holen wir uns eine kleine Mahlzeit und der Rentiergulasch ist wider Erwarten wirklich lecker. 

Nach den obligatorischen Fotos geht es für uns dann weiter bis nach Saltstraumen. Hier befindet sich die stärkste Gezeitenströmung der Welt, die man von der darüberführenden Brücke aus gut beobachten kann. Durch eine ca. 150m breite Meerenge strömt bei Ebbe und Flut das Wasser zwischen den angrenzenden Fjorden hin und her. Dabei werden bis zu 400.000.000 m³ (400 Millionen!) Wasser mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40 km/h bewegt, wodurch große Strudel entstehen, die für Boote sehr gefährlich werden können. Auf jeden Fall ist es ein großes Naturspektakel und wir bleiben längere Zeit einfach nur mal stehen und beobachten die Möwen, die mit den Anglern um die besten Fische streiten. 😉

Zurück am Parkplatz bemerken wir ein finnisches Pärchen, welches sich mit seinem Auto in eine missliche Lage gebracht hat. Mit der Vorderachse sind sie im Straßengraben gelandet und die Hinterachse hängt in der Luft, weil das Fahrzeug mit den Schwellern auf dem Boden schürft. Wir fühlen uns gleich an unser kleines Missgeschick beim Gletscher erinnert und holen unser Abschleppseil, dass nicht mehr ganz so weit unten verstaut ist 😉  Nach einem kurzen Ruck mit Gustav ist das andere Auto wieder mit allen Rädern auf dem Boden und die beiden bedanken sich und fahren weiter. Wir glauben, es war ihnen irgendwie schon recht peinlich 😀

Wie immer begegnen wir auf der Fahrt frei herumlaufenden Tieren - dieses Mal eine ganze Ziegenherde

Zum Übernachten fahren wir noch einige Kilometer weiter und halten dann auf einem Parkplatz in der Nähe der Autobahn. Das ist zwar nicht besonders schön, aber wir wollen am nächsten Tag auch wieder zeitig losfahren. Am Sonntag starten wir dann also zur letzten Etappe bis nach Skutvik, wo am späten Nachmittag unsere Fähre zu den Lofoten ablegt. Da wir noch etwas Zeit haben kochen wir uns erstmal Mittagessen bzw. testen wir einen Fund aus dem norwegischen Supermarkt: Fischpudding

Eigentlich probieren wir gern unbekanntes Essen aus aber manchmal hat man dabei eben auch Pech 😉 Nun ja, Fischpudding würden wir nicht unbedingt empfehlen, es sei denn man mag ziemlich starken Fischgeruch kombiniert mit schwabbeliger Konsistenz. Ein leckerer Sonntagsbraten wäre uns beiden definitiv lieber gewesen.

Da wir sehr zeitig am Fähranleger waren können wir als Erste auf das Schiff fahren. Auf dem Passagierdeck holen wir uns noch einen Kaffee und bald nach der Abfahrt erkennt man am Horizont bereits die ersten Berge der Lofoten. Anders als bei unseren bisherigen Fährtfahrten geht es diesmal teilweise auch über offenes Meer. Dementsprechend gibt es hier dann auch stärkeren Seegang. Vielleicht liegt es an unserem dürftigen Mittagessen aber ich bin wirklich nicht gerade seetauglich und einfach nur froh, als wir nach knapp 2 Stunden in Svolvaer ankommen. Jetzt noch schnell einen Platz für die Nacht finden und ab morgen erkunden wir dann die Lofoten.

5 Kommentare

  1. Die Bilder waren wieder zauberhaft und der Bericht sehr informativ und unterhaltsam. Der Film von Gustav auf der Atlantikstraße hat mich erst etwas irritiert, aber die Erklärung kam ja nach. ☺

    • Hallo Ines,
      wir versuchen jetzt immer mal einige Fotos und Videos von Martins Drohne einzubringen, aber natürlich heben wir auch ein paar Eindrücke auf, die wir euch später zeigen wollen 😉
      Viele Grüße nach Hasla 🙂

  2. Wirklich gut gemacht mit der Drohne Martin. Könntet ihr euch vorstellen in dieser Einsamkeit zu leben, ich sah ein einzelnes Haus. Diese Frage stelle ich mir oft selbst, wenn ich im Urlaub eine andere Lebensweise kennenlerne. Kommt langsam wieder gen Süden, es herbstet schon.

    • Vielen Dank für die Kommentare aus der Heimat 🙂
      Louise und ich haben uns ähnliches auch schon überlegt. Aber realistisch vorstellen könnten wir es uns nicht wirklich; vielleicht für einen gewissen Zeitraum aber auf Dauer wären Familie und Freunde wohl zu weit weg.

  3. Karsten Steinbach

    Hallo Ihr Zwei finde ich super Eure Reise ich schau immer mal rein viele Grüße aus Hasla viel Spaß noch Karsten 👍👍👍👍👍👍

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