Von Skandinavien ins Baltikum

Gustav hält mal wieder ein paar Überraschungen für uns bereit... und wir sind zu Gast bei einer estnischen Familie

An diesem Montag starten wir recht zeitig mit der Fähre von Helsinki nach Tallinn. Wir verlassen somit Skandinavien und erreichen das Baltikum – zuerst werden wir uns Estland anschauen.

Morgens um 9 legt unsere Fähre ab und wir sind erstmal ganz schön beeindruckt, was für ein großes Schiff das ist. Wir beide sind noch nie mit so einem riesigen Schiff gefahren, aber wir sind jetzt auch nicht unbedingt Kreuzfahrtliebhaber 😉 Auf uns wirkt das Ganze jedenfalls fast wie eine fahrende Stadt. Bevor wir an Bord fahren werden erstmal die ganzen Autos und LKW´s „entladen“ – einfach nur krass wie viele da rein passen. Nach dem 70. LKW hören wir auf zu zählen. Während der ca. 2-stündigen Überfahrt erledigen wir ein paar organisatorische Dinge wie die Anmeldung in Estland zwecks Corona, Fotos hochladen für den Blog und schauen uns ein wenig auf dem Schiff um. Das Sonnendeck können wir heute aber nicht empfehlen – man wird fast weggeweht.

Hallo Estland, hallo Tallinn 🙂

In Tallinn angekommen machen wir uns gleich auf zu einer Werkstatt. Unsere Scheibenwischer funktionieren nach wie vor nicht und wir hoffen, dass wir hier nicht so viel Geld für die Reparatur ausgeben müssen wie in Norwegen oder Finnland. Martin hat dafür in den letzten Wochen bereits ein paar Werkstätten ausfindig gemacht und die erste fahren wir nun an. Eigentlich hätten wir gedacht, dass wir erstmal nur einen Termin bekommen, aber der Inhaber nimmt uns gleich dran und beauftragt einen Mitarbeiter mit der Fehlersuche.

Zunächst sieht es danach aus, dass beim Bedienungshebel am Lenkrad irgendwas nicht stimmt. Nach kurzer Rücksprache mit unserem Mechaniker des Vertrauens zuhause 😉 bestellen wir ein Ersatzteil. Wieder wundern wir uns, denn das Teil ist innerhalb von ca. einer Stunde mit dem Kurier da. Das haben wir auch noch nicht erlebt… Nach dem Einbau folgt aber gleich wieder die Ernüchterung – der Scheibenwischer funktioniert immer noch nicht. Bis zum Feierabend versuchen die Mechaniker in der Werkstatt den Fehler zu finden; insgesamt sind wir bestimmt 6 Stunden hier – aber leider vergebens. Der Inhaber entschuldigt sich nochmal bei uns und gibt uns ein RainAway-Spray mit, wodurch der Regen besser von der Scheibe abperlt. 😀 Wir fahren nur noch auf den Campingplatz und lassen das Einkaufen weg, denn unsere Laune ist natürlich geknickt.

10 Minuten nachdem wir die Werkstatt verlassen haben, passiert dann aber das Unerwartete. Ohne den Hebel zu betätigen geht unser Scheibenwischer an. Wir wissen erstmal gar nicht, was wir jetzt sagen oder machen sollen. 😀 Naja, wir freuen uns jetzt einfach, fahren auf dem Campingplatz und entscheiden, bis zum nächsten Aussetzer erstmal abzuwarten. Gustav hat wirklich immer mal eine Überraschung für uns auf Lager. Martin liest sich den Rest des Abends durch sämtlich Fiat Ducato-Forumbeiträge auf der Suche nach ähnlichen Erfahrungen. Ich vermute ja schon länger, dass die Elektrik eines Fiat wie ein Ü-Ei ist 😉

Bahnstrecken und Autobahnen verlaufen in Estland oft kilometerlang nur gerade

Am Dienstagvormittag machen wir uns dann auf um Tallin zu erkunden. Von unserem Stellplatz aus fahren wir mit der Bahn ca. 20 Minuten bis in die Innenstadt. Zuerst besuchen wir den Wasserflugzeughafen, in dem sich das estnische Meeresmuseum befindet. Hier ist neben einigen Schiffen der estnischen Marine und einem rekonstruierten Wasserflugzeug das U-Boot Lembit ausgestellt. Es ist eines von wenigen erhaltenen U-Booten aus der Zeit vor dem II. Weltkrieg und war bis 2011 über 75 Jahre lang im Dienst. Das Museum ist wirklich sehr interessant gestaltet; vor allem kann man interaktiv viele Sachen ausprobieren. Was wir vorher nicht wussten, ist zum Beispiel dass die Esten einen Wintersport namens Eissegeln betreiben. Hier „segelt“ man mit einem Boot mit Kufen über die gefrorene Ostsee. Die Boote können dabei übrigens Geschwindigkeiten von über 100 km/h erreichen – Bremsen gibt es nicht; man muss dazu das Segel aus dem Wind nehmen.

Was uns auch sehr beeindruckt hat ist das U-Boot Lembit. Dieses kann man von innen komplett besichtigen. Schon beim Einstieg ist mir etwas mulmig zumute, denn alle Durchgänge sind sehr schmal und auch innen kann man gerade so aufrecht stehen. Auch für die Betten und Tische der Mannschaft ist nicht viel Platz, sodass manche direkt über den Torpedos schlafen mussten. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn man sich unter Wasser befindet. Generell bin ich ganz froh, wenn ich beide Beine auf festem Boden habe – auch gestern war ich ganz froh, als wir die Fähre wieder verlassen konnten.

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Was uns aber leider im ganzen Museum etwas gefehlt hat ist eine etwas kritischere Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg – über die Opfer des II. Weltkriegs wird eher am Rande berichtet. Außer uns sind auch viele Familien mit Kindern hier und die freuen sich natürlich über alle Sachen zum Anfassen und Ausprobieren.

Später laufen wir dann wieder in die Tallinner Innenstadt, die man zu Fuß wirklich gut erkunden kann. Die Altstadt sowie die Stadtmauer ist hier noch fast vollständig erhalten und gehört sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe. Vom Domberg aus hat man von verschiedenen Punkten aus eine gute Sicht über die „Unterstadt“. Abends setzen wir uns dann in ein mittelalterliches Restaurant, genießen leckeres Essen und fahren danach mit dem Zug zurück zum Campingplatz.

Die Stadtmauer rund um Tallinn ist noch fast vollständig erhalten
Vom Domberg aus hat man viele Ausblicke über die Stadt

Für den Mittwoch haben Martin und ich uns wieder einmal entschieden die Stadt teilweise getrennt zu erkunden. Zunächst suchen wir uns aber zum Mittagessen ein kleines Lokal. Wir haben echt Glück und finden eine Art Kantine mit Mittagsangebot. Auf der Karte werden etwa fünf Gerichte angeboten und in der Küche hinter dem Tresen kochen zwei Generationen. Wir freuen uns einfach nur riesig nach unserer Zeit in Skandinavien und der oft sehr schwierigen Suche nach einem Restaurant mit „lokalem Essen“, dass das im Baltikum bisher einfacher scheint.

Martin hat sich dafür entschieden das Tallinner Kunstmuseum Kunstimuuseum – kurz KuMu – zu besuchen. Hier wird estnische und baltische Kunst aus dem 18. Jahrhundert bis heute ausgestellt und es gibt einen eigenen Bereich für den sogenannten „Sozialistischen Realismus“; also Werke aus der Zeit der sowjetischen Besetzung Estlands von 1940 bis 1991.

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Währenddessen schaue ich mir das Künstler- bzw. Hipsterviertel Tallinns an. Hier gibt es an jeder Ecke Straßenkunst, kleine Läden und Cafés. Außerdem möchte ich mir die Fotoausstellung Fotografiska anschauen, die hier einen Ableger neben Stockholm und New York hat. Das wollte ich eigentlich schon in Stockholm machen, aber dort war es während des Sommers schwierig Tickets zu bekommen.

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Aktuell gibt es in der Tallinner Fotografiska drei verschiedene Austellungen. Die Erste zeigt Fotos von Nick Brandt, der die Zerstörung der Natur in Ostafrika thematisiert. In der nächsten werden Arbeiten der beiden estnischen Fotografen Herkki-Erich Merila und Peeter Laurits vorgestellt, die unter dem Name DeStudio in den 90ern die Kunstszene in Estland revolutionierten. Ehrlich gesagt waren mir diese Werke aber zu experimentell, aber das ist eben einfach Geschmackssache. Am besten hat mir aber die Fotoserie der schwedischen Fotografin Helene Schmitz gefallen. Sie hat Orte besucht, die durch den Einfluss des Menschen jetzt ganz anders aussehen, wie zum Beispiel ein Wasserkraftwerk in Island oder eine Kupfermine im Norden Schwedens. Vor allem durch unseren kurzen Aufenthalt in Kiruna und Gällivare vor ca. drei Wochen konnte ich mich gut in sie hineinversetzen.

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Auf dem Rückweg zum Bahnhof komme ich noch an einigen „Trödelläden“ vorbei, in denen man wirklich einige interessante Dinge aus der Sowjetzeit finden kann (teilweise auch etwas verstörend…). Nach einem Kaffee treffen Martin und ich uns am späten Nachmittag wieder und fahren mit dem Zug zurück zum Stellplatz. Heute haben wir beide einiges erlebt und gesehen und irgendwie ist es auch schön, sich dann später gegenseitig davon zu berichten. Wenn man den ganzen Tag alles zusammen macht, gibt es eben einfach nicht mehr so viele Gesprächsthemen 😉 .

Stalin und die Bio-Bananen...

Heute ist schon wieder Donnerstag – manchmal vergeht die Zeit so schnell, dass wir mit den Wochentagen kaum hinterherkommen – und wir brechen auf in den Lahemaa-Nationalpark. Wir machen zunächst eine kleine Wanderung durch den Wald zu einem Wasserfall. Später suchen wir uns einen Stellplatz direkt am Meer, von dem aus wir eine wunderbare Sicht auf den Strand und den Sonnenuntergang haben. Übrigens ist die schmale Landzunge hier der nördlichste Punkt Estlands. Zum Abend hin wird es immer windiger und nachts merken wir manchmal richtig, wie unser Gustav in den Böen schwankt….

Am nächsten Morgen ist dann aber wieder richtig schönes sonniges Wetter – warm ist es aber trotzdem nicht wirklich… der Herbst ist im Anmarsch. Vor dem Mittagessen unternehmen wir noch eine kurze Wanderung durch das Viru-Moor. Hier kann man auf Holzstegen das Moor erkunden und es gibt ebenfalls einen Aussichtsturm. 

Links die Sowjet-Baracke, rechts das Tiny-Haus... alt und neu liegen in Estland oft ganz nah nebeneinander

Nachmittags fahren wir dann weiter in Richtung Südosten, denn morgen wollen wir fast an der Grenze zu Russland sein. Die Nacht verbringen wir diesmal an einem See in der Nähe der Autobahn. Am Samstagvormittag geht es dann gleich weiter in Richtung russische Grenze. Unterwegs machen wir Halt an einer Autobahnraststätte um zu frühstücken unter anderem auch zu duschen. Wir sind echt sehr positiv überrascht, denn hier gibt es mehrere neue Badezimmer, die man sozusagen mieten kann. Nach einem kurzen Stopp an einer alten Burgruine fahren wir dann die restliche Strecke weiter bis nach Miikse, was ca. 3 km von der russischen Grenze entfernt liegt.

Hier haben wir uns für die nächsten zwei Tage einen Stellplatz auf dem Hof von Marika und Joel ausgesucht. Die beiden bewirtschaften hier mehrere Hektar Feld und Wald und versorgen sich mit Obst und Gemüse selbst. Was sie selbst nicht brauchen verkaufen sie an Restaurants oder Besucher ihre Hofes. Wir werden von den beiden sehr freundlich empfangen, sodass wir uns gleich wohl fühlen. Für den morgigen Abend verabreden wir zusammen zu essen, denn wir sind natürlich immer neugierig auf andere Lebensweisen und landestypische Gerichte 🙂 . Den restlichen Samstag verbringen dann mit einem Spaziergang und genießen noch einmal die Sonne. Das ist auch gut so, denn am folgenden Tag regnet es die ganze Zeit. Trotzdem nimmt sich Joel Zeit, um uns auf einem kleinen Rundgang den Hof und die verschiedenen Pflanzen zu erklären. Joel ist übrigens gebürtiger Franzose, und dass er viele englische Wörter französisch ausspricht erleichtert das Verständnis jetzt nicht… ich will aber lieber nicht wissen, wie unser deutscher Akzent für ihn klingt. 😉 . Interessant ist, dass viele Bäume (z.B. Wildäpfel und -birnen) und Pflanzen in ihrer Wildform hier wachsen, denn im Winter wird es hier so kalt, dass gezüchtete Arten oft erfrieren. Generell haben wir den Eindruck, dass die beiden hier sehr im Einklang mit der Natur leben bzw. ihnen das ebenfalls sehr wichtig ist. Dazu gehört aber auch, dass hier eben manchmal Wölfe oder Bären „vorbeikommen“ – wie gesagt ist es eine sehr abgelegene Gegend – aber Marika und Joel gehört das eben zum natürlichen Gleichgewicht dazu.

Am späten Nachmittag wollen wir dann zusammen essen; kurz vorher ist noch eine junge Niederländerin auf dem Hof angekommen, die nun auch mitessen wird. Als Aperitif gibt es erstmal einen Kamillenwein, danach einen großen mit Tomate gefüllten Kürbis in Apfelsoße und dazu Lamm. Was uns auffällt, ist dass man sich wirklich richtig Zeit lässt beim Essen und wir vermuten, dass das ein bisschen der französische Einfluss ist. Später gibt es dann nämlich noch Käse mit Brot sowie Kuchen als Nachtisch. Alles war einfach richtig lecker und man schmeckt eben, dass die Zutaten aus dem eigenen Garten kommen.

Beim Essen werden wir ganz genau von Joels Hunden beobachtet 😉

Wir sitzen an diesem Abend noch länger zusammen und fragen Marika und Joel auch noch ein bisschen aus über Land und Leute. Da die beiden hier so nah an der russischen Grenze und damit an sozusagen an einer EU-Außengrenze bekommen sie eben auch ein paar andere Geschehnisse mit, die es nicht bis in unsere mitteleuropäischen Nachrichten schaffen. So erfahren wir, dass es seit einiger Zeit einen massiven und hohen Zaun mit Stacheldraht und Überwachungskameras an der Grenze gibt, den aber nicht Russland gebaut hat. So richtig können wir das erst gar nicht richtig glauben – nehmen uns aber vor morgen dort vorbei zu fahren. Joel zeigt uns den Weg auf der Karte und meint nur, wir sollen lieber nicht aussteigen und zu nah ran gehen, denn sonst sind innerhalb von 10 Minuten Helikopter da.

Außerdem erklärt er uns, dass es auch bald einen solchen Zaun zwischen EU und Weißrussland geben soll. Als Reaktion auf die  EU-Sanktionen (aufgrund der harten Bekämpfung der Proteste nach der Wahl) wurden von der weißrussischen Regierung Flüchtlinge aus Afrika eingeschleust und dann einfach als eine Art Druckmittel über die Grenze nach Litauen oder Polen „abgeschoben“.
Ein bisschen lässt Joel auch durchblicken, dass er mit vielen Entscheidungen der EU nicht übereinstimmt und sich eher vorstellen könnte in Russland zu leben. Das können wir aber ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Klar gibt es an der EU auch negative Aspekte; wo gibt es die nicht. Aber seine Begründung, dass der Lebensunterhalt in Russland günstiger ist, macht bei einem Vergleich der durchschnittlichen Bruttogehälter von Estland und Russland für uns nicht so richtig Sinn. Wirklich schlau sind wir in der Angelegenheit nicht aus ihm geworden.

Auch noch lange nach diesem Abend beschäftigt Martin und mich das Gespräch mit Joel und seine Meinung zur EU. Uns ist schon klar, dass es naiv ist zu glauben, dass die EU, Russland oder wer auch immer Flüchtlinge nur aus purer Nächstenliebe aufnimmt. Aber jetzt hier so direkt mitzubekommen, wie Menschen in einer Notlage als Druckmittel in Konflikten benutzt werden, mit denen sie eigentlich gar nichts zu tun haben, schockiert uns gewaltig. Ich habe auch lange überlegt, ob ich hier auf unserem Blog so viel „politisches Material“ rein bringe. Aber irgendwie gehören solche Gespräche auch zu unserer Reise und es macht uns schon nachdenklich, dass wir „auf der richtigen Seite dieser Grenze“ geboren wurden und einfach, weil es unser Wunsch ist, überall hinfahren können (um es mal einfach auszudrücken)… Zu schnell vergessen auch wir manchmal, dass das ein Privileg ist.

2 Kommentare

  1. Oh Louise, das sind wirklich schwere Gedanken. Gut, dass ihr uns dran teilhaben lasst.
    Der Hund unterm Tisch ist der Knaller und das Essen sieht soooo gut aus.

    • Hey Maria, ein paar Begebenheiten, die wir so mitbekommen, stimmen uns schon manchmal etwas nachdenklich, und irgendwie war es uns dann schon wichtig, das zu teilen. Aber die ganzen schönen Erlebnisse darf man natürlich auch nicht außer Acht lassen 😉 Wie zum Beispiel das leckere Essen auf dem Bauernhof … und die Hunde 😀

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