Unsere zweite Woche in Finnland

Die schönsten Stellplätze auf unserer bisherigen Reise

Am vorherigen Sonntagabend haben wir einen schönen Platz für die Nacht an einem See in der Nähe von Evijärvi gefunden. Das Tolle an diesem Stellplatz ist, dass der Grundstückseigentümer hier für jeden, der vorbei kommt Strom, Wasser und eine Toilette anbietet – und das alles kostenlos. Wir wollten trotzdem fragen, ob es OK ist, wenn wir über Nacht hier bleiben. Ein wenig entfernt stehen ein paar Häuser, aber wir treffen nur den Nachbarn des Eigentümers an. Dieser meint aber, dass das schon alles so in Ordnung ist.
Gerade als wir am Montagvormittag wieder losfahren wollen, kommt dann aber noch jemand mit einem Quad vorbei. Wir unterhalten uns ein wenig und bekommen sogar eine Dusche angeboten. Einfach schön, dass es Leute gibt, die uns als Fremde einfach Hilfe anbieten und dafür auch keine Gegenleistung erwarten…

Wir sind aber schon auf dem Sprung und bedanken uns nochmal für die Nacht auf seinem Grundstück. Heute fahren wir weiter in Richtung Süden in die Nähe von Vaasa und unterwegs wollen wir noch kurz einkaufen. Martin hat einen schönen neuen Stellplatz ausgesucht, der direkt hinter den Dünen an der Ostsee liegt 🙂 Diesen erreichen wir nachmittags und es ist sogar noch so warm, dass wir nochmal im Meer baden gehen können. Danach sitzen wir noch lang am Strand und sehen uns den Sonnenuntergang an.

Den Dienstag beginnen wir nach dem Frühstück mit einem langen Strandspaziergang. Ein Stück weiter gibt es nämlich eine Art Halbinsel, die man barfuß erreichen kann. Außerdem entdecken wir auch einige wunderschöne Ferienhäuschen direkt auf den Felsen. Eins davon hab ich mir übrigens ausgesucht 😉
Auch für uns geht es heute weiter zu einem kleinen Holzhäuschen, denn für die nächsten zwei Tage habe ich über AirBnB eine Unterkunft als Geschenk für Martins Geburtstag gemietet. Bei unserer Ankunft am Nachmittag sind die Besitzer bereits vor Ort und zeigen uns kurz die Gegend und das kleine Haus am Meer.

Eigentlich wohnen wir sehr gern in unserem Gustav und nach einer längeren Wanderung oder Erkundung einer Stadt bin ich auch immer wieder froh, zurück in unserem gemütlichen Bus zu sein. Deshalb ist es für uns jetzt schon ziemlicher Luxus ein richtiges Bad (nur für uns) zu haben. Irgendwie weiß man das eben erst zu schätzen, wenn man etwas längere Zeit nicht hatte. 😉 Außerdem gibt es in dem kleinen Häuschen sogar eine Sauna – typisch finnisch eben. Als erstes nehme ich jetzt aber eine schöne lange und heiße Dusche und danach genießen wir noch ein wenig die Sonne auf dem Steg 🙂  Den Abend verbringen wir ruhig, bleiben aber bis kurz nach 12 wach.

Für den Mittwochmorgen habe ich ein kleines Geburtstagsfrühstück mit Torte und ein paar Kleinigkeiten vorbereitet, mit dem wir den Tag ganz entspannt starten. Später brechen wir zu einer kleiner Wanderung in die Gegend rund um unser Häuschen auf. Hinter dem kleinen Ort führt ein Pfad direkt in den Wald. Wir möchten einfach mal auskundschaften wo er hinführt und folgen ihm. Bald sind wir in dichtem Unterholz angekommen – alles wirkt fast ein bisschen wie im Märchen. Überall wachsen Pilze, Beeren und Moos und man kann keine 5 Meter weit schauen. Um uns herum liegen immer wieder kleine und auch richtig große Steine – wahrscheinlich Findlinge aus der Eiszeit – herum. Da fehlen wirklich nur noch ein paar Trolle und Feen 😉  Wieder zurück im Haus gibt es Kaffee und Kuchen und danach bereitet Martin die Sauna vor. Nach einer dreiviertel Stunde heizen geht es dann auch gleich los. Vorher haben wir uns extra nochmal zur Reihenfolge beim Saunieren belesen – es kann also nichts schief gehen… Nach dem zweiten Durchgang erfolgt die Abkühlung dann außerdem direkt im Meer. So langsam sind wir da wirklich ein bisschen abgehärtet 🙂 Abends gibt es dann noch eine leckere Fischsuppe und wir lassen den Tag mit einigen Videoanrufen ausklingen.

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Am Donnerstagmittag verlassen wir dann nach einem ausgiebigen Frühstück unser kleines Häuschen. Heute wollen wir möglichst viel Strecke in Richtung Helsinki machen, aber leider spielt das Wetter nicht ganz mit. Immer wieder fängt es an stark zu regnen und mit unseren nicht funktionierenden Scheibenwischern ist das eher ungünstig, weshalb wir unterwegs oft anhalten. Wir suchen uns daher am späten Nachmittag einfach einen Stellplatz nah an der Straße. Wieder haben wir aber ziemliches Glück mit unserem Platz für die Nacht. Dieses Mal ist es derParkplatz eines Freilichtmuseums, auf dessen Gelände sich offene Toiletten, eine Feuerstelle und ein Steg am Seeufer befinden. Da die eigentliche Saison in Finnland bereits vorbei ist, haben wir alles ganz für uns allein.

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Achtung, hier folgt heute mal ein kurzer Geschichts-Exkurs:

Auf der Fahrt von Finnlands Norden in Richtung Süden fällt uns immer wieder auf, dass viele Straßenschilder zweisprachig in Finnisch und Schwedisch beschriftet sind. Vor allem an der Ostseeküste in der Gegend um Vaasa begegnen uns viele schwedische Begriffe; wie etwa bei den Ladennamen. Daher haben wir online versucht, uns „mal kurz“ über die Geschichte Finnlands zu informieren. Bisher war uns zum Beispiel nicht klar, dass das heutige finnische Gebiet über 500 Jahre lang zum Königreich Schweden gehörte. Viele hohe Ämter wurden von Schweden besetzt, was die Stellung der schwedischen Sprache verstärkte. Nach dem schwedisch-russischen Krieg (1808-1809) fiel Finnland an Russland. Während der russischen Herrschaft erstarkte dann die finnische Nationalbewegung. Erst im Jahr 1917 erklärte Finnland nach einigen Auseinandersetzungen mit Russland seine Unabhängigkeit und wurde somit ein souveräner Staat.
Das ist jetzt natürlich nur eine kurze und stark vereinfachte Zusammenfassung, aber für uns ist es immer wieder überraschend, wie wenig wir bisher von unseren EU-Nachbarländern wissen. Schon allein deswegen lohnt sich diese Reise 🙂

Unseren Weg nach Helsinki setzen wir am Freitagvormittag fort. Wettertechnisch haben wir auch etwas mehr Glück, sodass wir keine Pausen aufgrund der Scheibenwischer machen müssen. Spontan entscheiden wir uns noch weiter in die Stadt Porvoo zu fahren, die ca. 50 km östlich von Helsinki liegt. Porvoo ist die zweitälteste Stadt Finnlands und liegt direkt am Fluss Porvoonjoki. An dessen Ufer befinden sich zahlreiche rote Holzhäuser – ehemalige Speicher – die heute das Wahrzeichen von Porvoo sind. Außerdem ist auch die Altstadt noch sehr gut erhalten, was wir in Finnland bisher selten gesehen haben. Bei unserer Ankunft schippert gerade ein altes Holzboot mit einer Jazzband an Bord über den Fluss und überall sind Menschen unterwegs oder sitzen in den Restaurants am Ufer; fast so als ob alle nochmal den letzten sommerlichen Tag nutzen wollen. Wir schlendern erst ein wenig durch die Stadt mit ihren vielen kleinen Läden – es gibt sogar zwei Schokoladen-Läden 🙂 . Anscheinend findet hier heute auch noch ein Mitternachtsshopping statt, wodurch sehr viele Leute unterwegs sind. Irgendwann finden wir dann etwas abseits einen Platz in einem Restaurant – später trinken wir dann noch einen Absacker in einer Bar am Flussufer. Da uns Porvoo wirklich gut gefällt, entscheiden wir morgen vormittag die Stadt noch ein wenig mehr zu erkunden, in der Hoffnung, dass dann alles nicht ganz so voll ist 😉

Während unserer Reise durch Skandinavien haben wir mitbekommen, dass sowohl Schweden, Norwegen als auch Finnland die „Erfindung der Zimtschnecke“ für sich beanspruchen 😉 Tatsächlich bekommt man sie fast an jeder Tankstelle mit Backbereich und in jedem Supermarkt. Die Finnen und Schweden haben sogar extra für die Zimtschnecke einen Ehrentag, der am 4.10. gefeiert wird. Auch in dem kleinen Frühstückslokal, welches wir am Samstagvormittag besuchen, gibt es natürlich Korvapuusti (übersetzt soviel wie Ohrfeige 😉 ). Irgendwo habe ich mal gelesen, dass in Finnland die Zimtschnecken nach ihrer Größe bewertet werden – hier in Porvoo haben wir jedenfalls die bisher Größten bekommen.

Yammi 😉 - man beachte die Größe im Vergleich zur Tasse

Gegen Mittag geht es dann weiter nach Helsinki. In der finnischen Hauptstadt haben wir uns einen etwas außerhalb liegenden Campingplatz gesucht, der aber gut an das U-Bahnnetz angebunden ist. Daher fahren wir am späten Nachmittag gleich nochmal in die Stadt rein. Zunächst schauen wir uns erstmal die Innenstadt an und machen dann mit dem Linienbus eine kleine Stadtrundfahrt; in unserem Tagesticket sind nämlich alle Busse, Metros und Straßenbahnen enthalten.

Den Sonntag wollen wir dann noch einmal ausgiebiger in Helsinki verbringen. Da Finnland auch bekannt für modernes Design (z. B. Marimekko) und Kunst ist, haben wir für heute einen Besuch des Designmuseums geplant. Leider müssen wir hier aber sagen, dass es uns dort nicht wirklich gut gefallen hat. Aktuell werden zwei verschiedene Ausstellungen gezeigt; die dritte (die am interessantesten klang) wird erst in einer Woche eröffnet. Die anderen Beiden behandeln zum einen die Geschichte des Designs in Finnland und zum anderen Glasherstellung. Ersteres war zwar recht informativ, aber leider durften wir aufgrund der Hygienevorschriften vieles nicht anschauen oder ausprobieren. Zweiteres war nach der zehnten Glasvase oder Teller einfach nicht mehr wirklich fesselnd. Im Kunstmuseum von Oulu hat es uns da echt besser gefallen, aber das weiß man eben immer erst hinterher.

... wo ist da die Arbeitssicherheit? 😉

Als nächstes wollten wir dann eigentlich eine Markthalle am Hafen mit lokalem Essen erkunden. Die Betonung liegt auf wollten, denn irgendwie ist die heute zu… (an einem Sonntag?!). Wir sind aber nicht die einzigen, die verwirrt vor dem Gebäude stehen. Schlussendlich entscheiden wir uns dann einfach mit der Fähre auf die vor Helsinki liegende Festung Suomenlinna zu fahren, die hier auf mehreren miteinander verbunden Inseln errichtet wurde. Die im 18. Jahrhundert entstandene Festung Suomenlinna oder auf schwedisch Sveaborg gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und kann auf eine sehr bewegte Geschichte zurückblicken. Ursprünglich wurde sie von den Schweden erbaut und im Lauf der Jahrhunderte von den Russen und dann den Finnen – nach ihrer Unabhängigkeit – immer wieder erweitert. Die weitläufigen Festungsanlagen sind heute ein beliebtes Ausflugsziel und überall verstreut findet man kleine Cafés, aber auch Museen und vieles mehr.

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So finden wir zufällig eine kleine Kunstausstellung in einer ehemaligen Werfthalle, deren Besuch auch noch kostenlos ist. Die Werke hier stammen von Künstlern aus Hongkong, die damit unter anderem die Ereignisse während der Protestbewegung gegen Peking sowie deren Auswirkungen auf ihren Alltag verarbeiten. Die Ausstellung ist sehr vielfältig und beinhaltet Musik, Zeichnungen, Skulpturen und Videos sowie eine Art „gestickte Grafik“. Vor allem ein Werk beeindruckt uns sehr, bei dem der Künstler unzählige Entwürfe für Landesflaggen zusammengetragen hat. Diese Flaggen sind an der Decke der Halle aufgehängt und zu 39 davon bzw. deren historischen Umständen hat er Zeichnungen/Karikaturen angefertigt. Schon allein die Recherchearbeit muss immens gewesen sein.

Wir laufen dann noch etwas weiter entlang der Festungsmauern; sogar die alten Kanonen stehen noch. Mit der Fähre geht es dann wieder in die Innenstadt und dann auf unseren Campingplatz. Wir gehen heute mal etwas zeitiger ins Bett, denn morgen müssen wir zeitig aufstehen – es geht mit der Fähre nach Tallinn.

Auf den Tag genau verabschieden wir uns nun nach zwei Wochen von Finnland und damit auch von Skandinavien. Nach den vielen aufregenden Berglandschaften in Norwegen ist das eher flache Finnland mit den vielen Seen auf jeden Fall eine schöne Abwechslung. Außerdem hatten wir hier unsere bisher schönsten und auch einsamsten Stellplätze. Das hat aber auch sicher mit an der sich zum Ende neigenden Saison gelegen, denn so langsam wird es hier doch recht frisch. Alles in allem bleibt uns die Natur (und die vielen Blaubeeren und riesigen Pilze) in sehr guter Erinnerung und da wir sowieso nicht die Stadtmenschen sind, ist es auch nicht so tragisch, dass wir nicht immer den Zugang zu den finnischen Städten und ihrer Architektur gefunden haben 😉

Tschüß Finnland 🙂

2 Kommentare

  1. Man sollte den Blog nicht morgens lesen, da bekommt man Hunger 😀 Die finnischen Zimtschnecken sehen aus wie Franzbrötchen aus Hamburg, interessant.
    Und die Stellplätze sehen so wunderschön, beruhigend, herrlich aus, da komm ich ins Träumen!
    Herzallerliebste Grüße ♡

    • Hey Maria 🙂
      die Franzbrötchen habe ich vor einiger Zeit auch schon mal probiert; die waren aber deutlich kleiner… Jetzt sind wir im Baltikum und da vermisse ich schon ein wenig das ganze Zimtgebäck – jedenfalls haben wir hier noch keinen Ersatz gefunden 🙁
      Liebe Grüße zurück in die Heimat 🙂

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