Kulturprogramm in Griechenland

Von archäologischen Ausgrabungen bis hin zum Leben auf dem Land

Nachdem wir ein entspannendes Wochenende auf dem Campingplatz in Kala Nera verbracht haben geht es für uns heute weiter in Richtung Süden. Das Wetter ist sowieso eher mäßig und richtig novembrig; also noch ein Grund mehr einen Fahrtag einzulegen. Unser nächstes Ziel in der Nähe von Delphi ist ungefähr 230 km entfernt, sodass wir für eine Nacht einen Zwischenstopp in den Bergen machen. Unterwegs versuchen wir Autobahnen zu vermeiden, da die Maut in Griechenland richtig teuer ist. Der Preis hängt zwar auch von den unterschiedlichen lokalen  Straßenbaugesellschaften ab, aber das „größte Problem“ ist, dass wir mit unserem Transporter über 2,20 m hoch sind und ab da wird es dann meist nochmal doppelt so teuer. Auf der Fahrt von der Halbinsel Sithonia nach Kala Nera sind wir vielleicht 150 km auf der Autobahn gefahren (und die war manchmal gar nicht mal so gut…). Dafür haben wir aber um die 25 € gezahlt. Das ist uns auf Dauer einfach zu teuer und so bekommen wir mehr von den Ortschaften mit 😉

In diesem Kanal wird Trinkwasser aus den Bergen bis nach Athen geleitet.

Am Dienstagmorgen sehen wir unseren Stellplatz dann erstmal richtig im Hellen. Um uns herum sind riesige Berghänge. Ehrlich gesagt wusste ich vor unserer Zeit hier in Griechenland gar nicht, dass es hier so viele und vor allem hohe Berge/Gebirgszüge gibt – einige davon über 2.500 m. In manchen Gebieten kann man im Winter sogar Skifahren.
Nach einem kurzen Einkaufsstop in Amfassi erreichen wir am Nachmittag unseren Campingplatz in Chrisso. Von unserem Platz aus haben wir eine total schöne Aussicht über das Tal unter uns mit den vielen Olivenbäumen und sogar bis zum Meer. Wir lassen den Tag dann noch entspannt ausklingen und am Abend kommt nur ein paar Meter entfernt sogar eine Ziegenherde vorbei.

Die gleiche Herde weckt uns dann auch am Mittwochmorgen mit Gebimmel, aber so haben wir wenigstens noch viel vom Tag. 😀 Heute machen wir uns auf den Weg nach Delphi, wo wir einige Ausgrabungsstätten besuchen wollen. Vom Name her ist mir bisher nur das Orakel von Delphi bekannt – mal schauen, was sich dahinter eigentlich verbirgt. Ich muss ehrlich zugeben, dass mich „die alten Steine“ jetzt nicht so wahnsinnig interessieren, aber zu einem Griechenlandbesuch gehört ein bisschen Kultur eben einfach dazu. 😉
Zuerst schauen wir uns das sogenannte Heiligtum der Athena Pronaia an. Schon sehr beeindruckend, dass manche Fundamente bereits 2.000 v.Chr. erbaut wurden. Danach geht es weiter zum Heiligtum des Apollon. Auf dem Weg dorthin kommen wir an der kastalischen Quelle, die jedem, der daraus trinkt, die Dichtkunst verleiht. Das habe ich auch gleich mal probiert… Ob es wirkt werden ihr in diesem Beitrag eventuell herausfinden 😉

Anschließend geht es dann zum Heiligtum des Apollon. Dieses besteht aus einem ziemlich großen Gelände mit vielen Gebäuden (Tempel, Theater, Schatzhäuser…), die sich alle an einem Berghang befinden. Von hier hat man auf jeden Fall einen sehr guten Blick über das ganze Tal. Und obwohl eigentlich Nebensaison ist, ist diese Ausgrabungsstätte und das dazugehörige Museum sehr gut besucht. Wie es hier im Sommer ist, möchte ich lieber nicht wissen.
Übrigens war der Delphi der Sage nach der damalige Mittelpunkt der Welt. Der Göttervater Zeus ließ zwei Adler an je einem Ende der Welt steigen und diese trafen sich dann in Delphi. Sogar der genaue Punkt wurde mit einer Säule festgelegt – der sogenannte Nabel der Welt.

Nach so viel Kultur müssen wir uns dann erstmal stärken und fahren zurück zum Campingplatz um uns etwas leckeres zu kochen. Am späten Nachmittag kommt der Campingplatzbetreiber auch nochmal bei uns vorbei und bringt uns eine Kostprobe der selbst angebauten Oliven. Bisher waren wir beide eher nicht die größten Olivenfreunde, aber hier in Griechenland schmecken die eben einfach 😀

Am Donnerstag fahren wir dann weiter in Richtung Thiva. Bereits nach kurzer Fahrt halten wir im Skiort Arachova an um uns die Stadt anzuschauen und einen kleinen Mittagsimbiss einzunehmen. Danach geht es dann weiter zu unserem nächsten Stellplatz, der heute mal direkt an einem Strand liegt. Leider ist es heute nicht sehr sonnig, sodass wir nicht baden wollen. Trotzdem setzen wir uns bis zum Abend raus ans Meer und genießen ein wenig die Ruhe. Am kommenden Tag haben wir nämlich etwas Besonderes vor: Wir haben uns für die nächsten Tage bei einem Bauernhof zu einem Workaway angemeldet. Das bedeutet, dass wir bei den alltäglichen Aufgaben mithelfen und dafür dann Kost und Logis bekommen. Wir freuen uns eigentlich schon ziemlich drauf, weil wir natürlich hoffen mit unserem Gastgeber zum einen oder anderen Thema ins Gespräch zu kommen.

Bevor wir zum Bauernhof fahren kaufen wir in einem kleinen Dorf noch ein paar Kleinigkeiten ein. Wir holen uns unter anderem auch Feta, der von einem riesigen Stück abgeschnitten wird. Mmh lecker, darauf freue ich mich schon. 🙂 In der Taverne nebenan wollten wir uns dann eigentlich noch schnell zum Mittagessen was holen, aber wir stellen schnell fest, dass es hier nur Getränke gibt 😉 Einer der Männer (die hier wahrscheinlich Frühschoppen machen) spricht aber sehr gut Englisch und empfiehlt uns eine Taverne im nächsten Dorf Thisvion. Er fährt sogar mit seinem Auto voran, damit wir es nicht verfehlen können. Sowas passiert einem wirklich sehr oft in Griechenland. In der Taverne angekommen sitzt außer uns noch ein älterer Herr und neben ihm eine gut genährte Katze…. Von unserem Blickwinkel sieht es so aus, als ob sie zusammen das Kreuzworträtsel lösen 😀 . Wir merken schnell, dass der Inhaber sehr kontaktfreudig ist. Irgendwann kommen wir zum Thema Musik, wodurch wir schließlich zu Liedern von Rammstein unser leckeres Mittagsmenü essen.

Als wir bei Padel ankommen geht es nach einem kurzen Kennenlernen dann auch gleich los mit der Arbeit. Unsere erste Aufgabe ist es ein Olivenfeld von Steinen zu befreien, denn sonst wird es beim Grasmähen Probleme geben. Nach getaner Arbeit zeigt Padel uns auf dem Heimweg noch ein wenig sein Dorf. Er erklärt uns, dass es für jede Altersgruppe ein eigenes Café gibt – also eins für die 30jährigen, eins für die 50jährigen, die 70jährigen usw. Auffällig ist für uns auch hier, dass dort meistens die Männer drin sitzen… Beim gemeinsamen Abendessen nutzen wir dann die Gelegenheit und stellen Padel dann viele Fragen zu Griechenland und erklären ihm auch ein paar deutsche Eigenheiten.

Unsere Aufgabe am Samstag ist dann Oliven pflücken. Dazu werden unter dem jeweiligen Baum große Netze ausgebreitet um die Oliven aufzufangen, die man mit einer Art Rechen von den Zweigen „runterzieht“. Dann werden noch die gröbsten Blätter aussortiert und die Oliven in Säcke oder Kisten gepackt. Zusammen mit drei Mädels aus Frankreich, die zurzeit auch bei Padel arbeiten, schaffen wir insgesamt ca. 6 Bäume. Man muss aber auch dazu sagen, dass wir uns Zeit lassen können und eigentlich nicht wirklich Stress beim Arbeiten haben 😉 Später gehen wir mit den Mädels zusammen im Dorf was essen und lassen den Abend dann ganz entspannt bei einem Wein ausklingen, da die drei morgen abreisen werden.

Am Sonntag nutzen wir dann das gute Wetter um Weizen zu säen. Was ich interessant finde: es ist kein Winterweizen, der gesät wird. Getreide wird hier immer über den Winter angebaut, da es im Sommer einfach viel zu heiß und zu trocken ist. Unsere Aufgabe besteht eigentlich nur darin, gemeinsam die schweren Saatgutsäcke ca. alle halbe Stunde in die Sämaschine zu füllen. Auf dem Nachbarfeld sind von der Ernte noch einige Zwiebeln und Kartoffeln übrig, die wir daher in der Zwischenzeit sammeln. Da Padels Vater auf dem Traktor sitzt können wir auch immer mal ein bisschen quatschen…
Wie in jedem Familienbetrieb gibt es natürlich auch zwischen Padel und seinem Vater Diskussionspunkte, wie manche Arbeiten zu erledigen sind. Wir verstehen zwar nicht, über was sie sich gerade unterhalten, aber oft erinnert uns ihre Gestik an Situationen aus unserer eigenen Erfahrung. Auch wenn sich Griechenland in manchen Dingen von unserer Heimat unterscheidet, so gibt es doch auch viele Gemeinsamkeiten 😉

Der Weizen wird auf verschiedenen Feldern gesät, sodass Padel uns auf der Fahrt zum nächsten Feld Besonderheiten seiner Heimat zeigen kann. In Griechenland gibt es gefühlt an jeder Ecke eine archäologische Ausgrabungsstätte oder Ruinen von geschichtsträchtigen Städten und Dörfern. Und so befindet sich gleich in der Nähe das Dorf Plataiai, wo eine berühmte Schlacht zwischen den verbündeten Griechen gegen die Perser stattgefunden hat. Auch Herkules soll hier ganz in der Nähe gelebt haben…

Später am Nachmittag holen wir bei einem Freund von Padel geerntete Oliven ab, die wir dann in die örtliche Ölfabrik bringen. Ich frage ihn, ob denn jede griechische Familie eine eigenen Olivenplantage hat, was er leicht schmunzeln bestätigt 😉 . Außerdem gibt es in fast jedem Dorf eine Verarbeitungsanlage, in die jede Familie ihre eigenen Oliven bringt um Öl herzustellen. Diese können wir uns mit Padel zusammen anschauen und er erklärt uns die wichtigsten Schritte.

Da die Olivenernte sich langsam dem Ende neigt und nicht mehr so viel zu tun ist, beschließen wir am Montag weiter in Richtung Athen zu fahren. Wir können aber auf jeden Fall sagen, dass es trotz der kurzen Zeit total interessant war mal einen kleinen Einblick in das alltägliche Leben zu bekommen. Außerdem konnten wir Padel nach allem fragen; auch bei politischen Themen war er sehr offen zu uns. Wir sind sehr dankbar, dass wir ein paar Tage bei ihm und seiner Familie wohnen konnten und dadurch auch wieder viel Neues kennen gelernt haben.

6 Kommentare

  1. Uh wie cool, dass ihr Workaway probiert habt, wenn das auch sehr kurz klang, ist das bestimmt total spannend und eine schöne Abwechslung! Viel Spaß weiterhin 🙂

    • Hey Maria,
      es war bestimmt nicht der letzte Workaway-Aufenthalt für uns, denn es war mega interessant und hat vor allem auch Spaß gemacht.
      Liebe Grüße von uns beiden 🙂

  2. Toller Blogeintrag und schöne Fotos. Sehr schön lebendig geschrieben! LG 😊

    • Hey Sarah,
      vielen Dank für deinen Kommentar; wir schauen auch schon fleißig eure Videos und holen uns Tipps für Albanien.
      Viele Grüße an Tobi (und Rio) und natürlich auch an die Kommune 😉

  3. Das ist richtig cool, dass ihr da mitgearbeitet habt. Voll interessant, das hätte mir auch gefallen 🙂

    • Die Erfahrung möchten wir auch nicht missen und wir wollen solch ein Vorhaben auch auf jeden Fall wiederholen. Das Nächste mal aber mit Tieren und länger 😉
      Viele Grüße, Louise & Martin

Schreibe einen Kommentar zu Louise Abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert