Mit der Fähre nach Italien

Unsere Odyssee durch italienische Autowerkstätten beginnt... 

Am Ende der letzten Woche hatten wir eine richtige Pechsträhne gehabt was unsere Fährverbindung und die Autoelektrik von Gustav angeht. Unser Fährenticket konnten wir auf Montagnacht um ein Uhr umbuchen in der Hoffnung, dass der Streik dann beendet ist. Leider können uns die Mitarbeiter 10 Stunden vor der Abfahrt immer noch keine genaue Information geben. Wir beschließen trotzdem zum Hafen in Igoumenitsa zu fahren – vielleicht kann man uns vor Ort etwas Genaueres sagen. Im Gegensatz zum letzten Mal ist heute der ganze Parkplatz und auch die Zufahrtsstraße zum Hafen voll mit Wohnmobilen, Autos und vor allem LKW´s. Wir sehen viele LKW-Fahrer, die Angst haben, dass das frische Obst und Gemüse auf ihrer Ladefläche bereits verdorben ist. 
Für Griechenland sind die Fährverbindungen aufgrund der vielen Inseln in etwa so wichtig wie bei uns zuhause die Bahn (oder die Autobahnen). Viele Waren für den täglichen Bedarf, aber eben auch Medikamente werden von den Fähren auf die Inseln transportiert. Für uns ist es zwar ärgerlich hier fest zu sitzen, aber im Grunde genommen machen die paar Tage es nun auch nicht mehr aus. Klar drückt die verschobene Abfahrt auf die Stimmung, aber das eigentliche Problem ist für uns eher die Lichtmaschine. Bei jedem Starten des Autos bangen wir darum, dass es angeht. Trotzdem denke ich, dass wir in den vergangenen sechs Monaten entspannter geworden sind bei auftretenden Problemen. Manche Dinge (wie den Streik) kann man nicht ändern und muss man eben einfach hinnehmen. 😉

Die rote Batterieleuchte ist neuerdings unser ständiger Begleiter...

Ein gutes Vorbild dafür ist Timo, den wir am Hafen in Igoumenitsa kennen gelernt haben. Er ist seit ca. zwei Jahren mit seinem Klapprad auf Reisen und hat dementsprechend wenig Gepäck mit. Seit Freitag übernachtet er in seinem Schlafsack im Hafengebäude und kann uns daher von einigen interessanten Begegnungen berichten. Was uns aber am meisten beeindruckt ist seine positive Einstellung – eigentlich lächelt er die ganze Zeit und freut sich einfach über unsere Bekanntschaft. Wir essen zusammen Abendbrot im Gustav und spielen gemeinsam Ukulele… so vergeht auch die Zeit. 😀
Gegen 10 Uhr abends kommt dann etwas Bewegung in die LKW´s aber eine offizielle Info gibt es immer noch nicht. Schlussendlich checken wir dann doch noch ein und es scheint, als ob sich unsere Geduld gelohnt hat. Die Passkontrolle erfolgt dann getrennt – ich muss durch eine Sicherheitsschleuse im Hafengebäude und Martin fährt mit Gustav in einen separaten Bereich. Hier wird nochmal genau kontrolliert, dass sich niemand zusätzliches im Auto befindet. Der Grenzbeamte scheint leider etwas genervt von der ganzen Situation zu sein und Martin muss nun schon wieder das Auto ausmachen und aussteigen.
Bereits auf dem Parkplatz vor dem Hafen war uns aufgefallen, dass an den LKW´s oft Personen vorbei laufen, die unter der Ladefläche filmen. Zunächst haben wir darauf gar nicht geachtet, aber als ein LKW-Fahrer die Männer dann „wegjagt“ wird uns klar was hier passiert.

Gegen halb eins nachts sind wir dann endlich auf der Fähre und einfach nur heilfroh, dass es jetzt endlich weitergeht. Wir wollen versuchen etwas zu schlafen aber leider hat einer der anderen Passagiere anscheinend gerade jetzt Hunger und packt seinen Döner mit extra Zwiebel aus. In den letzten Stunden war während des Wartens anscheinend keine Zeit dafür… Irgendwie schlafen wir dann doch ein und wachen erst zwei Stunden vor der Ankunft wieder auf. Schiffsfahrten auf dem offenen Meer sind einfach nicht mein Ding und daher beschließen wir gleich uns nach draußen zu setzen. Dort treffen wir dann Timo wieder und wie soll es anders sein – auch nach mehreren Stunden Fahrt über das Meer hat er immer noch gute Laune und spielt uns ein paar Lieder auf der Ukulele vor 😀

In den letzten Tagen haben wir uns bereits einige Autowerkstätten in der Umgebung von Brindisi heraus gesucht und gleich nach Ankunft der Fähre suchen wir die Erste auf. In dieser Fiat-Vertragswerkstatt hören sich die Mitarbeiter zwar kurz unser Problem an, aber wir werden weiter geschickt, da für ein Elektronik-Probleme zurzeit keine Kapazitäten sind. Die nächste Werkstatt möchte sich auch nicht mit Elektronik beschäftigen: „Wir sind Mechaniker – keine Elektriker“. In der dritten Werkstatt (IVECO) kümmern sich dann gleich zwei Mitarbeiter um Gustav und zumindest wird hier mal die Spannung gemessen. Nach einer Stunde warten bekommen wir dann die Information, dass es wohl länger dauern wird. Der Chef organisiert uns auch gleich ein Hotel – wir gehen mal davon aus, dass sich hier alle untereinander kennen. 😉 Freundlicherweise fährt er uns auch gleich dorthin, sodass wir heute noch ein wenig die Stadt Brindisi erkunden können.

Bis zum nächsten Nachmittag bekommen wir leider keine richtige Rückmeldung was denn jetzt an der Lichtmaschine kaputt ist bzw. was repariert wurde. Die Organisation unserer Übernachtung und so hat zwar gut funktioniert und alle Mitarbeiter in der Werkstatt sind sehr freundlich aber das Problem konnten sie leider nicht beheben. Der aktuelle Stand ist jetzt, dass die Lichtmaschine nach dem Start in regelmäßigen Abständen ausgeht; also dass die Batterieleuchte aufblinkt. Wir beschließen trotzdem weiter zu fahren und es woanders nochmal zu versuchen. Wenn wir stehen bleiben, dann ist das Problem wenigstens akut und muss gefunden werden.

In Bari suchen wir uns am Donnerstag dann einen Bosch-Autoservice, denn hier müsste man sich eigentlich mit Elektrik auskennen. Auch hier sind die Mitarbeiter wieder sehr freundlich und nehmen sich auch gleich unserem Problem an. Leider ist der zuständige „Elektrik-Kollege“ erst am kommenden Dienstag wieder im Haus, was für uns einfach zu lang ist. Bisher können wir (fast) ohne Probleme 😉 weiter fahren und weiter in den Norden müssen wir sowieso.
Die Nacht verbringen wir dann auf einem Stellplatz in der Nähe von Manfredonia im Gargano-Nationalpark, von dem man eine wunderbare Sicht auf eine Bucht und das Meer hat. Um uns herum sind nur Kühe, deren Glocken noch den ganzen Abend bimmeln.

So richtig genießen können wir unsere Zeit in Italien bisher leider nicht. Irgendwie hatten wir nicht gedacht, dass die Reparatur von Gustav so viel Zeit und Nerven kostet. Am Ende ist es zwar „nur ein Auto“, aber wir leben schließlich drin und im Hinterkopf ist daher immer die Frage der Fortführung unserer Reise. Wir entscheiden uns daher auf dem nächsten Stellplatz mal wieder die kulinarische Seite Italiens kennen zu lernen. Die Besitzer des Agri-Campingplatzes in der Nähe von Pescara brauen selbst Bier und produzieren auch ihre eigene Gerste sowie Olivenöl. Zur Brauerei gehört ebenfalls ein kleines Restaurant und daher melden wir uns gleich für das Essen an. Vorher müssen wir aber noch ausgiebig die Hofkatze Mika streicheln. 🙂

Zum Abendessen gibt es dann eine Antipastiplatte mit Schinken und Käse aus der Region, Bruschetta sowie verschiedenen Olivenprodukten. Danach sind wir eigentlich schon ziemlich satt aber die für die Abruzzen typischen Arrosticini müssen wir trotzdem noch probieren. Natürlich probieren wir dazu die verschiedenen Biere, die wirklich lecker sind 🙂 . Unsere beiden Gastgeber setzen sich nach dem Essen dazu und so können wir uns unterhalten und auch unsere Fragen zum Bier loswerden. Für uns ist es beispielsweise eher ungewöhnlich eine Brauerei in Italien zu besuchen, worüber die beiden ein wenig schmunzeln müssen. Wahrscheinlich hören sie das nicht zum ersten Mal. 😉 In dem kleinen Agripub sind übrigens die verschiedensten Biersorten ausgestellt und wir finden sogar eine Flasche Köstritzer Kellerbier wieder… sozusagen ein Stück Heimat 😀

Nachdem wir Mika noch einmal zum Abschied gestreichelt haben fahren wir dann weiter in Richtung Norden bis kurz hinter Rom. Hier hat Martin einen schönen Platz bei einem Naturpark in der Nähe von Bomarzo gefunden. Unterwegs müssen wir aber noch unsere Wäsche waschen und halten daher bei einem Waschsalon an.
Unseren Stellplatz für die Nacht erreichen wir leider erst im Dunkeln aber da für den morgigen Sonntag schönes sonniges Wetter angesagt ist, wollen wir diesen dann erkunden. Als wir am nächsten Tag loslaufen bietet sich uns nur wenige hundert Meter vom Parkplatz entfernt wunderbarer Ausblick über ein Tal mit steilen Felswänden. An großen Steinen vorbei geht es dann hinunter, wo sich ein kleiner Bach durch die verstreuten Felsbrocken schlängelt. Alles wirkt fast ein bisschen wie im Märchen und verwunschen mit den moosbewachsenen Steinen und dem Efeu. Ab und zu stoßen wir auf Ruinen, die vermutlich zu einem alten Schloss gehören und vor einem kleinen Wasserfall kann man über Steine laufen, zwischen denen das Wasser sich einen Weg gebahnt hat. Es ist wirklich sehr schön hier – wieder mal sind wir total zufällig auf einen tollen kleinen Fleck Natur gestoßen und ein wenig konnten wir uns auch von unseren Autoproblemen ablenken…

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Den Abend des vierten Advents verbringen wir dann mit Glühwein und etwas Gebäck gemütlich im Gustav – ein bisschen Weihnachtsstimmung kommt nun doch so langsam auf 🙂

8 Kommentare

  1. Hallo Ihr Beiden,
    zunächst erst mal alles Gute für das Neue Jahr, vor allem aber Gesundheit und eine gute und hoffentlich pannenfreie Weiterreise. Die Probleme mit eurem Gustav klingen ja nicht gut. Hoffentlich konnte euch endlich geholfen werden. Eurer letzter Bericht war wieder Spitze. Bin schon auf die nächsten gespannt. Macht’s gut und bleibt gesund. Gruß Ulrike

    • Hey Ulrike,
      vielen Dank für die lobenden Worte. Gustav befindet sich aktuell auf dem Weg der Besserung :D. Wir wünschen dir auch ein gesundes neues Jahr und viele Grüße nach Gera.
      Viele Grüße, Louise & Martin

  2. Schleicher Sven

    Hej ihr Zwei…Gesundes Neues noch.Ich hoffe der Gustav hat sein Stromproblem im Griff.Zumindest scheint euer Appetit nicht gelitten zu haben.Die Katze Mika ist ja besonders schön und bestimmt sehr eingebildet…Grüße aus dem verregneten Fürth von Sven.

    • Hey Sven,
      dir auch noch ein gesundes neues Jahr. Die Hofkatze Mika war eigentlich gar nicht eingebildet; sie hat sich die ganze Zeit streicheln lassen und kam auch zu uns, wenn wir sie gerufen haben 😀
      Viele Grüße nach Fürth

  3. Ein entspanntes 2022 wünsche ich euch!
    Wenn das Auto wenigstens nicht total versagt ist noch Hoffnung.

    Liebe Grüße,
    Arnfried

    • Hallo Arnfried,
      dir auch ein gesundes neues Jahr. Vielen Dank für deine aufbauenden Worte; ein bisschen positiv muss man immer bleiben 😉
      Liebe Grüße nach Renthendorf

  4. Manfredonia ist ja mal ein abgfahrener Name 😀 !

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