Andalusien überrascht uns mit seinen extremen Landschaften
Da wir in den letzten Tagen eher weniger aktiv waren wollen wir uns heute mal wieder etwas mehr bewegen und dabei gleichzeitig die Gegend um unseren Stellplatz erkunden. Bart empfiehlt uns einen Pfad in Richtung der Berggipfel, den er mit grünen Steinen markiert hat. Von da oben haben wir dann (hoffentlich) eine schöne Aussicht ins Tal und auf das Dorf. Bei unserem ersten Zwischenstopp bemerken wir hinter uns auf dem Weg einen roten Punkt, der langsam näher kommt. Wir machen eine kurze Pause und warten bis Anja uns erreicht hat und zusammen geht es dann weiter in Richtung Gipfel. Als wir gerade auf halbem Weg nach oben sind beginnt es sich dann aber langsam zuzuziehen… Wenn es so weitergeht sehen wir dann oben gar nichts mehr. Anja schafft es aber uns nochmal für einen Endspurt zu motivieren. Mit der verdienten Aussicht werden wir aber leider nicht belohnt. Naja… der Weg ist (eben manchmal) das Ziel 😉 . Anjas Reiseblog findet ihr übrigens hier.
Beim Abstieg müssen wir uns dann etwas beeilen, denn um 15 Uhr gibt es leckere Paella aus dem Nachbarort und die schmeckt am besten heiß. Wahrscheinlich treibt uns der Hunger an denn wir schaffen es genau pünktlich zum Essen 🙂
Am nächsten Tag verabschieden wir uns dann von Paulina, Bart und den beiden Mädels aus Deutschland. Wir möchten wieder ans Meer fahren beziehungsweise hoffen wir hier auf besseres Wetter 😉 . Der Abschied fällt aber nicht so leicht, weil wir uns hier nicht wie Fremde gefühlt haben, sondern wie willkommene Gäste. Irgendwann sieht man sich bestimmt noch einmal.
Auf dem Weg nach Carboneras zu unserem nächsten Stellplatz kommen wir an mehreren wunderschönen Aussichten vorbei, bei denen wir natürlich anhalten müssen. Die Landstraße AL 5107 führt hier durch größtenteils unbebaute grüne Hügel, hinter denen sich immer wieder neue Ausblicke auf das Meer und die Strände auftun.
Die nächsten beiden Tage verbringen wir dann auf dem Stellplatz bei Carboneras, waschen (endlich mal wieder) Wäsche und erkunden ein wenig die Umgebung. Am Donnerstag geht es dann weiter in Richtung Süden nach Agua Amarga – ein kleiner Ferienort direkt am Meer, in dem zurzeit aber fast keine Urlauber anzutreffen sind. Wir befinden uns jetzt bereits im Naturpark Cabo de Gata weswegen wir nur offizielle Stellplätze anfahren und uns über Nacht nicht in die Natur stellen. Irgendwann müssen die Tiere ja auch mal ihre Ruhe vor den Menschen haben 😉 .
Bei einem ersten Spaziergang erkunden wir den Strand und finden interessante Felsformationen. Daher beschließen wir morgen gleich mal einen Wandertag einzulegen um uns die Küste hier genauer anzuschauen.
Am späten Freitagvormittag starten wir und werden schon auf den ersten Metern von dem starken Wind fast von den steilen Felsen gepustet… Wir suchen uns einen Pfad, der uns etwas weiter weg vom Meer führt, denn durch den Wind ist es so laut, dass wir kaum verstehen können was der andere sagt. In der Sonne ist es aber so warm, dass ich die ganze Zeit über ständig meine Mütze, Schal und Jacke an und wieder ausziehe 😀 . Die Strände „entschädigen“ dafür aber natürlich. Am besten gefällt es uns am Playa Cala de Enmedio, wo wir uns auf die Steine setzen und die erste kleine Rast einlegen. Außer uns sind noch ein paar Wanderer, drei Reiter und ein Pärchen mit Motorrad und Zelt hier. Platz genug für alle ist aber wirklich und wir genießen einfach nur die Sonne und die Geräusche der Wellen.
Nach unserer kurzen Pause geht es dann weiter bis zum Cala del Plomo. Hier stehen auf einem Parkplatz dicht an dicht viele Campervans, die teilweise auch ihre Stühle und Tische draußen stehen haben. Erlaubt ist das in Spanien eigentlich nur auf offiziellen Campingplätzen – noch dazu befindet man sich hier im Naturpark. Wir finden das eigentlich ziemlich schade, denn dadurch wird es für alle Reisenden immer schwieriger überhaupt irgendwo frei zu stehen.
Langsam wird es nun etwas frischer und wir machen uns auf den Rückweg zu unserem Stellplatz. Solange man in der Sonne ist kann man schon im T-Shirt herumlaufen. Sobald die Sonne am Nachmittag dann an Kraft verliert, merkt man aber doch, dass es eigentlich erst Januar ist…
Am Samstag fahren wir weiter bis zur Südspitze des Kaps. Der Naturpark Cabo de Gata ist eine der trockensten Regionen Europas, was man an den Pflanzen ringsherum auch deutlich bemerkt. Die meisten sind eher grau-braun als grün und es gibt fast nur Kakteen oder ähnliches (ich bin leider überhaupt kein Pflanzenexperte 😉 ). Für uns sieht es eigentlich eher wie eine Wüste aus. Daher finden wir es auch etwas seltsam, dass hier in der Gegend trotzdem Landwirtschaft – meist Obst- und Gemüseanbau – betrieben wird.
Beim Playa de Monsul halten wir an und laufen über eine Düne bis zum Strand – wirklich eine einzigartige Landschaft. In der Sonne ist es richtig warm; wie man es hier im Sommer aushält kann ich mir gar nicht vorstellen.
Da wir heute aber noch etwas Strecke zurück legen wollen fahren wir nach einem kleinen Mittagssnack weiter in Richtung Almeria. Wie ich oben schon kurz erwähnt hatte befindet sich hier ein riesiges Obst- und Gemüseanbaugebiet. Da die Pflanzen natürlich bewässert werden müssen steht hier ein Gewächshaus am Anderen. Das Ausmaß kann man sich beim Durchfahren eigentlich gar nicht vorstellen – selbst auf Satellitenbildern sieht man das riesige „weiße Meer“, das auch Mar del Plastico genannt wird. Wir fahren zu einem Aussichtspunkt oberhalb von Vicar, um uns einen Überblick zu verschaffen.
Zur Umweltverschmutzung kommt hier noch hinzu, dass in den Gewächshäusern zumeist Flüchtlinge aus Afrika für einen Hungerlohn arbeiten. Da sie sich davon natürlich keine Wohnung leisten können „leben“ sie in Hütten aus Wellblech und Pappe direkt neben den Gewächshäusern. Natürlich haben Martin und ich im Supermarkt auch schon Tomaten oder Paprika aus Spanien gekauft. Wenn man dann aber hier vor Ort ist und das alles mit eigenen Augen sieht, stimmt einen das schon sehr nachdenklich.
Für die Nacht haben wir uns einen Stellplatz am Rand der Tabernas-Wüste herausgesucht, die sich nördlich von Almeria befindet. Im Vergleich zum Cabo de Gata Naturpark, der ja immerhin viele bewachsene grüne Berge besitzt, macht die Hügellandschaft hier auf uns einen schon fast lebensfeindlichen Eindruck. Pflanzen sieht man nicht wirklich – nur ab und zu ein wenig braunes Gestrüpp. Und obwohl die Farben des Gesteins beim Sonnenuntergang besonders schön wirken fehlt mir doch so langsam etwas Grünes. Vor unserer Reise wäre mir das wahrscheinlich nie aufgefallen, aber hier vermisse ich oft die schönen grünen Wälder in Thüringen 😀 .
Da die Tabernas-Wüste den großen nordamerikanischen Wüsten übrigens ziemlich ähnlich ist, wurden hier verschiedenste Westernfilme gedreht wie zum Beispiel Indiana Jones, Schuh des Manitu, Vier Fäuste für ein Halleluja und viele mehr. Auf dem Weg zu unserem Stellplatz kommen wir an einigen alten Kulissen vorbei, die heute als Freizeitpark dienen.
Und am nächsten Morgen geraten auch wir in einen Filmdreh. Neben uns auf dem Parkplatz wird vermutlich ein Musikvideo gedreht – vielleicht ist unser Gustav jetzt in Spanien ein Filmstar 😀
Nach dem Frühstück fahren wir über die A-92 weiter in Richtung Norden. Zunächst sehen wir um uns herum überall nur die Hügel der Wüste doch nach einigen Kilometern tauchen links die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada auf. Dass Spanien so abwechslungsreich und auch gegensätzlich ist – damit haben wir wirklich nicht gerechnet. In der Sierra Nevada kann man übrigens im Winter auch Ski fahren, denn hier ist das südlichste Wintersportgebiet Europas. Unser erster Halt ist in Calahorra, wo wir uns kurz die Beine vor dem Castillo vertreten. Leider ist es zurzeit nicht geöffnet, aber die mächtigen Mauern mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund sind schon sehr beeindruckend.
Von hier aus geht es für uns weiter zu unserem nächsten Stellplatz bei Gorafe. Auch hier befinden wir uns wieder in einer wüstenähnlichen Landschaft. Besonders beeindruckend ist hier, dass wir von einer Art Hochebene einen Rundumblick auf die Felsen haben, die waagerecht wie von farbigen Linien durchzogen sind. Überall um uns herum sind einfach nur Felsen, Schluchten und sonst nichts. Gegen Abend sind dann auch die letzten Tagestouristen abgefahren und nun ist es absolut still hier. So etwas habe ich wirklich noch nicht erlebt. Keine Blätter oder Bäume rascheln und auch keine Vögel oder andere Tiere geben Laute von sich – einfach nichts. Wir sitzen zeitweise einfach nur da und „hören der Stille zu“. Wenn ich das jetzt so aufschreibe klingt das irgendwie ziemlich seltsam…
Da wir heute einen sternenklaren Himmel haben und auch sonst fast keine störenden Lichtquellen vorhanden sind probieren wir es noch einmal mit der Nachtfotografie. So neigt sich eine aufregende Woche in gegensätzlichen Landschaften zwischen Meer und Wüste dem Ende zu.
So schön, noch einmal die Orte anzureisen mit euch. Und wie vorbildlich – finden wir sehr gut – dass ihr euch an die Nationalparkregeln haltet und damit vielleicht auch zukünftigen Reisenden einen Aufenthalt dort ermöglicht. So denkt ja längst nicht mehr jeder.
Das Nachtbild ist ja herrlich! ***