Abschied von Andalusien

Wir genießen unsere letzte Woche in Südspanien und machen neue Bekanntschaften

Nach dem aufregenden Wochenende in Cordoba möchten wir erst einmal wieder ein paar ruhige Tage auf dem Land verbringen. Auf halbem Weg nach Sevilla finden wir etwas abseits der Hauptverkehrsstraßen einen kleinen aber feinen Campingplatz in der Nähe des Dorfes La Puebla de los Infantes.
Am späten Montagnachmittag kommen wir an und werden vom Inhaber freundlich begrüßt. Als wir uns einen Platz suchen fällt uns gleich ein Traktor mit einem Zirkuswagenanhänger auf. Am Wagen hängt ein Schild mit der Aufschrift 25km/h – das müssen auf jeden Fall entspannte Reisende sein 😉

Wir entschließen uns die nächsten drei Tage auf dem Platz zu verbringen, da wir uns richtig wohl fühlen und hier alles so entspannt ist. Rundherum sind nur Wälder und grüne Wiesen (gibt es in Andalusien nur selten!), sodass es fast ein bisschen wie zuhause ist. Am besten gefällt uns die Terrasse mit Bar und toller Aussicht auf das gesamte Tal. Von hier aus kann man besonders gut den in der Nähe lebenden Schäfer beobachten, der mehrmals am Tag mit seiner Herde vorbeizieht. Etwas ungewöhnlich ist, dass er immer in seinem Auto unterwegs ist und seinen Hunden von dort aus die Anweisungen gibt. Aber vielleicht ist das eben modern… 😀

Auf der Terrasse kommen wir an einem Tag auch mit Heike und Thomas ins Gespräch, die neben uns die einzigen Deutschen hier auf dem Campingplatz sind. Mit ihrer Hündin Butze sind sie vor vier Monaten in Deutschland Richtung Spanien aufgebrochen. Das Angebot uns ihren Schaustellerwagen anzuschauen, lassen wir uns natürlich nicht entgehen und verabreden uns daher auf ein gemeinsames Bier am Abend.

Von den beiden bekommen wir auch den Tipp ein nahe gelegenes Restaurant zu besuchen, welches unter anderem Tapas mit Wild zubereitet. Wir beschließen die drei Kilometer für einen Spaziergang zu nutzen und erreichen pünktlich zur spanischen Mittagszeit (zwischen um zwei und halb drei) das Restaurant. Leider ist genau heute Ruhetag – also müssen wir den Rückweg wieder mit knurrendem Magen antreten…
Auf einer Reise klappt natürlich nicht immer alles so, wie man gehofft oder geplant hat. Deshalb ist dies jetzt ein Moment in dem wir mal wieder unsere Frustrationstoleranz beweisen können. Mit leerem Magen gelingt das übrigens besonders gut 😉

Wen man am Wegesrand immer alles so trifft...

Am Mittwochvormittag verlassen wir dann den Campingplatz und machen uns auf in westliche Richtung. So langsam soll es für uns nach Portugal gehen und da ist Sevilla als Zwischenstopp genau richtig, denn bei unserem letzten Besuch hat es uns hier sehr gut gefallen. Auch Heike und Thomas fahren heute in diese Richtung weiter – vielleicht sehen wir uns ja irgendwo in Portugal noch mal wieder…

Wir nutzen das gute Wetter in Sevilla und schlendern über den Plaza de Espana zum Stadtzentrum und lassen uns dort einfach ein wenig treiben. Es ist so warm, dass wir sogar im T-Shirt schwitzen – ein Thermometer zeigt 27 Grad an und das Anfang März. Damit haben wir wirklich nicht gerechnet 😀 Später setzen wir uns in ein kleines Café und beobachten die vorbeigehenden Leute. 
Danach geht es dann weiter entlang des Flussufers bis es dann so langsam dämmert. Gegen Abend suchen wir uns eine kleine Tapasbar und danach eine Bar, die Fassbier anbietet. Ein schöner Abschluss unserer Zeit in Spanien 🙂

Am nächsten Tag dann aber das komplette Gegenteil: dunkle Regenwolken und kein einziges Stückchen blauer Himmel ist zu sehen. Wir verbringen den Tag mit Besorgungen und damit weiter zur spanischen Grenze zu fahren. Für die Nacht suchen wir uns einen Stellplatz an einem Stausee in der Nähe von Aznalcollar.
Von hier aus ist es dann nicht mehr weit zu den beiden Solarthermie-Kraftwerken Planta Solar 10/20. Eigentlich wollten wir hier gestern schon herfahren, aber wirklich interessant ist es nur an sonnigen Tagen. Schon von weitem sieht man die beiden Türme, die am oberen Ende fast zu glühen scheinen.

Da Andalusien die Region Europas mit der höchsten Sonneneinstrahlung ist, eignet sich dieser Ort insbesondere für Solarkraftwerke. Schon mehrmals haben wir verschiedene Kraftwerke beim Vorbeifahren gesehen und uns vorgenommen eins davon nochmal zu besuchen.
Auf GoogleMaps hatten wir uns zwar schon das Satellitenbild mit dem riesigen „Spiegelfeld“ angeschaut, aber in echt sind die Dimensionen noch einmal beeindruckender. Wir parken auf dem Mitarbeiterparkplatz und schauen uns erstmal etwas um. Wenn man von der Seite auf den Turm blickt, erkennt man besonders gut die Lichtstrahlen, die von den Spiegeln reflektiert und in der Turmspitze gebündelt werden. Die Spiegel werden von einer zentralen Steuerung entsprechend dem Sonnenstand ausgerichtet. In dem 115 m hohen Turm wird eine Flüssigkeit erhitzt und mit deren Dampf dann die Turbinen angetrieben.

Nach ein paar Minuten bemerken wir einen Mann, der an einer Hand einen riesigen ledernen Handschuh hat und mit dem anderen Arm irgendetwas an einem Seil durch die Luft wirbelt – ein Falkner. Bevor wir wissen wie uns geschieht, rast ein großer Vogel wenige Meter neben uns vorbei und greift sich die Beute aus der Luft. Wir haben ihn natürlich nicht kommen hören und spüren nur einen kurzen Luftzug… Auf jeden Fall müssen wir aber rausfinden, warum hier mit Falken gejagt wird. Dank der Übersetzungsapp auf dem Handy können wir uns ein wenig unterhalten. Und wirklich: damit sich hier keine anderen Vögel ein Nest zwischen den Spiegeln bauen wird Jagd mit Falken gemacht. Außerdem gibt es für das Putzen der Spiegel einen riesigen Wischmopp, der an einem Baggerarm befestigt ist. Das wird sicher regelmäßig gemacht, denn das Betreiben solch eines Solarkraftwerkes lohnt sich nur wenn ein hoher Wirkungsgrad erreicht wird. 

Nach einer Mittagspause fahren wir weiter bis nach Villablanca. In der Nähe dieses kleinen Ortes haben wir uns einen Stellplatz gesucht, von dem aus es dann direkt nach Portugal gehen wird. Bei der Ankunft werden wir vom Gastgeber sehr herzlich begrüßt und als kleinen Willkommensgruß gibt es ein Bier vom Fass. Wir fühlen uns gleich wohl 🙂 Außerdem läuft die ganze Zeit Radio Bob. Schon ein wenig seltsam wenn dann die Nachrichten auf deutsch sind 😀 Da wir aber ziemlich müde sind verbringen wir eher einen ruhigen Abend – morgen ist ja auch noch ein Tag.

Den Samstag nutzen wir um ein wenig die Gegend um unseren Stellplatz herum zu erkunden. Außerdem schreibe ich ein paar Zeilen für den nächsten Beitrag und Martin sortiert seine Drohnenbilder. Am Abend haben wir uns bei den Gastgebern für eine hausgemachte Paella angemeldet. Außerdem sind ein paar Freunde der beiden da und machen zusammen Musik mit Gitarre, Klavier und (sehr lautem und enthusiastischem) Gesang – typisch Spanier eben 😉 

Außer uns hat sich noch ein britisches Paar zum Abendessen angemeldet und da ihr Hund auch Buddy heißt kommen wir gleich ins Gespräch. Während des Essens behält Buddy uns die ganze Zeit im Auge und beobachtet anscheinend wie oft wir uns Nachschlag holen 😀 . Irgendwie kommen wir später auf das Thema „Englische Küche“ und Sharon und Chris empfehlen uns unbedingt Yorkshire Pudding und Roasted Beef zu probieren, wenn wir in Großbritannien sind. Wir sind sehr gespannt… 🙂 
Außerdem finden wir heraus, dass Chris heute Geburtstag hat und beschließen die nächste  Runde auf ihn zu trinken. Auch unsere Gastgeber setzen sich später noch zu uns und irgendwann sitzen wir in einer ziemlich großen und feuchtfröhlichen Runde. Wir lernen auch Jane kennen, die vor ein paar Jahren nach Portugal gezogen ist und nun ganz in der Nähe wohnt. Für den nächsten Tag lädt sie Sharon, Chris und uns beide ein, sie auf ihrer Farm zu besuchen. Wann wir an diesem Abend ins Bett gegangen sind weiß irgendwie keiner mehr so genau 😉

Am späten Sonntagvormittag machen wir uns dann schließlich auf zu Janes Haus. Während sie uns beide im Auto mitnimmt fahren Sharon und Chris mit ihrem Roller und Buddy findet Platz im Rucksack zwischen den beiden 😀 . Zuerst begrüßen uns Janes ca. 40 Hühner – wahrscheinlich sind es mehr – und dann ihre beiden Hunde. Wir setzen uns erst einmal mit einem großen Kaffee auf die Terrasse, von der man einen wahnsinnig schönen Blick bis nach Portugal hat.
Nach dieser kleinen Stärkung pflücken wir dann alle zusammen Orangen. Eigentlich sind es nur vier Bäume, aber an ihnen hängen so viele große Früchte, dass sich die Äste bereits zum Boden biegen. Am Ende haben wir bestimmt 10 Körbe voll gepflückt und ich habe gelernt, dass Orangenbäume Dornen besitzen…

Zum Abschluss gibt es noch ein großes Glas frisch gepressten Saft bevor wir am frühen Nachmittag den Rückweg zu unserem Stellplatz antreten. Dort angekommen nutzen Chris und Martin noch einmal das gute Wetter für einen Drohnenflug und schauen bei Jane nach, ob wir auch wirklich alle Orangen gepflückt haben 😉 . Den Abend lassen wir wieder zusammen aber diesmal ein wenig ruhiger als gestern ausklingen. Morgen haben wir schließlich viel vor…

2 Kommentare

  1. Schleicher Sven

    Hej ihr Beiden..Schön das ihr nun auch Obstpflücker seid.Die Bilder und den Bericht über die Solaranlagen finde ich sehr interessant…Danke und Grüße von Sven und Andrea…

  2. Arnfried Richter

    Liebe Louise, ich habe viele deiner Beschreibungen gelesen, prima! Andalusien kenne ich auch und fast alle Stationen die du skizzierst und mit Bildern zeigst habe ich in sehr guter Erinnerung. Dabei spüre ich, du bist mindestens ebenso fasziniert wie ich von Städten, Attraktionen, Lanschaft und nicht zuletzt den Menschen.

    Tschüß Arnfried

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