Unsere aufregende zweite Arbeitswoche, auf die ein Strand-Wochenende folgt
In der vorherigen Woche haben wir uns bereits an die alltäglichen Abläufe auf Lucios Farm gewöhnt, sodass nun vieles für uns bereits so etwas wie Routine ist. Gegen neun Uhr beginnt der Arbeitstag und meist treffen wir uns alle in der Küche auf einen Kaffee. Dann arbeitet jeder an seinem Projekt weiter – manche natürlich auch in Gruppen – und die Mittagspause macht jeder zu einer beliebigen Zeit. Obwohl eigentlich nur fünf Stunden Arbeit üblich sind, bleibt man doch oft länger um zum Beispiel noch ein bestimmtes Zwischenziel zu erreichen. Irgendwie motiviert es einen schon, dass wir der Farm und Lucios Familie helfen hier einen tollen Ort aufzubauen, von dem auch noch viele Workawayer nach uns etwas haben.
Wer möchte fährt am späten Nachmittag nochmal in die nahe Stadt Lagos oder an den Strand zum Surfen. Gegen Abend treffen wir uns dann alle in der Gemeinschaftsküche wieder, um zusammen Abend zu essen. Immer ein paar Tage im Voraus wird zusammen geplant, wer wann und was kocht, sodass jeder mal dran ist und wir verschiedenste Gerichte kennen lernen. Danach sitzen wir oft noch in der Runde zusammen und leeren die eine oder andere Flasche Wein bzw. Bier…
Nach verschiedenen Arbeiten im Garten beginne ich diese Woche mit einer Tischplatte für einen runden Esstisch, der später im Wohnhaus stehen soll. Das Besondere ist, dass es in der Mitte eine drehbare Platte aus einer Art Beton geben soll – ähnlich den Tischen in einem asiatischen Restaurant 😉 . Die Tischplatte soll aus Rest-Brettern zusammen geleimt werden, die zum Anfang alle unterschiedliche Breiten, Längen und Dicken haben.
Lucio ist die ganze Zeit sehr optimistisch, dass das auch so klappen (und vor allem halten) wird, aber ich habe noch ein paar Bedenken. Ich vermute, dass hier vielleicht auch unterschiedliche Mentalitäten aufeinandertreffen, denn während ich am liebsten jedes Brett vorher planen würde, möchte er sofort anfangen 😀 . Irgendwie muss ich ihm ja auch Recht geben, denn wir sind nur noch diese Woche hier.
Nachdem ich möglichst dicke Bretter aus einer Holzart zusammen gesucht habe geht es dann los. Mit der Abrichte wird zuerst eine schmale Seite der Bretter gerade gehobelt; danach wird dann die andere schmale Seite parallel dazu gesägt. Mit meinem Opa habe ich schon als Kind oft mit Holz gewerkelt und beim Busausbau hat uns Kai einige Tricks gezeigt, sodass ich jetzt hier viele Arbeitsschritte selbständig erledigen kann.
Was aber neu für mich ist: da wir hier unabhängig vom Stromnetz sind, funktioniert die Hobelmaschine nur, wenn genug Sonne da ist. Außerdem brauchen die anderen für ihre Projekte natürlich auch Strom, sodass wir uns immer mal absprechen müssen. Eine wirklich interessante und auch wichtige Erfahrung für mich.
Martin arbeitet währenddessen an seinem GIS-Projekt, wo er weitere Elemente wie etwa eine Brandschutzzone einfügt. Aufgrund der Waldbrandgefahr müssen um Häuser in Portugal in einem Umkreis von 50 m hohes Gras und Sträucher abgesenst werden. Innerhalb unserer Workawayer-Gruppe versuchen wir die Arbeit mit der Motorsense aufzuteilen, damit nicht einer die ganze Zeit diese Aufgabe erledigen muss. Mithilfe von Martins Karte kann man sich jetzt einfacher orientieren und Lucio muss nicht jedem neu erklären, wo genau die 50 m Grenze ist.
Durch Zufall kommt Martin mit Lucio im Gespräch über die Karte auf das Thema Drohnen und dass bei seiner vor einigen Wochen bei einem kleinen Zwischenfall ein Propellerarm gebrochen ist. Unser Gastgeber bietet an sich das Gerät mal anzuschauen und wenn es möglich ist auch zu reparieren. Was kann schon schief gehen – die Garantie ist schließlich bereits abgelaufen.
Daher treffen wir uns diesen Dienstagnachmittag zur Drohnen-OP. Für Martin scheint es jedenfalls so zu sein, denn jeden kleinen Knarzer, den die Plastikverkleidung beim Öffnen macht, fühlt er mit 😀 . Lucio ist da anscheinend schmerzfreier, aber er baut auch seinen eigenen Drohnen zusammen und repariert viele seiner anderen elektronischen Geräte selbst. Schlussendlich wird der Propellerarm mit Zwei-Komponenten-Kleber geleimt und einem kleinen Stück CFK-Platte verstärkt. Jetzt muss Martin sich für den ersten Testflug nur noch gedulden bis der Leim ausgehärtet ist – wohl die schwierigere Aufgabe 😉
So nach und nach wachsen wir auch als Gruppe wirklich gut zusammen – eigentlich schade, dass die meisten von uns am Ende dieser Woche weiterreisen. Deshalb organisieren wir an den Abenden ein gemeinsames Burger-BBQ mit unseren Gastgebern oder treffen uns zum Essen in einem Restaurant des nahe gelegenen Dorfes.
Am Freitag, unserem letzten Arbeitstag, sind wir dann noch einmal richtig produktiv. Auch Lucio ist heute schon zeitig am werkeln und bringt Martins Drohne bei uns vorbei. Dem Testflug steht jetzt nichts mehr im Weg:)
Danach stellt Martin für nachfolgende Workawayer eine kleine Dokumentation zu seinem GIS-Projekt zusammen und wir kleben zusammen mit Jean die zweite Tischhälfte zusammen. Mit der CNC wird dann jeweils ein Halbkreis ausgefräst und danach beginnt das Schleifen. Das dauert eigentlich am längsten und ich bin bis zum späten Nachmittag damit beschäftigt.
Lara versorgt Martin und mich mit leckeren Eierkuchen und danach gibt es dann das erste Feierabendsbier am (noch nicht ganz fertigen) Tisch, während die Sonne untergeht.
Jetzt müssen wir eigentlich nur noch kurz aufräumen und dann sind wir fertig für heute. Haben wir jedenfalls gedacht…. Beim Abdecken der Geräte mit großen Plastikplanen fällt Martin irgendetwas in den Nacken und er spürt einen Biss. Er vermutet eine Wespe und greift hinter seinen Kopf. In der Hand hat er aber auf einmal ein wesentlich größeres Tier mit mehr Beinen.
Ich bin immer noch sehr froh, dass ich gerade in diesem Moment ein Gerät weggebracht habe und nicht direkt daneben stand. Meinen Schrei hätte man bestimmt kilometerweit hören können. Lucio, der schließlich aus Brasilien kommt, verhält sich zum Glück äußerst professionell: er macht ein Foto der Spinne und fängt sie mit einem Glas ein. Dann suchen wir im Internet nach der Art und ob sie giftig ist. Nach einigen Minuten gibt Lucio dann erstmal Entwarnung; sofern man keine bestimmten Allergien hat ist es wie ein Bienenstich. Auf den Schreck könnten Martin und ich mindestens noch ein Feierabendsbier trinken – Lucio nimmt das Ganze schon wieder mit Humor und macht Scherze über (interessante) Tiere aus seiner Heimat. Mir reichen ehrlich gesagt schon die in Südeuropa…
Am Samstagvormittag verabschieden Martin und ich uns von den anderen – vielleicht treffen wir uns ja nochmal in Portugal 😉 . Wir beide fahren erstmal weiter nach Sagres, wo wir in den nächsten Tagen erstmal ein paar Tage am Strand verbringen wollen. Außerdem haben wir von Sarah und Raphael den Tipp bekommen in Sagres sehr günstig gebrauchte Neoprenanzüge zu kaufen. In den nächsten Wochen wollen wir nämlich etwas Neues ausprobieren – Surfen… Zuerst probieren wir die Anzüge aber natürlich aus und fahren an den Praia do Beliche. Ein bisschen seltsam ist es schon, denn alle anderen im Wasser haben ein Surfbrett dabei. Nur wir sind ohne da und warm genug um baden zu gehen ist es nun auch noch nicht wirklich 😀 Mit Anzug ist es aber ok; vor allem den Wind merkt man nicht so.
Auf dem nahe gelegenen Campingplatz treffen wir uns mit Bekannten aus Spanien: Heike und Thomas sind auch gerade in der Gegend. Eigentlich ein ganz schön krasser Zufall… Vor ein paar Tagen haben Martin und Thomas telefoniert und wir haben festgestellt, dass die beiden nur ein paar Kilometer entfernt von unserer Workaway-Farm stehen. Wir haben uns dann auf ein kleines Feierabendsbier getroffen (was wir uns nach der Arbeit wirklich verdient haben 😉 ) und beschlossen uns am kommenden Wochenende zu treffen.
Wir verbringen zwei ruhige Tage auf dem Campingplatz und planen unsere weitere Reise durch Portugal – am Montag soll es dann weiter in Richtung Norden gehen. Mit Heike und Thomas verabreden wir uns am Sonntag zu einer langen Pastewka-Nacht, die für die beiden eine lange Tradition hat. Mit dabei ist natürlich auch Butze, die sich neben uns zusammen rollt und Gemütlichkeit verbreitet. Schon schön mal einen Abend auf dem Sofa zu verbringen und rumzufläzen… Sowas vermissen wir manchmal in unserem Gustav 😉
Das war wieder ein toller Bericht von Euch.Ich hoffe eure Projekte bei Lucio werden erfolgreich zu Ende gebracht…Auch scheint ihr am Beginn einer großen Surfer-Karierre zu stehen….
PS:Die schöne Spinne schaut sehr interessant aus…Grüße und gute Weiterreise wünschen Sven und Andrea…
Okay, bei der Spinne wär ich ausgeflippt 😂🙈 alles gut mit dem Biss?
Vielen Dank für die lieben Grüße. Wir hoffen unsere wenigen Surferfahrungen in Zukunft vielleicht noch weiter ausbauen zu können. Ansonsten habe ich keine weiteren Folgen des Spinnenbisses, leider auch keine neuen Fähigkeiten 😀 . Es war wirklich wie ein Bienen- oder Wespenstich – anfangs ein starker Stich und danach hat es gejuckt.