In der Semana Santa geht es für uns vom Meer in die Berge Asturiens
An diesem Montag erwartet uns schon wieder ein Regentag – aber was heißt schon wieder? Es ist ja schließlich erst April und wir sind in Galicien; der regenreichsten Region Spaniens. Naja, wir lassen uns bei der Abreise vom Campingplatz viel Zeit und legen dann wieder einen Fahr- bzw. Einkaufstag ein. Gegen Abend suchen wir uns einen Stellplatz in der Hafenstadt A Coruna und kurz vor der Dämmerung klart es sogar nochmal auf 😀 Mal sehen, ob das Wetter bis morgen durchhält…
Am kommenden Tag fahren wir weiter nach Ferrol, wo wir das Schifffahrtsmuseum besuchen wollen. Die Industriestadt ist bekannt für ihre Werften und außerdem ein Marine-Stützpunkt.
Nach dem Mittag laufen wir in Richtung des Canido-Viertels. In den letzten Jahrzehnten steckte Ferrols Schiffsbauindustrie in einer Krise und viele Menschen zogen fort – so auch im Barrio Canido. Um die vielen leerstehenden Häuser bunter zu gestalten begann der lokale Künstler Eduardo Hermida die grauen Fassaden mit Gemälden zu verschönern. Nach und nach entwickelte sich daraus ein jährlich stattfindendes Künstlerfestival; ein Bild in Canido soll übrigens sogar von Banksy stammen…
Das zentrale Thema aller Fassadenbilder ist das Gemälde „Las Meninas“ von Diego Velazquez; einem Künstler des Barocks. Das Mädchen mit dem prächtigen Kleid ist in verschiedensten Interpretationen auf fast allen Mauern in Canido wiederzufinden. In den verwinkelten Gassen des Viertels kann man sich auf jeden Fall sehr gut verlaufen und selbst nach einer Stunde haben wir noch längst nicht alle Bilder gefunden… es ist fast ein bisschen wie eine Schatzsuche 😉
Gegen Abend fahren wir weiter bis nach Valdovino, wo wir einen Stellplatz mit Dusche gefunden haben auf dem wir mal wieder länger als einen Tag bleiben wollen. Das Schöne ist, dass wir einen Blick bis zum Strand und über die ganze Bucht haben.
Am Mittwoch wollen wir dann den Ort und den Strand erkunden; heute abend ist außerdem braten angesagt und dafür brauchen wir noch ein paar Dinge. Der Strand ist fast leer und außer ein paar Menschen mit Hund sind wir die einzigen hier. Eine Strandbar hat auf und wir beschließen dort entspannt einen Kaffee zu trinken bevor es wieder zurück zum Stellplatz geht.
Zum Abendessen gibt es heute leckeren Fisch (wir sind ja schließlich am Meer) mit Gemüse, Zwiebeln und Knobi 🙂 .
Für den nächsten Morgen haben wir unseren Wecker mal wieder deutlich zeitiger gestellt: heute geht es zum Praia as Catedrais ganz in den Nordosten von Galicien. Da wir bei Ebbe dort sein wollen, denn nur dann kann man unter den Felsentoren herumlaufen, müssen wir bereits kurz vor acht losfahren (zum Glück haben wir nicht wirklich oft Termine 😀 ).
Als wir auf dem Parkplatz in der Nähe von Foz ankommen, wird uns sofort klar, dass wir heute nicht die einzigen Besucher sind – und das mitten in der Woche. Woran wir nicht gedacht haben, ist dass die meisten Spanier in der Woche vor Ostern (der Semana Santa) Urlaub bzw. Ferien haben.
Für den Praia as Catedrais mussten wir uns im Vorhinein übrigens anmelden, da man nur mit einem QR-Code Zutritt zum Strand bekommt. Das hat den Zweck, dass nicht zu viele Besucher pro Tag hier sind – abgesehen von der Anmeldung per E-Mail ist der Eintritt aber kostenfrei. Beim Einlass müssen wir kurz anstehen und auch als wir unten auf dem „Meeresboden“ stehen, ist es für uns nach unseren bisherigen Erfahrungen in Galicien eher ungewohnt so viele Menschen um uns herum zu haben.
Die hohen Felsen, unter denen man hindurchlaufen kann, sind total beeindruckend; vor allem weil es viele Höhlen, Tore und Geheimgänge gibt. An den Felsen sehen wir oft Muscheln und viel Seegras, was einen tollen Farbkontrast ergibt. Ein wenig erinnert es uns hier an die Hopewell Rocks in New Brunswick in Kanada, die wir vor ein paar Jahren mit Freunden besucht haben.
Da die Flut so langsam wieder einsetzt müssen wir nach ca. anderthalb Stunden den Rückweg zum Eingang wieder antreten. Oben angekommen erwartet uns ein Dudelsackspieler in typischer Tracht. Der Dudelsack ist das „Nationalinstrument“ der Galicier (nicht nur der Schotten 😉 ) und zeugt von den keltischen Vorfahren. Das Instrument ist uns hier in den letzten Wochen bereits öfter begegnet.; zum Beispiel auf Stadtwappen.
Nach unserem Strandbesuch fahren wir weiter entlang des Atlantiks in Richtung Osten und verlassen Galicien. Im Vorhinein hatten wir bereits durch einige andere Reisende von der Schönheit der Natur und den vielen ruhigen Plätzen an den Stränden hier gehört. Auf jeden Fall sind wir mal wieder sehr positiv überrascht worden und konnten unserem Eindruck von Spanien ein neues Bild hinzufügen.
Im Osten grenzt Galicien an die Region Asturien, welche wir in den nächsten Tagen bereisen werden. Bereits auf den ersten Kilometern stellen wir ein paar Unterschiede fest: die horréos sind hier nicht mehr rechteckig sondern quadratisch und auf jeder Wiese am Straßenrand stehen Kühe. Nach einer kurzen Google-Recherche stellt sich heraus, dass Asturien der wichtigste Milchproduzent Spaniens ist und hier über 40 verschiedene Käsesorten hergestellt werden… Das klingt schon mal sehr gut 😉
Gegen Nachmittag erreichen wir unseren ersten Stellplatz an der Steilküste in der Nähe von Avilés und freuen uns über die wahnsinnig tolle Aussicht. Kurz nach der Ankunft werden wir von zwei neugierigen Ziegen begrüßt, die uns auf unserem kleinen Entdeckungsspaziergang (sehr auffällig) verfolgen. Wahrscheinlich haben sie auf einen Snack als Wegzoll von uns gehofft… Am Abend können wir dann von unserem Platz aus einen tollen Sonnenuntergang beobachten.
Da Spanien ein katholisch geprägtes Land ist, spielt die Karwoche (hier Semana Santa – heilige Woche) eine sehr wichtige Rolle. In den Dörfern und Städten finden während dieser Zeit jeden Tag Prozessionen statt, bei denen die Mitglieder der sogenannten Bruderschaften mit Trommeln und in Umhängen durch die Straßen ziehen. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und beschließen den Karfreitag in Avilés zu verbringen.
Pünktlich um 12 Uhr mittags trifft man sich auf dem Marktplatz um hier eine Viertelstunde lang zu trommeln. Selbst die kleinsten Kinder bringen hier irgendetwas zum Krach machen mit – typisch Spanien eben 😉 . Wie wir später erfahren, sollen die Trommeln aber eigentlich das „Beben der Erde“ darstellen, welches bei der Urteilssprechung und der Kreuzigung Jesu auftrat.
Die Zeit bis zur eigentlichen Prozession nutzen wir dann für Sightseeing und sind überrascht von den schönen kleinen Gassen, in denen viele alte Häuser erhalten sind. Wir suchen uns ein nettes kleines Café bis dann ungefähr gegen um fünf alle Menschen zum Kirchplatz strömen. Es ist scheinbar so viel los, dass man sich schon mal für einen guten Platz anstellen muss. Erst einmal sind wir von den Umhängen oder Kutten (wir wissen leider nicht genau, wie diese spezielle Kleidung genannt wird) überrascht, denn aus unserer Heimat kannten wir das nicht und es erinnert uns ehrlich gesagt auch eher an etwas anderes… Gleichzeitig ist das Ganze aber auch sehr beeindruckend für uns, denn die ganze Stadt ist voll mit Menschen – auch viele junge Leute scheinen sich in Spanien in der Kirche zu engagieren.
Da wir das anstehende Osterwochenende im Picos-Nationalpark verbringen wollen fahren wir nach dem Umzug noch eine gute Stunde bis nach Las Arenas. Hier haben wir uns einen schönen Campingplatz mitten in den Bergen gesucht. Bereits bei der Anfahrt haben wir immer wieder das Gefühl uns eigentlich in den Alpen anstatt in Spanien zu befinden. Unser Weg führt uns durch kleine Bergdörfer, links und rechts ragen die Felsen oft steil nach oben und auf den schrägen Bergwiesen stehen überall Kühe.
Was wir irgendwie auch vergessen haben: natürlich wollen auch viele andere zu Ostern ein Wochenende in der Natur verbringen. Ich schiebe es jetzt einfach mal darauf, dass wir gerade in unserer eigenen Zeit leben 😀 . Mit viel Glück bekommen wir aber noch einen Stellplatz.
Bei unserem für Samstag geplanten Osterspaziergang in das Bergdorf Bulnes, welches nur zu Fuß oder mit der Bergbahn erreichbar ist, haben wir aber nicht so viel Glück. Obwohl wir bereits am frühen Vormittag den Wanderparkplatz erreichen, ist dort kein Platz mehr und auch die ganze Zufahrtsstraße ist kilometerweit zugeparkt. Auf eine „Massenwanderung“ haben wir nicht wirklich Lust und beschließen daher wieder zurück zum Campingplatz zu fahren – ein wenig frustriert sind wir nun ehrlich gesagt auch… Nach einem Planungskaffee machen wir uns dann einfach von hier aus auf in die Berge.
Im Nachhinein haben wir damit alles richtig gemacht 🙂 . Wir finden spontan einen Weg mit wunderschönen Aussichten über das komplette Tal, neben uns sind immer wieder Ziegen, Kühe und Pferde und die Menschen, denen wir begegnen, können wir an zwei Händen abzählen. Auch mit dem Wetter haben wir richtig viel Glück – wahrscheinlich sollte es einfach so sein.
Als wir am Abend wieder bei Gustav auf dem Campingplatz ankommen sind wir zwar ganz schön ausgepowert aber gleichzeitig glücklich über diesen schönen und erlebnisreichen Tag. Als Ausgleich werden wir den morgigen Ostersonntag eher ruhig angehen. Schon seit einigen Tagen freuen wir uns darauf einen leckeren Braten mit Rotkraut und Semmelknödeln zu kochen… und vor allem zu essen 😉 . Mit unseren zwei Herdplatten ist auch das schon eine Herausforderung, wie wir bereits zu Weihnachten festgestellt haben. Eigentlich sind wir den ganzen Vormittag nur mit Kochen und Aufwaschen beschäftigt (so viel Geschirr hat man auf Reisen eben nicht dabei). Aufgegessen haben wir im Gegensatz dazu dann aber sehr schnell…
Am späten Nachmittag machen wir mit Kaffee und selbstgebackenen Karotten-Muffins im Gepäck einen kleinen Ausflug. Martin und ich haben uns gegenseitig nämlich jeder ein Osterei bemalt, welches nun geworfen werden muss. Da mir meins (mit Kuh und Igel) so gut gefällt, kann ich mich noch nicht davon trennen und beschließe es morgen früh zu essen… Martin ist da schmerzfreier 😉
Kurz vor acht ist nicht früh 😂
Sieht herrlich aus in den Bergen 🙂
Die Praia as Catedrais haben mich auch direkt an die Hopewell Rocks (Name hätte ich nicht mehr gewusst) erinnert! Und auch ein bisschen an die Cliffs of Moher in Irland. Wunderschöne Landschaft in Spanien, beeindruckend.